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       # taz.de -- Berliner Silvester-Schätzung: Millionen Touristen ohne Bett
       
       > Zwei Millionen Gäste sollen zum Jahreswechsel Berlin besucht haben.
       > Klingt super - ist aber unwahrscheinlich.
       
   IMG Bild: Unscharfes Bild: Wieviele Besucher an Neujahr in Berlin tatsächlich waren, lässt sich kaum sagen
       
       Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging,
       dass alle Welt geschätzt würde. Und ein jeder ging in seine Stadt. So war
       das vor 2.000 Jahren, als Quirinius Statthalter von Syrien war. Und so ist
       es immer noch. Nur dass heute jeder an Silvester nach Berlin reisen muss.
       Und das Schätzen übernimmt Burkhard Kieker, Geschäftsführer der
       Stadtwerbeagentur visitBerlin. Der verkündete vorab, dass „rund zwei
       Millionen Gäste in der Stadt“ seien. Was ’n Knaller!
       
       In diversen Zeitungen stand prompt, dass die zwei Millionen am
       Brandenburger Tor feiern würden. Dabei lässt sich leicht errechnen, dass
       selbst die eine Million, die angeblich Jahr für Jahr das Feuerwerk
       bestaunen, nie und nimmer zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule
       passen. Platz wäre [1][selbst bei wohlwollendsten Berechnungen] maximal für
       300.000.
       
       Touristenschätzer Kieker, das muss man ihm zugutehalten, hatte die
       Doppelmillionen nicht für die Festmeile im Tiergarten, sondern für die
       ganze Stadt prognostiziert. Und da ist Platz genug – solange alle die Nacht
       durchmachen. Denn Schlafen ist nicht. Laut
       [2][//www.statistik-berlin-brandenburg.de/Statistiken/statistik_OT.asp?Ptyp
       =600&Sageb=45005&creg=BBB&anzwer=6:den jüngsten Zahlen des Landesamtes für
       Statistik boten im Oktober] in Berlin alle Beherbergungsbetriebe zusammen
       genau 137.663 Betten an, davon übrigens 3.900 auf Campingplätzen. Hinzu
       kommen sicher noch ein paar tausend Privatzimmer. Aber wo sind die
       verbleibenden rund 1,8 Millionen bettlosen Gäste untergekommen? Sind die
       allen in Obdachlosenasylen untergekommen. Nein, denn die haben stadtweit
       auch nur 500 Betten. Bleiben wie vor 2.000 Jahren die Krippen im Stall.
       Aber selbst da ist das Angebot in Berlin nicht so üppig wie einst in
       Bethlehem.
       
       Haben die Stadtvermarkter alle Brandenburger mitgezählt, die kurz die
       Stadtgrenze passiert und später zu Hause gepennt haben? Oder alle, die
       sturztrunken bei einer Silvesterbekanntschaft im Bett gelandet sind? Gern
       hätten wir visitberlin gefragt, aber da gin am Freitag niemand ans Telefon.
       Offenbar schlafen die noch ihren Silvesterrausch aus. Schon okay.
       
       Nüchterne Zahlen findet man ja bei den Landesstatistikern. Die zählten vor
       einem Jahr 724.497 Gäste in Berlin – nicht zum Jahreswechsel, sondern im
       gesamten Dezember.
       
       4 Jan 2014
       
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