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       # taz.de -- Krise im Kongo: Ein Land voller Brandstifter
       
       > Noch mehr mysteriöse Gewalt: Nach dem „Putschversuch“ in Kinshasa und der
       > Ermordung eines Obersts erschüttern Kämpfe die wichtigste Bergbauregion.
       
   IMG Bild: Trauernde oder Täter? Soldaten fahren Oberst Mamadou Ndalas Leiche zum Flughafen von Beni zur Überführung nach Kinshasa.
       
       KAMPALA taz | Erneut hat es in der Demokratischen Republik Kongo Kämpfe
       gegeben. 26 Menschen starben bei den Gefechten außerhalb der
       südkongolesischen Stadt Lubumbashi, der Hauptstadt der kupferreichen
       Provinz Katanga. Sie brachen in der Nacht zu Dienstag aus und dauerten über
       acht Stunden. Die Armee habe schließlich die Rebellen der Miliz
       Bakata-Katanga zurückgedrängt, erklärte der Polizeichef von Lubumbashi,
       Patrick Sadiki, gegenüber BBC.
       
       Die Bakata-Katanga fordern die Unabhängigkeit der mineralienreichen Provinz
       Katanga, aus der auch Präsident Joseph Kabila stammt. Im Juni 2013 hatten
       sie Lubumbashi kurzzeitig eingenommen. Damals hatten zivilgesellschaftliche
       Gruppen in Katanga behauptet, dass General John Numbi die Rebellen
       ausrüstet; der vor Kurzem geleakte neue Bericht der UN-Expertengruppe zur
       Einhaltung des Waffenembargos gegen Kongos bewaffnete Gruppen liefert dafür
       Beweise.
       
       Der General wurde auch hinter den Angriffen auf den Staatssender und den
       Flughafen in Kongos Hauptstadt Kinshasa am 30. Dezember vermutet, in denen
       über 100 Männer, mit Macheten und Spitzhacken bewaffnet, sich Kämpfe mit
       Regierungstruppen lieferten.
       
       Numbi, selbst Katanger, gilt als Auftraggeber des Mords an Kongos
       berühmtesten Menschenrechtsaktivisten Floribert Chebaya 2010. Er wurde
       damals als Polizeichef suspendiert. Doch vor Gericht kam er nie. Seitdem
       scheint er das Land und die Regierung zu destabilisieren.
       
       Auch einem weiteren suspendierten General wird nachgesagt, Rebellen
       aufzurüsten. Gabriel Amisi, genannt Tango Four, wurde im November 2012 als
       Heereschef suspendiert, weil er Waffen an Milizen im Ostkongo geliefert
       hatte. Bis heute wurde ihm kein Prozess gemacht.
       
       ## Hausgemachte Unruhe
       
       Die beiden Fälle zeigen einmal mehr, dass die Konflikte im Kongo
       hausgemacht sind. Oftmals sind es Angehörige der Armee, die Unruhe stiften.
       So lassen auch die ersten Beweise in den Ermittlungen um den Mord an Oberst
       Mamadou Ndala vergangene Woche darauf schließen, dass er von Kameraden aus
       den eigenen Reihen getötet wurde.
       
       Mamadou gilt als Volksheld, nachdem es ihm als Kommandant der
       Spezialeinheiten der Armee gelungen war, die Rebellen der M23 (Bewegung des
       23. März) im Ostkongo zu besiegen. Am 2. Januar starb er, als unbekannte
       Täter nahe der Stadt Beni sein Auto beschossen. Mamadous Tod hat zu
       Protesten in der Bevölkerung geführt.
       
       Zuerst hieß es, Kämpfer der ugandischen Rebellen der ADF (Vereinigte
       Demokratische Kräfte) hätten die Panzerfaust abgefeuert, die Mamadous Auto
       traf. Seit Montag sind Armee-Ermittler in Beni, und es wurden Armeeoberst
       Tito Bizuru und dessen Leibwächter unter Hausarrest gestellt.
       
       Oberst Bizuru war Kommandant des in Beni stationierten Armeeregiments und
       damit für die Sicherheit der Straße zum Flughafen verantwortlich, auf der
       Mamadous Auto in Flammen aufging. Angeblich wurde das Telefon seines
       Leibwächters am Tatort gefunden.
       
       8 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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