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       # taz.de -- Silvester-Bilanz in Berlin: Krach, Bum, Bäng
       
       > Berlin feiert das neue Jahr – und alle sind glücklich. Da kann 2014
       > eigentlich nur gut werden, oder?
       
   IMG Bild: Hier hat es mächtig gekracht.
       
       BERLIN dpa | Etwas ratlos standen zwei bemalte Straßenkünstler vor dem
       Brandenburger Tor. Am Neujahrsmorgen bestimmten nicht mehr die Touristen
       das Bild an dem Berliner Wahrzeichen, sondern Reinigungstrupps. Noch wenige
       Stunden zuvor begrüßten hier in der Hauptstadt Hunderttausende Menschen bei
       Deutschlands größter Silvesterfeier das neue Jahr.
       
       Ein riesiges Feuerwerk erhellte um Mitternacht am Brandenburger Tor zu den
       Klängen von "Freude schöner Götterfunken" den Himmel, während sich die
       Menschen in die Arme fielen. Tausende zückten gleichzeitig ihre
       Smartphones, um das Spektakel am Himmel zu filmen.
       
       Gäste aus aller Welt waren auf die zwei Kilometer lange Partymeile auf der
       Straße des 17. Juni geströmt. Bei Temperaturen um die null Grad waren
       Kopfbedeckungen mit Plüsch-Tierohren, glitzernde Zylinder und blinkende
       Brillen der Hit. "Die ist zum wiedererkennen - und außerdem ist es kalt",
       sagte ein extra aus Thüringen angereister Besucher über seine farbenfrohe
       Punk-Perücke über der Glatze.
       
       Maxime, Lara und Priscilla waren aus den Niederlanden zu der großen
       Silvester-Sause angereist. "Sehr beeindruckend" fanden sie die Partymeile
       und stießen fröhlich mit Glühwein an.
       
       Am Neujahrstag kehrten dann Männer und Frauen in ihren orangenen Westen die
       Reste der ausgelassenen Riesensause zusammen. "Wir sind schon lange hier",
       sagte eine junge Frau mit einer großen Mülltüte in der Hand am Morgen. Die
       Straßen waren übersät mit Plastikbechern, leeren Sektflaschen und Resten
       von Girlanden.
       
       Der private Veranstalter zeigte sich zufrieden. Seit dem 30. Dezember
       feierten mehr als eine Million Menschen den Jahreswechsel in Berlin, wie
       eine Sprecherin am Mittwoch sagte. "Es war ausgelassen und vor allem
       friedlich."
       
       Genauso bunt wie im Publikum ging es auch auf der Bühne zu: So brachte
       Scooter nach Mitternacht die Menschenmenge zum Hüpfen. Kurz vor dem
       Jahreswechsel ließ Sänger Heino im extravaganten Glitzer-Ledermantel das
       Publikum mit seiner Version des Ärzte-Songs "Junge" begeistert schunkeln.
       
       Schon früh wurden wegen des Andrangs alle Eingänge dicht gemacht. Zeitweise
       versuchten Besucher, über die Gitter zu klettern, um doch noch zur Party zu
       kommen. "Als es sehr voll war, gab es Gedränge an den Eingängen", sagte die
       Sprecherin des Veranstalters. Die Ordnungskräfte hätten aber alles unter
       Kontrolle gehabt.
       
       An 150 Ständen wurden Essen und Getränke angeboten. Einer davon gehört
       Herbert Päprer. Seit 1996 verkauft der gebürtige Rheinländer auf der
       Silvesterfeier Lebkuchenherzen und gebrannte Mandeln. Mit dem Umsatz zeigte
       sich Päprer zufrieden. Der Renner in jedem Jahr: das Herz mit der
       Aufschrift "Ich liebe dich". "Da können Sie nie was verkehrt machen",
       meinte er lachend.
       
       Aber nicht nur auf der Meile herrschte Hochbetrieb. Die Berliner Feuerwehr
       musste in der Silvesternacht zu knapp 1670 Einsätzen ausrücken.
       "Spektakuläre Großbrände blieben zum Glück aus", zeigte sich ein Sprecher
       erleichtert. Es seien auch rund 100 Einsätze weniger gewesen als beim
       Jahreswechsel 2012/13.
       
       Auch bei der Polizei in der Hauptstadt fiel Bilanz überwiegend positiv aus.
       Die Silvesternacht sei ruhiger als in den Vorjahren gewesen. Bei anderen
       traf das aber nicht zu. Im Unfallkrankenhaus Berlin wurden ungewöhnlich
       viele Menschen mit Brandverletzungen eingeliefert. Ein 31-Jähriger sprengte
       sich eine Hand mit einem illegalen Böller weg. Alle Operationssäle waren
       voll belegt. "Das war für alle eine harte Nacht", sagte eine
       Kliniksprecherin.
       
       1 Jan 2014
       
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