URI: 
       # taz.de -- Kleiner CDU-Parteitag: Nüchtern und pflichtschuldig
       
       > Die Delegierten auf dem CDU-Parteitag winken den Koalitionsvertrag durch.
       > Künftig will die Kanzlerin aber die Unions-Basis besser einbeziehen.
       
   IMG Bild: Dafür: Vize-Vorsitzende Klöckner, Generalsekretär Gröhe, Kanzlerin Merkel und Unionsfraktionschef Kauder
       
       BERLIN taz | Ganz am Ende ihrer Rede erlaubte sich Angela Merkel noch eine
       launige Bemerkung. „Wir haben fast drei Monate zur Regierungsbildung
       gebraucht“, moserte die CDU-Chefin. „Jetzt muss endlich mal gearbeitet
       werden!“ Da hatte sie bei den 167 Delegierten ihrer Partei schon fast
       vierzig Minuten eindringlich für die große Koalition geworben.
       
       Es war kein leidenschaftlicher Appell, sondern eine nüchterne
       Kosten-Nutzen-Bilanz, in der Merkel den eigenen Leuten noch einmal
       vorrechnete: Die CDU habe den Sozialdemokraten in den wochenlangen
       Verhandlungen das Maximum abgerungen. Die Delegierten applaudierten
       pflichtschuldig.
       
       Besondere Vorfreude auf die kommende Regierungskoalition ließ sich auch
       Merkel bei diesem Kleinen Parteitag in Berlin nicht anmerken. Stattdessen
       versicherte die Parteichefin, sie hätte gerne weiter mit der FDP koaliert –
       und genehmigte sich sogar ein paar aufmunternde Worte für die liberalen
       Wahlverlierer.
       
       Ähnlich Freundliches über die SPD sparte sich die Kanzlerin. „Diese
       Verhandlungen waren für uns nicht einfach“, räumte sie ein. Die Kritik des
       Wirtschaftsflügels und einiger Nachwuchs-Christdemokraten an dem
       Kompromisspapier wies Merkel aber zurück.
       
       ## Mehr Alltagsthemen: Ernährung, Homöopathie und Alter
       
       Trotz allen Gegrummels einflussreicher Funktionäre aus dem
       Wirtschaftsflügel der Union war schon vorweg klar: Am Ende dieses
       Parteitags würden die CDU-Delegierten den Koalitionsvertrag mit breiter
       Mehrheit durchwinken.
       
       Am frühen Montagnachmittag nahm der Parteitag das 185-seitige Papier
       einstimmig an – nur zwei Delegierte aus dem Wirtschaftsflügel enthielten
       sich. Damit fehlt also nur noch das Votum der SPD-Basis.
       
       Vor der Abstimmung hatten die CDU-Funktionäre noch einmal über einige
       besonders strittige Punkte debattiert. Die Energiepolitik werde die
       Industrie übermäßig belasten, warnte etwa Kurt Lauk vom CDU-Wirtschaftsrat.
       In der Energiewende sei ein Moratorium nötig gewesen – „aber der Ausknopf
       für diese Subventionsmaschine wurde nicht gefunden“. Auch die Mütterrente
       sei nicht zukunftsweisend: „Meine Frau freut sich darüber, meine Kinder
       nicht.“
       
       Ähnlich enttäuscht äußerte sich der Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung,
       Carsten Linnemann. Der 36-Jährige forderte außerdem mehr Mitspracherechte
       bei wichtigen Entscheidungen: Über das nächste Bundestagswahlprogramm müsse
       ein CDU-Parteitag entscheiden.
       
       Merkel ging nicht konkret darauf ein – versprach aber, jüngere
       CDU-Mitglieder künftig besser einzubeziehen. Die Union müsse sich auch mehr
       für Alltagsthemen öffnen. „Lassen Sie uns in der Partei über das sprechen,
       worüber Sie auch daheim in ihrer Familie sprechen“, schlug Merkel vor. Und
       nannte drei Beispiele: Ernährung, Homöopathie oder das Leben im Alter.
       
       9 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Astrid Geisler
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Schwarz-rote Koalition
   DIR CDU
   DIR CDU-Parteitag
   DIR Mitgliederentscheid
   DIR CDU
   DIR CDU
   DIR Sigmar Gabriel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Demokratieforscher über die SPD: „Die Basis ist apathisch“
       
       Am Samstag gibt die SPD das Ergebnis des Mitglieder-Entscheids bekannt.
       Matthias Micus vermisst eine ernsthafte Kontroverse über das Votum.
       
   DIR Kommentar Kleiner Parteitag der CDU: Wenn der Nachwuchs aufsteht
       
       Der Titel macht neugierig: „CDU 2017“. Leider hält das Zukunftsmanisfest
       jüngerer CDU-Mitglieder nicht, was es verspricht.
       
   DIR Junge CDUler fordern Parteireform: „Agenda 2020“ statt Sozialstaat
       
       „Der Zeitgeist ist konservativ“, schreiben junge CDUler und kritisieren den
       schwarz-roten Koalitionsvertrag. Besonders die Rentenpolitik sehen sie
       kritisch.
       
   DIR SPD-Nachwuchs gegen Koalitionsvertrag: Jusos wollen keine GroKo
       
       Partei-Chef Sigmar Gabriel hat auf dem Juso-Bundeskongress alles gegeben.
       Trotzdem wurde in Nürnberg gegen den Koalitionsvertrag gestimmt.