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       # taz.de -- Bölleranschläge in Hellersdorf: Auch Kita attackiert
       
       > In der Silvesternacht gingen nicht nur die Türen des Flüchtlingsheims zu
       > Bruch, sondern auch Scheiben einer Kita. Am Samstag wird gegen Rassismus
       > demonstriert.
       
   IMG Bild: Der Eingang zum Flüchtlingsheim in Hellersdorf nach der Böllerattacke
       
       Nach den Anschlägen auf das Hellersdorfer Asylheim in der Silvesternacht
       will die Linke den Vorfall im Abgeordnetenhaus thematisieren. Man werde
       fragen, „ob die Sicherheit dieses Asylheimes ausreicht oder mehr Polizei
       vor Ort präsent sein muss“, kündigt ihre aus Hellersdorf stammende
       Abgeordnete Regina Kittler gegenüber der taz an. „Nach der Hetze auf der
       Facebookseite der Heimgegner hätte ich erwartet, dass die Polizei zumindest
       in der Silvesternacht ständig vor dem Heim steht. Dann hätten sie die Täter
       auch auf frischer Tat erwischen können.“ Die Polizei sei zwar bereits sechs
       Minuten nach Eingang der ersten Meldungen vor Ort gewesen. Doch da waren
       die Täter schon über alle Berge.
       
       Die Polizei hatte auch am Freitag keinen konkreten Hinweis zu den Tätern.
       Polizeisprecher Guido Busch sagt, dass sich die Ermittlungen als sehr
       schwierig erweisen, „weil die Täterbeschreibungen zu allgemein sind.“
       Sollten sich nicht noch Zeugen bei der Polizei mit neuen Hinweisen melden,
       könnten sie im Sande verlaufen, so Busch.
       
       Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte es neben den beiden Böller-Anschlägen
       in der Silvesternacht auf Eingangstüren des Asylheimes in Hellersdorf einen
       dritten Anschlag mit derselben Handschrift auf eine benachbarte Kita
       gegeben. Auch dort zersplitterten Fensterscheiben, es entstand Sachschaden
       im vierstelligen Bereich. In der Kita trifft sich die Gruppe „Hellersdorf
       hilft“, die sich nach der Bürgerversammlung im Juli gebildet hatte, auf der
       die NPD Pogromstimmung geschürt hatte.
       
       Als Reaktion auf die Anschläge haben antirassistische Gruppen für den
       heutigen Samstag eine Demonstration durch Hellersdorf angemeldet.
       Polizeisprecher Guido Busch bestätigt die Anmeldung für 14 Uhr ab dem
       Alice-Salomon-Platz. Sie wurde ohne Änderungen genehmigt.
       
       „Wir wollen zeigen, dass es in Hellersdorf Menschen gibt, die sich
       solidarisch mit Geflüchteten zeigen“, sagt der Hellersdorfer Joshua Kling
       von der Anmeldergruppe. „Um bei den Geflüchteten keine Missverständnisse
       aufkommen zu lassen, wird der Demonstrationszug einen respektvollen Abstand
       zum Heim wahren.“ Die grüne Abgeordnete Canan Bayram, die mit Heimbewohnern
       und -mitarbeitern gesprochen hatte, berichtet, dass die Anschläge zwar
       keine Panik ausgelöst hätten, aber vereinzelt Ängste.
       
       Joshua Kling geht davon aus, dass es keine reine Antifademo sein wird.
       „Nachbarn und Bezirkspolitiker von Linken und Grünen haben ihr Kommen
       angekündigt“, sagt er. Er rechnet mit 150 Teilnehmern.
       
       Die rassistische „Bürgerbewegung Hellersdorf“ hat auf ihrer Facebookseite
       im Hinblick auf die Demonstration Angst vor dem „linken Mob“ geschürt und
       angekündigt, die Demonstration „kritisch und anonym zu begleiten“ – eine
       Formulierung, die viele Auslegungen zulässt. Demo-Mitorganisator Joshua
       Kling sieht das gelassen. „Wir kennen einen Großteil der üblichen
       Pappenheimer und werden da mit Polizei kooperieren, wenn die unsere
       Persönlichkeitsrechte verletzen oder Straftagen begehen sollten.“
       
       Bundesweit gab es im vergangenen Jahr 43 rechtsextrem motivierte
       strafrechtliche Delikte gegen Asylbewerberunterkünfte. Das sagte die
       Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken. Das ist eine
       deutliche Zunahme gegenüber den Vorjahren. 2012 waren es 24 solche Delikte.
       
       3 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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