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       # taz.de -- Nazis: Silvesterparty im Henker ist gesichert
       
       > Nach dem Willen der Vermieterin soll die rechte Szenekneipe Zum Henker in
       > Berlin-Schöneweide geräumt werden. Das Landgericht hat die Entscheidung
       > aufgeschoben.
       
   IMG Bild: Protestiert wurde gegen den "Henker" schon 2010.
       
       Der zweite Nackenschlag für die Berliner Naziszene innerhalb weniger Wochen
       ist vorerst ausgeblieben. Nach der Verurteilung des NPD-Landeschefs
       Sebastian Schmidtke wegen Volksverhetzung und Gewaltdarstellung vor dem
       Amtsgericht Anfang des Monats ging es am Freitag vor dem Landgericht um die
       Räumung der Nazikneipe Zum Henker in Schöneweide. Die Entscheidung verschob
       das Gericht auf den 31. Januar.
       
       Seit fast fünf Jahren schenkt Henker-Wirt Paul B. in Schöneweide
       „Odin“-Bier und „Himla“-Cocktails aus. Es finden 88-Cent-Partys,
       Rechtsrockkonzerte und politische Veranstaltungen statt. Laut
       Verfassungsschutz dient die Kneipe als Treffpunkt der rechten Szene aus
       Berlin – und darüber hinaus. Der harte Kern der Szene nutzt sie als
       Rückzugsraum, Vernetzungs- und Partyort sowie für den Wahlkampf der NPD.
       Seit ihrer Öffnung im Jahr 2009 häufen sich szenetypische Straftaten im
       Umfeld der Kneipe.
       
       ## Nach Protest eingelenkt
       
       Es bedurfte erst erheblichen Drucks aus der Zivilgesellschaft, dass der
       Vermieter, eine Erlangener Immobilienfirma, den Mietvertrag kündigte.
       Treptow-Köpenicks ehemalige Bürgermeisterin Gabriele Schöttler (SPD) hatte
       sich bis 2011 immer wieder vergeblich bemüht, den Vermieter zur Kündigung
       zu bewegen. Der aber hielt die Kündigung lange für rechtlich nicht
       durchsetzbar. Die Antifa demonstrierte vor einem Berliner Büro der
       Immobilienfirma. Auf mehreren großen Demonstrationen durch Schöneweide, an
       denen sich Landes- und Bezirkspolitiker beteiligten, wurde die Schließung
       des Szenetreffs gefordert. Im März dieses Jahres lenkte die Eigentümerin
       schließlich ein und kündigte den Mietvertrag. Sie begründete die Maßnahme
       damit, dass sie rechtsextreme Aktivitäten in ihrem Haus nicht dulden könne.
       
       Der Betreiber des Henkers, Paul B., hatte Rechtsmittel gegen Kündigung und
       Räumung eingelegt, sodass es gestern zur Verhandlung vor dem Landgericht
       kam. B. wurde von mehreren Zechkumpanen ins Gericht begleitet, die riesige
       Bierbäuche in den Saal schoben. Unter ihnen war auch Henker-Gast Uwe D.,
       der als Führungsfigur der verbotenen Kameradschaft „Frontbann 24“ galt und
       heute die neu gegründete Partei „Die Rechte“ repräsentiert.
       
       Eine gütliche Einigung kam nicht zustande. Die Vermietungsgesellschaft
       zeigte sich bereit, statt der damals ausgesprochenen fristlosen Kündigung
       eine Frist zur organisierten Abwicklung der Räumung bis Februar oder März
       festzulegen. Doch darauf ließen sich Paul B. und seine Geschäftspartner
       nicht ein. Die von Henker-Anwalt Carsten Schrank ins Spiel gebrachte
       Fristverlängerung bis Ende 2014 akzeptierte hingegen der Vermieter nicht.
       
       Die couragierte und pragmatische Richterin ließ in der Verhandlung
       durchblicken, dass sie mit der fristlos ausgesprochenen Kündigung Probleme
       hat. Eine fristgerechte Kündigung sei allerdings eine Option, die sie
       prüfen wolle. Somit ist es durchaus denkbar, dass der Bierhahn im Henker
       nächstes Jahr trockengelegt wird.
       
       Normalerweise hätte spätestens drei Wochen nach der Verhandlung eine
       Entscheidung des Gerichts feststehen müssen. Die ungewöhnlich lange Frist
       könnte damit zusammenhängen, dass dem Henker noch Gelegenheit eingeräumt
       wird, sich in einem Schriftsatz zu einem möglichen Kündigungstermin zu
       äußern. Hier hatte der Vermieter in der Verhandlung als „Ersatzantrag“ den
       15. Februar vorgeschlagen.
       
       Der in NPD-Kreisen beliebte Henker-Anwalt Schrank erklärte in der
       Verhandlung, dass ihm mit dem Tod gedroht worden sei.Polizeisprecherin
       Valeska Jakubowski bestätigte, dass der polizeiliche Staatsschutz wegen
       Bedrohung ermittelt.
       
       20 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
       ## TAGS
       
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