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       # taz.de -- Einreiseverbot für israelischen Fußballer: Teaminteressen haben Vorrang
       
       > Die Vereinigten Arabischen Emirate verweigern dem Dan Mori die Einreise.
       > Sein Klub Vitesse Arnheim fliegt trotzdem ins Trainingslager.
       
   IMG Bild: Während seine Mannschaft in Abu Dhabi schwitzt, soll Israels Nationalspieler Dan Mori (rechts) mit der Nachwuchsmannschaft trainieren
       
       AMSTERDAM taz | Eigentlich spielt Dan Mori beim niederländischen
       Spitzenklub [1][Vitesse Arnheim] nur eine Nebenrolle. Das änderte sich
       schlagartig, als der Club am Sonntag ins Wintertrainingslager aufbrach.
       Reiseziel: Abu Dhabi. Nicht dabei: Dan Mori, der siebenmalige israelische
       Nationalspieler. Erst einen Tag vor der Abreise hatte der Klub erfahren,
       dass der Verteidiger als Israeli im Emirat nicht willkommen sei. Wie
       zahlreiche arabische Länder erkennt auch Abu Dhabi Israel nicht an und
       verweigert deshalb auch sportliche Kontakte.
       
       Seither bestimmt der Fall Mori die Schlagzeilen in den Niederlanden.
       Speziell die Frage, ob der Klub das Trainingslager unter diesen Bedingungen
       nicht hätte absagen müssen. Vitesse-Pressesprecherin Esther Bal erklärte im
       niederländischen Radio, es sei „besonders traurig“, dass Mori nicht
       mitdürfe. Zugleich aber verwies sie auf die „Verpflichtungen“, wozu sie
       auch die geplanten Freundschaftsspiele gegen Wolfsburg und den HSV zählte.
       
       Der taz sagte Bal am Montag, man hätte eigentlich eine Zusage gehabt,
       wonach Mori mit einer Ausnahmegenehmigung einreisen und am Trainingscamp
       teilnehmen dürfte. „Weniger als 24 Stunden vor der Abreise wurden wir dann
       informiert, dass sich dieser Standpunkt geändert hat.“ Zeit für eine
       reifliche Überlegung hätte es nicht gegeben. Eine Absage sei jedenfalls
       keine Option gewesen. Für die Vorbereitung der zweiten Saisonhälfte sei das
       Trainingslager außerdem essenziell. Zur Winterpause liegt Vitesse Arnheim
       punktgleich mit Ajax Amsterdam auf dem zweiten Platz der Ehrendivison.
       
       Dan Mori selbst war am Montag nicht zu erreichen. Vorübergehend trainiert
       er mit der Nachwuchsmannschaft des Klubs. Nach Angaben von Vitesse teile
       der Abwehrspieler die Ansicht, das Interesse des Teams habe Vorrang, und in
       diesem Interesse stehe das Trainingslager, um die Saisonziele zu erreichen.
       Via Facebook wünschte Mori seinen Teamkollegen eine gute Woche.
       
       ## „Gute Unterkunft, gute Gegner, gutes Wetter“
       
       Auffällig bemüht ist man in Arnheim, jede weitere Stellungnahme zu
       vermeiden. Auf der Website des Titelanwärters, der zum ersten Mal in den
       Emiraten überwintert, findet das Thema nicht statt. Esther Bal erklärte der
       taz: „Wir halten uns fern von Glauben und Politik. Wir wollen uns nicht in
       diese Dinge einmischen. Wichtig seien lediglich die Vorzüge von Abu Dhabi:
       „Gute Unterkunft, gute Spielfelder, gute Gegner und gutes Wetter.“
       
       Ähnlich defensiv und ausweichend fällt auch die Stellungnahme des
       niederländischen Fußballverbands KNVB aus: „Es ist vor allem eine
       politische Frage. Es ist Sache eines Vereins, zu bestimmen, wo ein
       Trainingslager abgehalten wird. Das steht jedem Klub frei. Wir haben damit
       nichts zu tun.“
       
       Genau diese Frage könnte in Zukunft allerdings immer wichtiger werden, denn
       die Golf-Region hat sich in den letzten Jahren zu einem Global Player auf
       der Fußballbühne entwickelt. Der „Fly Emirates“-Schriftzug prangt auf
       zahlreichen Trikots international bekannter Akteure, mehr und mehr
       Spitzenteams aus Europa kommen zu Trainingscamps und Freundschaftsspielen.
       Und dann sind da noch die finanziellen Engagements aus Katar bei Barcelona
       und Paris Saint Germain. Just dort befinden sich zurzeit auch Schalke und
       der FC Bayern im Trainingslager.
       
       Gerade Katar, das sich gern weltoffen und liberal gibt, machte im Herbst
       Schlagzeilen: Bei einem Schwimm-Weltcup in Doha wurde die israelische
       Flagge aus der Reihe der Fahnen der Teilnehmerländer vor dem Stadion
       entfernt. Bei einer TV-Übertragung erschien neben dem Namen der
       israelischen Schwimmerin Amit Ivri ein weißes Loch im Bild.
       
       ## „Klub ohne Rückgrat“
       
       Empörung zum Fall Dan Mori kommt nun vor allem von Seiten der
       niederländischen Politik. Der christdemokratische Abgeordnete Pieter Omzigt
       nannte Vitesse einen „Klub ohne Rückgrat“. Auch der Rechtspopulist Geert
       Wilders mischte sich via Twitter in die Debatte: „Vitesse hätte nicht in
       die VAE gehen dürfen. Jetzt akzeptieren sie den Judenhass der Emirate.
       Feige.“
       
       Von einer „furchtbar kindischen Aktion“ spricht unterdessen Esther Voet,
       die Direktorin des niederländischen Israel-Informations- und
       Dokumentationszentrum. Voet regt Proteste bei Fifa und Uefa an, blickt aber
       auch voraus: „Ich bin neugierig, was das für die WM in Katar bedeutet,
       falls Israel sich qualifizieren sollte.“
       
       6 Jan 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.vitesse.nl/vitessenl
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Müller
       
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