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       # taz.de -- Reaktionen auf Flora-Krawalle: Fehlersuche im Scherbenhaufen
       
       > Nach den Ausschreitungen bei der Roten Flora-Demo verlangt die CDU eine
       > Einschränkung des Demonstrationsrechts.
       
   IMG Bild: Der Tag danach: Am Sonntag bot die Schanze ein Bild der Verwüstung
       
       HAMBURG taz |Die schweren Ausschreitungen bei der Demonstration für den
       Erhalt der Roten Fora am Samstag haben ein parlamentarisches Nachspiel. Die
       Grünen haben für die nächste Woche eine Sondersitzung des Innenausschuss
       der Bürgerschaft beantragt. „Die Entwicklung der Auseinandersetzungen – von
       der gleich zu Anfang gestoppten Demonstration, über Steinwürfe,
       Sachbeschädigungen und das Verbot weiterer Demonstrationen – müssen wir
       unverzüglich parlamentarisch besprechen“, sagte die grüne Innenpolitikerin
       Antje Möller.
       
       Warum der Demonstrationszug im Schanzenviertel von der Polizei gestoppt
       wurde, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Während eine
       Polizeisprecherin am Samstag sagte, der Grund für den Stopp sei gewesen,
       dass die Polizei mit Steinen beworfen worden war, sagte Polizeisprecher
       Mirko Streiber, man habe die Demo gestoppt, weil die Demonstranten
       unangemeldet losgerannt seien. Zuvor war noch über die geänderte Demoroute
       verhandelt worden: Die Polizei wollte den Protestzug nicht mehr wie
       angemeldet über die Reeperbahn zu den Esso-Häusern laufen lassen, weil nach
       dem Heimspiel des FC St. Pauli am Freitagabend die Davidwache mit Steinen
       angegriffen und vier Streifenwagen demoliert worden waren.
       
       „Ich ziehe ein bitteres Fazit nach diesem Advents-Sonnabend voller Gewalt
       und Eskalation auf der einen Seite und ausgehebeltem Demonstrationsrecht
       für Tausende, die friedlich demonstrieren wollten, auf der anderen Seite“,
       sagte Möller. Sie bezeichnete die Gewalteskalation als „deutliche Mahnung
       an die Politik“ für strittige Themen wie die Rote Flora oder Bleiberecht
       für Flüchtlinge Lösungen zu finden.
       
       Das sieht der CDU-Innenpolitiker Kai Voet Van Vormizeele anders. Die
       „bürgerkriegsähnlichen Attacken linker Gewalttäter auf unsere Polizei“
       haben einmal mehr deutlich gemacht, dass dem „Missbrauch des
       Demonstrationsrechts Einhalt geboten werden muss“, sagte Vormizeele. Er
       verlangte eine Änderung des Demonstrationsrechts, um eine Anmelderhaftung
       zu ermöglichen: „Es ist nicht einzusehen, dass die Steuerzahler kollektiv
       für das kranke Freizeitvergnügen einiger weniger Psychopathen zahlen
       müssen.“
       
       Auch SPD-Innenpolitiker Arno Münster glaubt, „vielen Protestlern ging es
       einzig und allein um Krawall“. Er sei fassungslos über das „Ausmaß an
       Brutalität und blinder Zerstörungswut.“ Angesichtes der Ereignisse sei es,
       so Münster, die richtige Entscheidung gewesen, die City als
       „Gefahrengebiet“ auszuweisen.
       
       Die Rote Flora macht das Agieren der Polizei für den Ausbruch der Gewalt
       verantwortlich. Es stelle den „skandalösen politischen Versuch dar, das
       Versammlungsrecht auszuhebeln“ und die politischen Konflikte um die Rote
       Flora, Esso-Häuser und Bleiberecht von Refugees „hinter Rauchschwaden und
       Wasserwerfern unsichtbar zu machen“.
       
       Inhaltliche Unterstützung bekommt die Rote Flora von der Innenpolitikerin
       der Linken, Christiane Schneider, die ebenso wie die Antje Möller vor Ort
       war. „Ich habe den Eindruck, dass es die politische Absicht war, die
       Demonstration nicht stattfinden zu lassen“, so Schneider. Das Grundrecht
       auf Demonstration habe erheblichen Schaden erlitten. Die Polizei sei dem
       Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verpflichtet und habe deeskalierend
       einzuwirken. Doch viele Vorgehensweisen der Polizei wirkten „überfordert
       und konfus“, sagte Schneider. Sie zweifle daran, dass „eine Wahrung der
       Verhältnismäßigkeit beabsichtigt war“.
       
       ## Schwerpunkt SEITE 3
       
       ## Meinung & Diskussion SEITE 12
       
       22 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai von Appen
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg
       
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