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       # taz.de -- Experten über US-Geheimdienste: NSA soll „robust“ bleiben
       
       > Experten fordern von Obama eine weitreichende NSA-Reform. Auch
       > „bedeutende Schritte“ zum Schutz der Privatsphäre werden angemahnt.
       
   IMG Bild: Kann weitermachen: der sogenannte NSA-Campus in Fort Meade.
       
       WASHINGTON afp | Die von US-Präsident Barack Obama eingesetzte
       Expertenkommission zur Überprüfung der Geheimdienste fordert weitreichende
       Reformen der umstrittenen Überwachungsprogramme. In dem am Mittwoch vom
       Weißen Haus veröffentlichten Abschlussbericht mahnen die Experten eine
       Begrenzung der Datensammlungen sowie eine stärkere Zusammenarbeit mit
       verbündeten Staaten an. Die National Security Agency (NSA) müsse aber
       „robuste“ geheimdienstliche Fähigkeiten behalten, heißt es in dem Bericht.
       
       Das Gremium komme zu dem Schluss, „dass einige der Befugnisse, die nach dem
       11. September geschaffen oder ausgeweitet wurden, fundamentale Interessen
       bei der individuellen Freiheit, der Privatsphäre und beim demokratischen
       Regieren unzulässig opfern“, heißt es in dem mehr als 300 Seiten starken
       Bericht. Die Bürgerrechte und die Sicherheitsbedürfnisse im Kampf gegen den
       Terrorismus müssten in ein „besseres Gleichgewicht“ gebracht werden.
       Gleichwohl bedeute das nicht, dass der „Kampf gegen den Terrorismus vorbei
       ist“, erklärte Gremiumsmitglied Richard Clarke.
       
       Obama hatte die mit Geheimdienst- und Rechtsexperten besetzte Kommission
       nach der weltweiten Empörung über die Spähaktivitäten der NSA ins Leben
       gerufen. Das fünfköpfige Gremium hatte Obama den Bericht mit insgesamt 46
       nicht bindenden Empfehlungen vergangenen Freitag vorgelegt. Die eigentlich
       für Januar geplante Veröffentlichung zog das Weiße Haus nun aber wegen
       „unvollständiger und unzutreffender“ Medienberichte über den Inhalt vor.
       
       Seit Juni sind durch die Enthüllungen des früheren
       US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden eine Reihe von Spähaktivitäten
       der NSA und verbündeter Geheimdienste ans Licht gekommen. So überwachte die
       NSA wohl nicht nur massenhaft E-Mails und Telefonate von Menschen rund um
       die Welt, sondern hörte auch Spitzenpolitiker aus befreundeten Staaten ab,
       darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
       
       ## Reform des Spezialgerichts Foreign Intelligence Surveillance Court
       
       Die Experten verlangen unter anderem „bedeutende Schritte“ für den Schutz
       der Privatsphäre von ausländischen Bürgern. Auch die Kriterien für die
       Bespitzelung ausländischer Staats- und Regierungschefs müssten verschärft
       werden. In den USA soll der Geheimdienst nicht länger systematisch
       Telefondaten von Bürgern speichern dürfen. Außerdem wird eine Reform des
       Spezialgerichts Foreign Intelligence Surveillance Court angeregt, das
       Spähaktionen im Inland billigen muss.
       
       Nicht zuletzt fordern die Experten eine transparentere Arbeit des
       Geheimdienstes, der die Öffentlichkeit über die Reichweite seiner
       Aktivitäten informieren müsse. Sie schlagen außerdem die Einrichtung einer
       Behörde zum Schutz der Privatsphäre vor, die die Arbeit der Geheimdienste
       überwachen und Beschwerden entgegennehmen soll. Das Weiße Haus erklärte,
       der Präsident werde zusammen mit seinen Sicherheitsberatern entscheiden, in
       welchem Umfang die Empfehlungen umgesetzt würden.
       
       Am Montag hatte ein US-Bundesgericht erstmals offen die
       Verfassungsmäßigkeit des Vorgehens der NSA in Zweifel gezogen. Das Gericht
       in Washington wertete das systematische Abgreifen von Telefondaten durch
       den Geheimdienst als gravierende Verletzung der Privatsphäre von
       US-Bürgern. Die Entscheidung ist allerdings vorläufig, um der Regierung die
       Möglichkeit zu einem Einspruch zu geben. Beobachter erwarten einen langen
       Rechtsstreit.
       
       Die UN-Vollversammlung nahm unterdessen eine unter der Federführung
       Deutschlands und Brasiliens ausgearbeitete Resolution zum Schutz der
       Privatsphäre im digitalen Zeitalter endgültig an. Das Plenum in New York
       billigte die als Reaktion auf die NSA-Spähaffäre eingebrachte Entschließung
       am Mittwoch im Konsensverfahren. Die nicht bindende Resolution stellt
       erstmals im Rahmen der UNO fest, dass die gleichen Rechte, die Menschen
       offline haben, auch online geschützt werden müssten.
       
       19 Dec 2013
       
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