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       # taz.de -- Kommentar Prostitutionsgesetz Frankreich: Gegen den Strich
       
       > Die französische Nationalversammlung will Prostitution moralisch ächten –
       > und verdrängt sie doch nur in den Untergrund.
       
   IMG Bild: „Prostituierte ohne Klienten suchen Job bei der Regierung“, steht auf den Plakaten, mit denen Frauen vor dem französischen Parlament protestieren.
       
       Wer in Frankreich Sex kauft, der muss demnächst mit einer Geldstrafe von
       bis zu 3000 Euro rechnen. Damit steigt der Preis der „käuflichen Liebe“.
       Schuld an dieser Inflation sind die Abgeordneten, die einem Gesetz
       zugestimmt haben, das den Prostituierten den Ausstieg erleichtern soll.
       
       Für sie sind diese gesellschaftlichen Fragen und individuellen
       Notsituationen samt und sonders ökonomische Probleme von Angebot und
       Nachfrage. Da die Prostitution als solche auch künftig nicht verboten ist –
       und das ist bei Hang zur Prohibition des französischen Gesetzgebers schon
       erstaunlich –, richtet sich die Strafdrohung gegen die Kunden, welche die
       Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Der Markt soll so ausgetrocknet
       werden.
       
       Unterschiede werden keine gemacht. Das heißt, Prostitution wird generell
       als Form der sexuellen Erniedrigung und Ausbeutung oder Sklaverei
       charakterisiert, die Kunden werden also zu Komplizen der Zuhälter erklärt.
       Recht geschieht es ihnen, sagen dazu die einen.
       
       Doch haben sie an die Frauen und Männer gedacht, die es als Teil ihrer
       individuellen Rechte betrachten, frei über ihren Körper verfügen zu können?
       Das ist, so wurde in der Nationalversammlung argumentiert, eine
       verschwindende Minderheit. Die Mehrheit stammt aus Afrika, China und
       Osteuropa und geht aus Not oder unter Zwang auf den Strich. Die Wenigsten
       sind dennoch dafür, dass ihnen der Staat die Kunden vergrault.
       
       Der Marktlogik der Parlamentarier folgend wird das neue Prohibitionsgesetz
       bloß eine kurzfristige Krise im Rotlichtmilieu auslösen, das Geschäft des
       Menschenhandels der internationalen Zuhältermafia aber wird im Untergrund
       weiter betrieben.
       
       Ja es wird sogar erst recht florieren, weil sich verängstigte Konsumenten
       via Zwischenhändler auf dem Internet dem riskanten direkten Kontakt mit der
       Straßenprostitution entziehen wollen. Wie mit einem früheren Gesetz, das
       die SexworkerInnen für jede Form von öffentlicher Kundenwerbung bestrafen
       sollte, streuen da die Tugendwächter der Nationalversammlung, die von einer
       Abschaffung der Prostitution reden, der Öffentlichkeit Sand in die Augen.
       Natürlich mit allerbesten moralischen Absichten.
       
       5 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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