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       # taz.de -- Überwachung der NSA: Obama zieht die Zügel an
       
       > Wie stark wird der US-Präsident die Abhörpraktiken der NSA einschränken?
       > Nächste Woche wird er sich vermutlich konkreter dazu äußern.
       
   IMG Bild: Mit wem er telefoniert, das weiß nur er allein. Oder auch die NSA?
       
       WASHINGTON ap | Eine Zügelung der NSA-Überwachungsprogramme steht offenbar
       unmittelbar bevor. Voraussichtlich in der kommenden Woche werde
       US-Präsident Barack Obama neue Beschränkungen von Spähangriffen auf
       ausländische Regierungschefs bekanntgeben, hieß es am Mittwoch aus
       Regierungskreisen. Ebenso erwogen würden Änderungen an der Praxis des
       Geheimdiensts NSA, die Telefondaten von US-Bürgern zu überwachen.
       
       Vor der mit Spannung erwarteten Ankündigung berät sich Obama mit
       Abgeordneten, Interessenvertretern und Geheimdienstmitarbeitern, die für
       Mittwoch und Donnerstag ins Weiße Haus eingeladen wurden. Er sei immer
       dabei, einer Reihe von Entscheidern zuzuhören und Ratschläge einzuholen,
       sagte Regierungssprecher Jay Carney. Obama und sein Stellvertreter Joe
       Biden trafen sich auch mit Justizminister Eric Holder, dem nationalen
       Geheimdienstkoordinator James Clapper und den Chefs von NSA, FBI und CIA.
       
       Aus vom früheren Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden enthüllten
       Dokumenten geht hervor, dass die USA die Kommunikation etlicher verbündeter
       Regierungschefs abschöpfte, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die
       Enthüllungen sorgten international für Empörung und belasteten laut
       US-Regierungsvertretern Obamas Beziehungen zu anderen Staatschefs. Erst am
       Mittwochabend telefonierte Obama mit Merkel. Ob dabei auch die Affäre um
       die NSA zur Sprache kam, wollte das Weiße Haus nicht sagen.
       
       Konkret dürfte Obama eine stärkere Überwachung der Rahmenbedingungen für
       die nationale Geheimdienstaktivitäten, einem geheimen Dokument, das
       Prioritäten bei der Beschaffung geheimdienstlicher Informationen festlegt.
       Auf dem Papier basiert auch die Entscheidung, wie und welche ausländischen
       Regierungs- und Staatschefs ins Visier der NSA genommen werden sollen. Ein
       von Obama eingesetzter Prüfausschuss empfahl unlängst, die Zahl der Beamten
       zu erhöhen, die diese Prioritätenliste erstellen. Ein solcher Schritt
       könnte zu einer Begrenzung der Überwachung von US-Verbündeten führen.
       
       ## Wer soll die Datenströme verwalten?
       
       Es wird auch erwartet, dass der Präsident den wohl einschneidensten
       Vorschlag des Gremiums in Erwägung zieht: der NSA die Möglichkeit zu
       nehmen, Telefondaten von Millionen von US-Bürgern zu sammeln. Nach dem
       Willen der Prüfer sollen stattdessen Telekommunikationsfirmen oder
       Drittunternehmen die Datenströme künftig verwalten. Der Zugriff auf die
       Sammlung würde der NSA demnach nur gestattet, wenn sie für jede Datensuche
       eine gerichtliche Zustimmung einholt. Ausnahmen gälten nur im Falle von
       nationalen Sicherheitskrisen.
       
       Ob Obama die Vorschläge letztlich unterstützt, ist jedoch unklar. Bevor er
       seine Entscheidung trifft, sollte der Präsident noch einen anderen Bericht
       der halbunabhängigen Kommission für Privatsphäre und bürgerliche Freiheiten
       bekommen, die der Kongress ins Leben gerufen hatte. Allerdings wird der
       Report des Gremiums wegen nicht näher begründeten Verzögerungen nicht vor
       Ende Januar vorliegen.
       
       Am Mittwochabend beantragten Anwälte des Justizministeriums bei
       Bundesrichter Richard Leon, das Gerichtsverfahren gegen die
       Überwachungsprogramme der NSA auf Eis zu legen. Leon hatte im Dezember für
       Aufsehen gesorgt, als er die massiven Datensammlungen als womöglich
       verfassungswidrig einstufte. Der Richter sei gebeten worden, das laufende
       Verfahren und eine zweite anhängige Klage auszusetzen, bis das
       Berufungsgericht im Distrikt Columbia eine Berufungsklage der Regierung
       angehört habe, hieß es im Antrag des konservativen Anwalts Larry Klayman.
       
       9 Jan 2014
       
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