# taz.de -- Kommentar CSU-Kampagne: Feindbild Roma
> Einwanderer sind keine potenzielle Gefahr, sondern ein Gewinn für den
> deutschen Wohlstand. Die CSU-Kampagne vergiftet das Klima.
IMG Bild: Sieht Völkerwanderungen, wo keine sind: Horst Seehofer.
Ein Willkommensgruß sieht anders aus. Auf die vollständige Öffnung des
Arbeitsmarktes in der EU für Bürger aus Bulgarien und Rumänien, die seit
dem Jahreswechsel gilt, antwortet die CSU ausgerechnet mit einer Kampagne
gegen angebliche Sozialbetrüger aus anderen EU-Ländern.
Damit stellt sie nicht nur alle Einwanderer aus diesen Ländern unter
Generalverdacht. Sie schadet damit auch dem Ansehen Deutschlands, das auf
Zuwanderung angewiesen ist. Viele deutsche Krankenhäuser und Altersheime
etwa wären ohne Ärzte und Pfleger aus Osteuropa und dem Rest der Welt schon
jetzt längst zusammengebrochen.
Dabei ist klar, dass unter den neuen Zuwanderern auch welche sein werden,
die womöglich nicht in der Lage sind, sich allein durch ihrer Hände Arbeit
zu ernähren. Um sich auf diese Herausforderung einzustellen, brauchen
notorisch klamme Städte wie Duisburg, Dortmund oder Berlin Unterstützung.
Das geht aber auch, ohne Panik vor einer angeblich drohenden
Völkerwanderung aus den Armenvierteln Südosteuropas zu schüren. Ziemlich
unverhohlen zielt die CSU damit auf weit verbreitete Ängste und Vorurteile
gegenüber Roma, die als schwer integrierbar gelten.
Der Grund dahinter ist simpel: In Bayern stehen in diesem Jahr neben der
Europawahl im März auch Kommunalwahlen an. Die CSU will natürlich ihre
Vorherrschaft behaupten. Aus regionalpolitischem Kalkül ist sie deshalb
bereit, eine Menge europäisches Porzellan zu zerschlagen.
Für Angela Merkel wäre es an der Zeit, ein paar deutliche Worte zu
sprechen. Sie hat es sich ja mal auf die Fahnen geschrieben, für eine
„Willkommenskultur“ zu sorgen, die Einwanderer nicht mehr als potenzielle
Gefahr, sondern als Gewinn für den deutschen Wohlstand begreift. Die
CSU-Kampagne aber vergiftet das Klima.
2 Jan 2014
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DIR Daniel Bax
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