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       # taz.de -- Internationaler Gerichtshof in Den Haag: Strafanzeige gegen britische Armee
       
       > Was geschah in britischen Militärgefängnissen im Irak? Kam es zu Folter
       > oder schlimmeren? Mit diesen Fragen beschäftigt sich jetzt auch der
       > Internationale Strafgerichtshof.
       
   IMG Bild: Noch nicht komplett aufgearbeitet: Der Einsatz der britischen Armee im Irak, hier Soldaten in der Nähe von Basra 2007.
       
       LONDON dpa | Angebliche Kriegsverbrechen und systematische Folter der
       britischen Armee im Irak sollen jetzt auch den Internationalen
       Strafgerichtshof in Den Haag beschäftigen. Eine Menschenrechtsorganisation
       und eine britische Anwaltskanzlei haben nach jahrelangen Ermittlungen in
       Großbritannien nun auch in Den Haag Strafanzeige gestellt, wie die
       Süddeutsche Zeitung und der Norddeutsche Rundfunk berichteten.
       
       Die Vorwürfe von mehr als 100 Irakis sind seit mehreren Jahren Gegenstand
       gerichtlicher Untersuchungen in Großbritannien. Die Betroffenen hatten sich
       mit der Art und Weise, wie die britischen Behörden mit den Fällen umgehen,
       jedoch wiederholt unzufrieden gezeigt.
       
       Einer der bekanntesten Fälle ist der des Irakers Baha Mousa, der in
       britischer Haft umkam. Eine Untersuchung hatte ergeben, dass gegen ihn
       Methoden angewandt worden waren, die nicht mit der Genfer Konventin
       vereinbar sind. Von sieben angeklagten Soldaten wurde im Jahr 2006 einer zu
       einem Jahr Haft verurteilt und unehrenhaft entlassen, die sechs anderen
       wurden freigesprochen.
       
       Nach Angaben der Betroffenen sollen Iraker von britischen Soldaten
       hingerichtet worden sein. Gefangene seien in einem Geheimgefängnis
       gefoltert worden, unter anderem durch tagelangen Schlafentzug. Andere
       hätten in erniedrigenden Positionen stundenlang auf Knien ausharren müssen,
       seien in nur einen Quadratmeter große Zellen gesperrt worden oder seien von
       Soldatinnen sexuell erniedrigt worden.
       
       Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) in Berlin
       und die Public Interest Lawyers (PIL), eine gemeinnützige Anwaltskanzlei
       aus Birmingham, hätten nun Klage gegen die britische Regierung in Den Haag
       eingereicht. Die Anwälte fordern Ermittlungen gegen hochrangige britische
       Kommandeure, damalige Minister und Staatssekretäre.
       
       ## 109 ehemalige irakische Gefangene sagten aus
       
       Konkret soll es um die Misshandlung von Gefangenen in den Jahren 2003 bis
       2008 gehen. Den Angaben zufolge haben insgesamt 109 ehemalige irakische
       Gefangene ihre Erlebnisse zu Protokoll gegeben. Bereits im Jahr 2005 waren
       in britischen Militärgerichtsverfahren auf deutschem Boden mehrere
       britische Soldaten verurteilt worden, weil sie im Camp „Breadbasket“ in der
       Nähe der südirakischen Stadt Basra Iraker misshandelt hatten.
       
       Das britische Verteidigungsministerium bestätigte am Freitagabend auf eine
       gemeinsame Anfrage von SZ und NDR, dass es im Irak zu Misshandlungen durch
       britische Soldaten gekommen sei – in „wenigen Fällen“. Den Vorwurf,
       britische Soldaten hätten systematisch gefoltert, wies ein Sprecher zurück.
       
       Die Fälle waren unter anderem im Mai vergangenen Jahres Gegenstand eines
       Verfahrens vor dem Londoner High Court. Damals hatte das Gericht die
       Vorwürfe, die Untersuchungen in Großbritannien seien nicht unabhängig,
       zurückgewiesen. Andererseits hatte das höchste britische Zivilgericht
       jedoch auch Mängel an dem Verfahren festgestellt und die Order erteilt, es
       müsse genauer untersucht werden. Die Untersuchungen hätten nicht die
       Vorgaben der Europäischen Menschenrechtskonvention erfüllt.
       
       11 Jan 2014
       
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