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       # taz.de -- Schönes beim 30C3: Hacken als Kunst
       
       > Oper für alle, blockierte Funksignale und Pakete für Julian Assange: Beim
       > Kongress des Chaos Computer Clubs ist Hacken nicht nur eine technische
       > Angelegenheit.
       
   IMG Bild: Gehackte Ampel?
       
       HAMBURG taz | Das Telefon klingelt, eine Stimme aus dem Hörer grüßt: „Hier
       ist das autonome [1][Operntelefon der Stadt Zürich]. Zu Ihrer Freude und
       Unterhaltung haben wir in der Zürcher Oper eine Wanze platziert. In wenigen
       Sekunden werden Sie live ins Opernhaus verbunden.“
       
       4.500 zufällig ausgewählte Zürcher Haushalte haben Carmen Weisskopf und
       Domajgoj Smoljo mit ihren zu Wanzen umgebauten Handys angerufen, die sie im
       Bühnenbereich der Oper versteckten. „Fünfzig Prozent des Züricher
       Kulturbudgets gehen an die Oper Zürich“, sagt Carmen Weisskopf, für einen
       Ort, den nur die Reichen besuchen, fand das Künstlerduo das Budget zu hoch
       und wollte die Veranstaltungen mit mehr Menschen teilen. Sie haben das
       Opernhaus gehackt.
       
       „ha|cken, schwaches Verb, durch geschicktes Ausprobieren und Anwenden
       verschiedener Computerprogramme unberechtigt in andere Computersysteme
       eindringen“, definiert der Duden das Verb „hacken“. Auf dem Kongress des
       Chaos Computer Club 30C3, ist das Hacken längst in andere Lebensbereiche
       eingedrungen. Vortragende berichten von Lockpicking, dem Aufbrechen von
       Schlössern, Mindhacking, dem Konsumieren von Drogen oder eben dem Hacken
       als Kunstform, wie das Schweizer Duo Weisskopf und Smoljo, die
       [2][Mediengruppe Bitnik], im Jahr 2007.
       
       Auch der Künstler [3][Julian Oliver] arbeitet mit Telefonen, aber mit
       solchen, die nicht ihm gehören. Mit seinen Objekten blockiert der in Berlin
       lebende Neuseeländer [4][Funksignale] oder liest Datenverkehr wie
       [5][unverschlüsselte Emails mit]. Die Technik funktioniert nur in einem
       begrenzten Umkreis. So kann der Spielzeugpanzer „No Network“, die
       Funksignale nur in einem Umkreis von 15 Metern stören.
       
       „Jedes Kunstwerk entspricht seiner Zeit“, sagt Julian Oliver. Und zu dieser
       Zeit gehöre konstruierte Infrastruktur wie die Börse, Geldautomaten,
       Supermärkte, Kühlschränke. Und eben auch die Kommunikation mit Telefonen
       und Internet. „Lasst uns diese Technik kritisch benutzen“, fordert er
       während seines Vortrags die Teilnehmer des 30C3 auf.
       
       „Wir nehmen den systematischen Blick des Hackings und wenden ihn nicht
       technisch, sondern auf die Gesellschaft an“, sagt Domajgoj Smoljo der taz.
       „Wie beim Hacking suchen auch wir die Schwachstellen“.
       
       Nachdem die Gruppe mit „[6][Delivery for Mr Assange]“ Julian Assange ein
       Paket mit Kamera und GPS-Sender schickte, das alle 15 Sekunden ein Foto
       sendete und live via Stream zu verfolgen war, versucht Bitnik in ihrem
       aktuellen Projekt ebenfalls ein Paket zu versenden – aus der
       ecuadorianischen Botschaft in London von Assange [7][an den
       Menschenrechtsaktivisten Nabeel Rajab] in Bahrain. Assange erhielt
       innerhalb von 32 Stunden das Päckchen. Das Paket an Rajab verschwand
       hingegen zwei Mal in Dubai. Im nächsten Jahr will sich das Künstlerduo mit
       dem Darknet beschäftigen, Details verraten sie noch nicht.
       
       30 Dec 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://vimeo.com/66007470
   DIR [2] http://wwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww.bitnik.org/o/
   DIR [3] http://julianoliver.com/output/category/projects
   DIR [4] http://julianoliver.com/output/no-network
   DIR [5] http://transparencygrenade.com/
   DIR [6] http://wwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww.bitnik.org/assange/
   DIR [7] http://rajab.bitnik.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bednarczyk
       
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