# taz.de -- Kommentar No-Spy-Abkommen: Zupf mal einer am Blümchen
> Die US-Regierung hat wenig Interesse daran, Deutschland Zugeständnisse zu
> machen. Es ist wieder Zeit für Trübsal – und für Eigeninitiative.
IMG Bild: Sie lieben uns, sie lieben uns nicht … das Verhältnis zu den USA bleibt unterkühlt.
Gehört sich, gehört sich nicht, gehört sich, gehört sich nicht – wäre die
Welt eine schöne Blumenwiese, müsste man sich die Bundesregierung wie ein
verliebtes Mädchen im Ringelkleid vorstellen.
Es läge in der Sonne, die Beine übereinander geschlagen, und atmete ihre
Leichtigkeit in den Himmel hinein. In der Hand ein Gänseblümchen, jedes
Blütenblättchen eine Antwort: Gehört es sich oder gehört es sich nicht,
dass die, die wir für unsere Partner hielten, schon wieder so schroff zu
uns sind?
Die US-Regierung hat wenig Interesse daran, Deutschland Zugeständnisse zu
machen. Als sei das eine Neuigkeit, erinnern sich Politiker aller Couleur
nun an den Schrecken des vergangenen Jahres: War da nicht ein Partner, der
uns jäh verstieß? Und eine Bundeskanzlerin, die das geschehen ließ? Es ist
wieder Zeit für Trübsal.
Dabei war ein mögliches No-Spy-Abkommen zweier Dienste, über dessen Inhalt
die Öffentlichkeit nichts erfahren sollte, stets die lächerlichste aller
möglichen Antworten auf den NSA-Skandal. Es ist überfällig, aus der
emotionalen Empörung eine Politik der materiellen Konsequenzen herzuleiten.
Was sind die faktischen Möglichkeiten, die eine neue schwarz-rote
Bundesregierung hätte?
Zunächst bedarf es einer Generalinspektion: Welche offenen Flanken bietet
die Dateninfrastruktur in Deutschland, was ist besonders anfällig für den
Zugriff Dritter? Was können deutsche Behörden und Dienste zum Schutz vor
Angriffen tun?
Ein groß angelegter öffentlicher Lagebericht zur IT-Sicherheit und eine
verbindliche Agenda zur Wiederherstellung der Gültigkeit von Bürgerrechten
in der digitalen Sphäre wäre ein Anfang. Doch selbst die einst lauten
Sozialdemokraten haben alle wesentlichen Bürgerrechts- und
Datenschutzbereiche in die Hände der CDU gelegt.
Das heißt: Fortan wird sich in Sachen NSA-Affäre die Geschichte
wiederholen. Man sieht sich. Auf der Blumenwiese.
14 Jan 2014
## AUTOREN
DIR Martin Kaul
## TAGS
DIR No-Spy-Abkommen
DIR NSA-Skandal
DIR IT-Sicherheit
DIR Geheimdienst
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR Netzaktivisten
DIR Datenschutz
DIR NSA
DIR NSA
DIR USA
DIR NSA-Skandal
DIR Apple
DIR Australien
DIR US-Botschaft
DIR Großbritannien
DIR Edward Snowden
DIR NSA
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Bundestagsausschuss „Digitale Agenda“: Die Suche nach der Zuständigkeit
Die Netzpolitik ist nun auf der Agenda angekommen. Dumm nur, dass der
Digital-Ausschuss des deutschen Bundestags so wenig zu sagen hat.
DIR Reform des EU-Datenschutzes: Aufschub für Internetkonzerne
Die Europäische Union verschiebt den Beschluss über eine neue
Datenschutzverordnung bis nach der Europawahl. Der Ausgang ist wieder
völlig offen.
DIR Nach den Snowden-Enthüllungen: Obamas Überwachungskosmetik
Barack Obama wird in seiner Rede zu den Überwachungspraktiken der NSA laut
Medienberichten kaum substantielle Änderungen verkünden.
DIR Obamas Expertengruppe zur NSA: Entspannt euch
Gut, die NSA ist vielleicht in ihrer Datensammelwut etwas weit gegangen,
aber deswegen alles gleich abschaffen? Nicht nötig, finden die Experten des
US-Präsidenten.
DIR Spähprogramm „Quantum“: NSA jetzt auch offline
Der US-Geheimdienst präpariert Computer, um auch ohne Internetverbindung
auf sie zugreifen zu können. Auch Rechner der EU sollen betroffen sein.
DIR Spionageabkommen könnte scheitern: No Spy? No Way!
Die USA sind wohl kaum zu Verzicht auf Spionage bereit. Während sich die
SPD empört zeigt, will ein CDU-Minister weiter verhandeln.
DIR Spähprogramm Dropoutjeep: Apple will kein Schnüffler sein
Ein Magazin und ein Internetaktivist deuteten eine Zusammenarbeit von Apple
mit dem US-Geheimdienst NSA an. Nun dementiert der IT-Konzern.
DIR Australien plante Datenweitergabe: Bürgerdaten für „Five Eyes“
Der australische Geheimdienst sammelte die Daten seiner Bürger und bot sie
Partnerländern an. Wurden damit Gesetze umgangen?
DIR Verfassungsschutz zum Abhörskandal: Handy aus im Reichstag
Deutsche Sicherheitskreise weisen auf zahlreiche ausländische Botschaften
im Regierungsviertel hin. Von dort könnten Politiker abgehört werden.
DIR Britischer Geheimdienst in Berlin: Empörung über mögliche Lauscher
Union und SPD äußern sich besorgt über die Berichte zum britischen
Spähposten in Berlin. Am Nachmittag hat der Außenminister deshalb den
Botschafter einbestellt.
DIR Documentation of Snowden's letter: „Speaking the Truth is not a Crime“
„My government [...] seeks to criminalize political speech“, whistleblower
Edward Snowden writes in a letter to Germany.
DIR Neue Snowden-Enthüllungen: Verschlüsselung geknackt
Geheimdienste können wohl einen Teil der verschlüsselten Netz-Verbindungen
mitlesen. Auch SSL-Verschlüsselungen soll nicht mehr sicher sein.