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       # taz.de -- Abkommen der EU: Strengere Finanzmarkt-Regeln
       
       > Die Finanzmärkte sollen nicht länger die Preise von Nahrungsmitteln
       > treiben können. Daher legt die EU striktere Grenzen für
       > Rohstoffspekulationen fest.
       
   IMG Bild: Nahrungsmittelspekulationen begrenzen, das ist das Ziel – Reissäcke des Welternährungsprogramms.
       
       BRÜSSEL rtr | Die EU hat sich auf strengere Regeln für den
       Hochfrequenzhandel und die Rohstoffmärkte geeinigt. „Wir haben ein
       Abkommen“, sagte die britische Europaabgeordnete Sharon Bowles nach einem
       fast achtstündigen Treffen der Unterhändler von EU-Parlament,
       Mitgliedsländern und EU-Kommission in der Nacht zum Mittwoch. Die
       strikteren Finanzmarkt-Vorschriften sollen mehr Transparenz schaffen und
       Börsenturbulenzen abmildern.
       
       Die Überarbeitung der bestehenden EU-Richtlinie (MiFID) trägt dem
       technologischen Fortschritt Rechnung, da immer mehr Geschäfte in
       Sekundenbruchteilen getätigt werden. Die EU-Politiker beschlossen zudem
       Positionslimits im Handel mit Rohstoffen, die starke Schwankungen bei
       Lebensmittel- und Energiepreisen verhindern sollen.
       
       „Nahrungsmittel- und Rohstoffspekulation werden in Zukunft harte Grenzen
       gesetzt“, erklärte der wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der
       Grünen im Europaparlament, Sven Giegold. „Exzessive Liquidität auf Europas
       Finanzmärkten kann künftig nicht mehr die Preise von Nahrungsmitteln
       treiben.“
       
       Einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen war bis zuletzt die Frage, ob
       Derivate auf bestimmte Rohstoffe wie Gas, Öl oder Kohle der
       MiFID-Richtlinie unterliegen sollen oder nicht. Vor allem Großbritannien
       wollte hier Ausnahmen. Die britische Regierung fürchtet vor allem um die
       Wettbewerbsfähigkeit ihres Finanzplatzes London, wenn Regeln zu strikt
       ausfallen.
       
       Im November hatte man sich darauf geeinigt, dass Geschäfte auf
       undurchsichtigen Handelsplattformen - sogenannten "Dark Pools" - nur noch
       im geringen Umfang möglich sein sollten. Auch Regeln über eine
       Mindesthaltedauer von Wertpapieren waren in trockenen Tüchern. Daneben
       werden neue Plattformen (OTF - Organised Trading Facility) eingeführt, die
       den rund 640 Billionen Dollar schweren außerbörslichen Handel (OTC)
       transparenter machen sollen.
       
       Die Unterhändler standen bei den Verhandlungen unter Zeitdruck, denn die
       Richtlinie soll noch vom EU-Parlament abgesegnet werden, bevor dieses Ende
       Mai neu gewählt wird. Der nun gefundene Kompromiss muss noch vom
       Straßburger Plenum und den Mitgliedsstaaten im EU-Rat abgesegnet werden.
       
       15 Jan 2014
       
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