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       # taz.de -- US-Präsident Obama zieht Jahresbilanz: Erst mal nach Hawaii
       
       > Barack Obama hat in einer Pressekonferenz 2013 Revue passieren lassen. In
       > der NSA-Affäre kündigt er Entscheidungen an. Wie die aussehen? Nun ja,
       > abwarten.
       
   IMG Bild: Kann auch noch lachen: US-Präsident Barack Obama
       
       WASHINGTON dpa/ap | US-Präsident Barack Obama hat sich für das kommende
       Jahr viel vorgenommen. Nach anhaltend guten Konjunkturdaten müsse 2014 für
       Amerika wirtschaftlich zum „Jahr des Durchbruchs“ werden, sagte er am
       Freitag in Washington kurz vor seinem Abflug in den Weihnachtsurlaub auf
       Hawaii.
       
       Auch in der NSA-Affäre kündigte er Entscheidungen nach seiner Rückkehr an.
       Korrekturen bei der stark kritisierten Gesundheitsreform, Diskussionen über
       Irans Atomprogramm sowie der Streit über die Schulden und das
       Einwanderungsgesetz werfen ihre Schatten voraus. Er wolle richtig anpacken,
       versicherte Obama.
       
       Schon für Januar kündigte er „definitive Aussagen“ an, inwiefern er die
       Ratschläge seiner Expertengruppe zur Reform der Geheimdienstprogramme
       umsetzen wolle. „Ich nehme das sehr ernst“, sagte der Präsident bei seiner
       letzten Pressekonferenz des Jahres. Dabei räumte er ein, dass die
       Datensammlung und Abhöraktionen der Spionagebehörde NSA zu einem
       Vertrauensverlust bei Amerikanern und ausländischen Partnern geführt
       hätten. Deshalb sei es nötig, dass es Änderungen an den NSA-Programmen
       gebe.
       
       Gleichzeitig betonte Obama aber, dass der umstrittene Spionagedienst sich
       innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewege. „Ich habe Vertrauen darin, dass
       die NSA nicht im Inland überwacht oder herumschnüffelt.“ Die Enthüllungen
       des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden hätten einen „unnötigen
       Schaden“ für die Geheimdienstarbeit und die Diplomatie verursacht.
       
       Besonders im Ausland habe es wenige rechtliche Einschränkungen für die
       Spionageaktivitäten gegeben, meinte er. Eine unabhängige Gruppe hatte Obama
       jüngst 46 Änderungen empfohlen, die ausdrücklich auch stärkere
       Zurückhaltung bei der Überwachung von Ausländern vorsehen.
       
       ## Sotschi und der Terminkalender
       
       Am Freitag war bekanntgeworden, dass die NSA und sein britischer
       Partnerdienst GCHQ auch EU-Kommissar Joaquín Almunia und
       höchstwahrscheinlich Israels damaligen Regierungschef Ehud Olmert überwacht
       hatten.
       
       Auch sein Fehlen bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi sprach Obama
       an. Es wäre angesichts seines vollen Terminkalenders sehr schwierig für ihn
       nach Russland zu reisen, sagte er. Mit der Delegation, die Washington
       entsende, wolle man aber ein klares Signal senden, dass die USA niemanden
       wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminierten. Die Gruppe mit den
       offen homosexuellen Sportlerinnen Billie Jean King und Caitlin Cahow
       „spricht für sich selbst“. Russland wird wegen seiner in diesem Jahr
       gebilligten Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung international scharf
       kritisiert.
       
       Mit Blick auf die Wirtschaft sagte Obama, das kommende Jahr werde
       entscheidend für die Erholung von der zurückliegenden Krise sein. Er ging
       auf positiven Konjunkturzahlen der vergangenen Wochen ein und meinte: „Die
       Wirtschaft ist stärker als sie seit langer Zeit war.“
       
       In den Diskussionen über die Vereinbarung mit dem Iran sagte er, dass neue
       Sanktionen, die einige US-Politiker fordern, nicht hilfreich wären. „Wenn
       wir es mit den Verhandlungen ernst meinen, dann müssen wir eine Atmosphäre
       schaffen, in der der Iran bereit ist, sich zu bewegen, obwohl es für ihn
       unbequem ist“, meinte Obama.
       
       Bei der Gesundheitsreform signalisierte Obama, dass er bei dem Großprojekt
       als Verantwortlicher einiges „vermasselt“ habe. Doch die schweren
       technischen Mängel mit der Internetseite für die Registrierung der Bürger
       in der Startphase seien weitgehend behoben.
       
       ## Schwankende Umfragewerte
       
       Auf seine sehr schlechten Umfragewerte angesprochen, sagte Obama: „Meine
       Umfragewerte sind immer viel auf und ab gegangen.“ Ob 2013 sein bisher
       schlimmstes Jahr als Präsident war, sagte Obama: „So denke ich nicht
       darüber.“
       
       Insgesamt war für Obama 2013 kein gutes Jahr. Der Abhörskandal, ein harter
       Kampf mit der Opposition um die Finanzen und neue Gesetze wie auch
       außenpolitische Probleme setzten im ersten Jahr nach seiner Wiederwahl
       stark zu. Wenige Stunden vor seinem Abflug nach Hawaii erreichte das Weiße
       Haus aber auch eine richtig gute Nachricht. 4,1 Prozent hochgerechnetes
       Wirtschaftswachstum im dritten Quartal – für Obama war das Labsal für die
       Seele.
       
       Wieder einmal verbringt die „First Family“ die Weihnachtsferien im
       sommerlich warmen Hawaii. Baden, Surfen und Golf sind angesagt, Ehefrau
       Michelle und die Töchter Sasha und Malia dürften ihren Vater mehr genießen
       als im Alltagsstress im Weißen Haus – in den vergangenen Jahren musste der
       Präsident den Urlaub wegen Ärger in Washington allerdings des öfteren
       verkürzen. Die Obamas wollen dem Vernehmen nach gut zwei Wochen in Hawaii
       bleiben.
       
       21 Dec 2013
       
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