# taz.de -- EnBW-Rückkauf: Preis doch gerechtfertigt?
> 2010 kaufte das Land Baden-Württemberg den Energiekonzern EnBW – für zu
> viel Geld, hieß es bislang. Ein neues Gutachten widerspricht.
IMG Bild: Behält er doch am Ende die Nase vorn? Stefan Mappus.
STUTTGART taz | Bei der Untersuchung des Rückkaufs des Stromkonzerns EnBW
durch das Land Baden-Württemberg steht jetzt Aussage gegen Aussage: Das
4,7-Milliarden-Euro-Geschäft sei zu teuer gewesen, und zwar um etwa 780
Millionen Euro, hatte der Gutachter berechnet, der von der
Staatsanwaltschaft Stuttgart beauftragt worden war.
Nun liegt ein neues Gutachten vor, das den Preis für gerechtfertigt hält
und Exministerpräsident Stefan Mappus (CDU) damit entlasten könnte. Gegen
ihn wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.
Mappus hat im Dezember 2010 pro EnBW-Aktie 41,50 Euro bezahlt. Dirk
Notheis, der das Geschäft als Vorstand der Unternehmensberatung Morgan
Stanley und persönlicher Freund von Mappus eingefädelt hatte, hielt den
Kaufpreis für angemessen.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft stützten sich aber auf die
Ergebnisse ihres Gutachters Wolfgang Ballwieser: Er hatte später einen
Aktienwert von 34,58 Euro errechnet. Der Strafverteidiger von Notheis,
gegen den wegen Beihilfe zur Untreue ermittelt wird, beauftragte daraufhin
den Finanzexperten Henner Schierenbeck mit einem Gegengutachten.
## 41,50 Euro oder 34,58 Euro – was war der wahre Wert?
Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten wirft Schierenbeck seinem
Kollegen Ballwieser einen „maßgeblichen Übertragungs- beziehungsweise
Rechenfehler“ vor. Notheis’ Verteidigung folgert, dass der offizielle
Gutachter Ballwieser ohne diesen einen Aktienwert von nahezu 40 Euro
ermittelt hätte. Die Ergebnisse gingen am Montag per Fax bei der
Staatsanwaltschaft ein.
Die Staatsanwaltschaft prüft nach Angaben eines Sprechers nun die neuen
Unterlagen. Auch der EnBW-Untersuchungsausschuss im Landtag wird reagieren
müssen. Andreas Glück, FDP-Obmann im Untersuchungsausschuss, forderte
gestern, dass auch Schierenbeck im Ausschuss gehört werden müsse.
Das neue Gutachten kommt auch für die grün-rote Landesregierung zur Unzeit:
Das Land fordert rund 840 Millionen Euro von der EdF (Électricité de
France), Verkäufer der EnBW-Aktien, zurück. Ab 20. Januar wird die Klage
des Landes gegen die EdF in Zürich verhandelt. Auf welcher Basis das
Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer entscheidet, dürfte mit
Spannung erwartet werden.
2 Jan 2014
## AUTOREN
DIR Lena Müssigmann
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