URI: 
       # taz.de -- Smartphones und Co: Der Schrott von morgen
       
       > Ausgediente Elektrogeräte werden nur sehr selten recycelt, bemängelt die
       > UN. In Deutschland scheitern die Kommunen an der Sammlung.
       
   IMG Bild: Heute schick, morgen Schrott.
       
       BERLIN taz | Smartphones, Tabletcomputer und Flachbildschirme lagen in
       diesem Jahr reichlich unterm Weihnachtsbaum. Auch ins nächste Jahr blickt
       die Branche optimistisch. Der Elektroverband ZVEI rechnet mit einer
       Umsatzsteigerung um 2 Prozent auf rund 170 Milliarden Euro.
       
       Die Geräte wandern in bereits gut gefüllte Wohnungen: 95 Prozent aller rund
       40 Millionen Haushalte verfügen über einen Fernseher, neun von zehn
       Deutschen besitzen ein Handy und fast die Hälfte aller Einwohner über 14
       Jahren ein Smartphone. Interessiert zur Kenntnis nehmen wird das die
       UN-Initiative StEP – „Solving the E-Waste Problem“, denn das
       High-Tech-Geschenk von heute ist der Schrott von morgen.
       
       Den hält StEP für ein unterschätztes Umweltproblem. Bis 2017 rechnet die
       Initiative aus Regierungen, Unternehmen, Verbänden und internationalen
       Organisationen mit 65 Millionen Tonnen Elektromüll, ein Drittel mehr als
       heute. Deutschland gehört demnach mit jährlich 23 Kilogramm Elektroschrott
       pro Person weltweit zu den führenden Müllproduzenten.
       
       Statistisch verursacht jeder US-Amerikaner 29 Kilo im Jahr und jeder
       Norweger 33 Kilo. Die Mengen des erzeugten Schrotts der Bewohner von Guinea
       oder Eritrea liegt hingegen im Grammbereich. Dramatisch ist nicht alleine
       die Menge an, sondern der Umgang mit Elektroschrott.
       
       ## Kaum Recycling
       
       Nach einer Studie des Ressourcenpanels der UN sind die Recyclingraten der
       in Elektrogeräten verwendeten Metalle erschreckend niedrig. Beim massenhaft
       eingesetzten Kupfer, Gold oder Silber sieht es mit Quoten über 50 Prozent
       noch relativ gut aus. Knappe und begehrte Elemente wie Gallium oder Lithium
       werden mit Quoten von unter 1 Prozent im Grunde gar nicht wiederverwendet.
       
       Ursache hierfür sind nach Expertenansicht vor allem die schlechten
       Sammelstrukturen für Elektrogeräte, sie seien „weder bürgernah noch
       flexibel“, sagt Klaus Müller, Vorsitzender des Elektrofachverbandes des
       Recyclingverbandes bvse. Es reiche nicht aus, dass die Bürger Geräte bei
       kommunalen Sammelstellen abgeben könnten. Bislang landen viele
       Elektrogeräte in der Müllverbrennung oder in illegalen Abfallexporten.
       
       Genaue Zahlen darüber sind naturgemäß schwer zu erhalten, doch eine Aktion
       von Interpol Anfang 2013 liefert Hinweise auf die Dimension: In den vier
       durchsuchten Häfen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und
       Großbritannien fanden die Ermittler in einem Drittel der überprüften
       Exporte illegalen Elektroschrott mit dem Ziel Westafrika und Asien. Dort
       gefährden seine teils giftigen Inhaltsstoffe Umwelt und Gesundheit der
       Menschen vor Ort.
       
       Die Sammlung und das Recycling von Elektronik-Altgeräten dürfte denn auch
       eines der ersten Themengebiete sein, in die sich die neue Umweltministerin
       Barbara Hendricks einarbeitet: Im Februar läuft die Frist aus, in der
       Deutschland eine EU-Richtlinie zum Elektroschrott umsetzen muss.
       
