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       # taz.de -- Genossenschaft gegen Konzerne: Weltkonzern spielt Monopoly
       
       > Das Projekt Fairnopoly möchte sich als Alternative zu Amazon behaupten.
       > Jetzt wird es vom Brettspielhersteller Hasbro unter Druck gesetzt.
       
   IMG Bild: Hotels auf Schlossallee und Parkstraße? Nicht bei Fairnopoly
       
       Felix Weth bäckt keine kleinen Brötchen. Der 33-Jährige legt sich gleich
       mit mehreren Weltkonzernen an. „Wir wollen eine Alternative zu Amazon und
       eBay werden“, sagt der Geschäftsführer von Fairnopoly selbstbewusst. Vor
       einem Jahr wurde die Genossenschaft in Berlin gegründet, inzwischen hat sie
       schon 1.000 Mitglieder, und seit Ende September können Kunden bei dem
       Internet-Marktplatz einkaufen.
       
       Doch nun gibt es Ärger: Vor ein paar Tagen meldete sich eine internationale
       Rechtsanwaltskanzlei bei dem jungen Unternehmen und verlangte im Auftrag
       des US-Spielwarenkonzerns Hasbro, Name und Logo von Fairnopoly zu ändern.
       Außerdem solle Fairnopoly seine bestehenden Domains sowie Markenanmeldung
       aufgeben.
       
       Beides verletze die Markenrechte ihres Mandanten, der das Brettspiel
       Monopoly herstellt, argumentierten die Advokaten. Bis zum 30. November
       verlangten sie die Unterschrift unter eine Unterlassungserklärung. Doch die
       13-köpfige Crew in der Kreuzberger Fabriketage entschied sich nach
       intensiven Diskussionen und Beratung durch einen Fachanwalt dagegen und
       beruft sich unter anderem auf die Meinungsfreiheit. „Was wir kritisieren
       ist die Art des Wirtschaftens, für die dieses Spiel weltweit symbolisch
       steht“, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Blogeintrag.
       
       Keineswegs wolle man von der Wertschätzung für das Brettspiel profitieren,
       sondern setze sich auch kritisch mit dem geflügelten Wort, „Manager spielen
       Monopoly“ sowie der Geschichte des Spiels auseinander. Fairnopoly nimmt für
       sich in Anspruch, einer völlig anderen Wirtschaftslogik zu folgen: Nutzer
       und Beschäftigte haben ein Mitspracherecht bei der Entwicklung des
       Unternehmens, das sich per Satzung verpflichtet, sich nicht auf Kosten
       anderer bereichern zu wollen.
       
       ## Konflikt zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt
       
       Am Ende der Debatte gingen Weth und seine Mitstreiter selbst in die
       Offensive und verlangten nun ihrerseits von Hasbro eine schriftliche
       Zusicherung, dauerhaft auf Ansprüche gegenüber Fairnopoly zu verzichten.
       Die Anwälte des Spielekonzerns baten um Fristverlängerung bis zum 13.
       Dezember.
       
       Der Konflikt kommt für Fairnopoly zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
       Bis Mitte Januar läuft die zweite Crowdfunding-Runde. Damit hofft die
       Genossenschaft, 500.000 Euro von Leuten einzusammeln, die eine Alternative
       zu Amazon fördern wollen, weil die Firma durch Ausbeutung von Angestellten
       aufgefallen ist. Fairnopoly will ein deutlich breiteres Angebot als bisher
       präsentieren, um bis Ende 2014 die wirtschaftliche Tragfähigkeit zu
       erreichen. Dafür nötig wären stabil etwa 100.000 Verkäufe im Quartal.
       
       Gegenwärtig sind etwa 30.000 Gegenstände im Angebot, die 400 Profihändler
       und 3.000 Kleinanbieter bei Fairnopoly einstellen. Verkaufen sie etwas,
       müssen sie sechs Prozent an die Plattform zahlen; zusätzlich geht ein
       Prozent an Projekte, die sich politisch oder sozial engagieren. Um Händlern
       vor Ort nicht weiter das Wasser abzugraben, sieht die Satzung den Aufbau
       lokaler Arbeitsgruppen vor, damit sie on- und offline-Handel sinnvoll
       kombinieren können.
       
       10 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Annette Jensen
       
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