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       # taz.de -- Braunschweiger Atommüll-Entsorger: Image-Wandel soll befrieden
       
       > Die Firma Eckert & Ziegler kündigt an, ihr Kompetenzzentrum für die
       > Entsorgung von Strahlenmüll zu schließen. Praktisch ändere sich dadurch
       > nichts, kritisiert eine Bürgerinitiative.
       
   IMG Bild: Wollen keine Atrommüll-Behandlung in ihrer Nachbarschaft: Braunschweiger Bürger.
       
       GÖTTINGEN taz | Das Unternehmen Eckert& Ziegler, das radioaktive Abfälle
       aus Medizin und Forschung verarbeitet, ist um eine Image-Korrektur bemüht.
       Sie wollen das sogenannte Kompetenzzentrum für sichere Entsorgung im
       Braunschweiger Stadtteil Thune schließen. Ob damit auch die ursprünglichen
       Pläne des Unternehmens vom Tisch sind, radioaktive Lauge und andere
       strahlende Abfälle aus dem Atommülllager Asse zu verarbeiten, bleibt aber
       noch offen. Die Firma Eckert & Ziegler war außerdem als möglicher
       Dienstleister beim Abriss deutscher Atomkraftwerke im Gespräch und hatte
       bereits im vergangenen Jahr etwa 80 Liter radioaktive Lauge probehalber
       dekontaminiert.
       
       ## Neues Image soll her
       
       Unternehmenssprecherin Karolin Riehle begründet die Entscheidung mit
       wirtschaftlichen Erwägungen. „Die Umsatz- und Ertragssteigerungen, die sich
       mit dem Ausweis eines eigenständigen Entsorgungssegments verbanden, haben
       sich in den letzten Jahren nicht erfüllt“, sagte sie. Es sei nun an der
       Zeit, „die Konsequenzen daraus zu ziehen und die tatsächlichen Expansions-
       und Hauptarbeitsfelder der Gruppe, die Herstellung von Medikamenten und
       medizintechnischen Geräten, bei der Berichterstattung in den Vordergrund zu
       rücken“.
       
       ## Proteste der Anwohner
       
       Tatsächlich dürften die anhaltenden Proteste von Umweltschützern und
       Anwohnern zu der Entscheidung von Eckert & Ziegler geführt haben. Zuletzt
       hatten Anfang Dezember Beschäftigte des Braunschweiger VW-Werks gegen die
       Ausbaupläne des Unternehmens protestiert. Auf kritische Medienberichte
       reagiert das Management zunehmend gereizt. Zuletzt ging es mit rechtlichen
       Mitteln gegen den NDR vor, weil der Sender in einer Reportage Details nicht
       exakt wiedergegeben haben soll.
       
       Den Standort im Ortsteil Thune will das Unternehmen nicht aufgeben. Dort
       sollen weiter pharmazeutische, medizin- und messtechnische Isotopenprodukte
       hergestellt werden, sagte Riehle. Dabei gehe es vor allem um radioaktive
       Medikamente für die Krebstherapie. Die Rücknahme von strahlendem Abfall und
       dessen Recycling werden „in die Produktionseinheiten integriert“. Auch der
       Bau einer neuen Halle für Strahlenmüll, den Eckert& Ziegler auf dem
       Rechtsweg gegen die Stadt Braunschweig durchsetzen will, werde weiter
       verfolgt. Gegenwärtig prüft das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht in
       Lüneburg den Fall.
       
       Die Stadtverwaltung Braunschweig wollte die Entscheidung von Eckert &
       Ziegler
       
       zunächst nicht kommentieren. Und die auch im Rat vertretene
       Bürgerinitiative Strahlenschutz (BISS) bleibt skeptisch. „Praktisch ändert
       sich gar nichts“, sagte der Vorsitzende der Initiative, Thomas Huk. „Die
       wollen damit doch nur Druck aus dem Kessel nehmen.“ Schließlich werde
       weiterhin neben Schulen, Kindergärten und Wohnhäusern mit zahlreichen
       radioaktiven Stoffen hantiert.
       
       ## Höchste Strahlungswerte
       
       Nach Angaben der BISS werden am Firmengelände von Eckert & Ziegler
       deutschlandweit die höchsten Strahlungswerte unter freiem Himmel gemessen.
       Keine andere atomtechnische Anlage emittiere am Anlagenzaun mehr
       Direktstrahlung. Auch sei die Überwachung äußerst lückenhaft. Es gebe etwa
       kein automatisches Alarmsystem. Die hohen Messwerte seien durch
       zweifelhafte Auslegungen der Strahlenschutzverordnung und falsche
       Referenzmessungen „heruntergerechnet“.
       
       19 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reimar Paul
       
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