       27 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heike Holdinghausen
       
       ## TAGS
       
   DIR Elektroschrott
   DIR Ressourcen
   DIR Recycling
   DIR Recycling
   DIR Mülltrennung
   DIR Handy
   DIR Deutsche Umwelthilfe
   DIR Bolivien
   DIR Umweltpolitik
   DIR Recycling
   DIR Müll
   DIR Müll
   DIR Recycling
   DIR geplante Obsoleszenz
   DIR Handy
   DIR Kreislaufwirtschaftsgesetz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Recyling-Industrie für „Rohstoffwende“: Ein neues Label als letzter Ausweg
       
       Zwei große Metallrecycler fühlen sich mit ihren Problemen allein gelassen.
       Sie beklagen ein mangelndes Interesse von Politik und Industrie.
       
   DIR Mülltrennung wird komplizierter: Blink-Schuhe sind jetzt Elektroschrott
       
       Umweltschützer erwarten von der Neuerung des Elektrogesetzes nicht viel.
       Sie finden es wichtiger, die Sammelmenge zu steigern.
       
   DIR Rohstoffquelle Elektroschrott: Staub zu Staub
       
       Unsere Autorin begleitet ihr Handy zum Recyclinghof in Lustadt. Dort sieht
       sie zu, wie aus Schrott wieder ein Rohstoff wird.
       
   DIR Rücknahmepflicht alter Elektrogeräte: Der Schrottwichtel-Zwang
       
       Ausgediente Elektrogeräte wie Fernseher und Toaster sollen künftig im
       Geschäft um die Ecke abgegeben werden können. Was bedeutet das konkret?
       
   DIR Lithium-Vorkommen in Bolivien: Der weiße Schatz wird gehoben
       
       Lithiumbatterien sollen Boliviens Wirtschaft fördern. Nach Problemen bei
       der Lithiumförderung sind nun die ersten Akkus im Einsatz.
       
   DIR Grüne Lügen: Megatonnen statt Milligramm
       
       Die Umweltpolitik marschiert in eine falsche Richtung, sagt Öko-Doyen
       Friedrich Schmidt-Bleek. Der Forscher fordert in seinem neuen Buch eine
       Ressourcenwende
       
   DIR Immer mehr Läden tricksen: Gelbe Tonne in der Krise
       
       Immer mehr Geschäfte tricksen sich aus dem Dualen System heraus, um Geld zu
       sparen. Damit soll nun Schluss sein.
       
   DIR Rohstoffe recylen: Müllverbrennung wird überflüssig
       
       60 der 70 Verfeuerungssanlagen in Deutschland könnten stillgelegt werden.
       Die Konsequenz: In Zukunft müssen wir unseren Abfall besser trennen.
       
   DIR Schonende Müllentsorgung: Verpackung ist Käse
       
       Deutschland ist Recycling-Weltmeister? Das war einmal. Immer mehr
       Kunststoffe landen in der Müllverbrennung. Viel zu tun für die
       Umweltministerin.
       
   DIR Recycling von Handy-Akkus: Explosiver Stoff
       
       Das Sammeln von Hochenergie-Batterien kann brandgefährlich werden. Deshalb
       soll es nun Extra-Boxen geben. Eigentlich.
       
   DIR „Geplante Obsoleszenz“ in Geräten: Wegwerfen? Reparieren!
       
       300 Jobs geschaffen und 15.000 Tonnen Abfall vermieden – das ist die Bilanz
       des Reparaturzentrums in Wien. Es hat einen Hype im Land ausgelöst.
       
   DIR Debatte Elektroschrott: Sinnlose Selbstverpflichtung
       
       Nicht nur Handys produzieren zu viel Müll. Damit Tablet und Co nachhaltiger
       werden, muss die EU endlich neue Regeln durchsetzen.
       
   DIR Abfall in der Kreislaufwirtschaft: Lenkung? Abgelehnt!
       
       Das neue Programm der Bundesregierung zur Abfallvermeidung hat keine klaren
       Ziele. Zusätzliche Abgaben sind umstritten.