# taz.de -- Unterkunft für Flüchtlinge: Umzug in den Container
> In der Vahr ziehen Flüchtlinge aus einer Turnhalle in Wohncontainer. Die
> Anwohner zeigen sich solidarisch, der Flüchtlingsrat kritisiert die
> Massenunterbringung.
IMG Bild: Neue Wohncontainer in der Vahr: Bis zu 60 Flüchtlinge müssen sich hier Zimmer, Küche und Duschen teilen
BREMEN taz | In der Vahr ziehen heute die ersten 34 Flüchtlinge in neue
Wohncontainer. Zuvor kamen sie übergangsweise in der Turnhalle einer alten
Schule in der Bardowickstraße unter. Gleich nebenan enthält der neue,
zweistöckige Klotz Wohneinheiten für insgesamt 60 Menschen. Die kleinsten
Zweibettzimmer haben 24 Quadratmeter, in den größten Zimmern leben
sechsköpfige Familien auf 42 Quadratmetern. An einigen Türen hängen
Namensschilder – die zukünftigen Bewohner haben sich schon Zimmer
ausgesucht.
Viel ist im Inneren noch nicht zu sehen. Bettgestelle und Kühlschränke sind
bereits da, Tische und Stühle kommen noch. Waschräume mit Duschen und eine
kleine Küche sollen gemeinschaftlich genutzt werden.
Als Sozialstaatsrat Horst Frehe (Grüne) die Container Mittwoch besichtigt,
wird noch an den Stromleitungen gearbeitet. „Das ist jetzt schon
ansprechend – außen wie innen“, sagt er.
Auch Ortsamtsleiterin Karin Mathes (Grüne) und Beiratssprecher Bernd Siegel
(SPD) sind zufrieden. Dass der Bau hier zustande kam, geht auf einen
einstimmigen Beiratsbeschluss zurück. Und das ist in Bremen keine
Selbstverständlichkeit: In anderen Stadtteilen wurde gegen die
Unterbringung von Flüchtlingen protestiert, in Vegesack waren auf einer
öffentlichen Anhörung rassistische Zwischenrufe zu hören.
„Wir sind hier von Anfang an auf die Anwohner zugegangen und haben sie in
die Planungen einbezogen“, sagt Mathes. Die Ängste seien im Vorfeld immer
größer als die tatsächlichen Probleme. Ein Unterstützungsnetzwerk vom
Mütterzentrum bis zur islamischen Föderation habe Hilfe angeboten, Kleidung
und Nikolausgeschenke für die Kinder gebracht. Auch Sportvereine planen
Angebote für die Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und dem ehemaligen
Jugoslawien.
Auch wenn das Projekt in der Vahr gut angelaufen ist, sollen solche
Massenunterkünfte nur Notlösungen sein: „Wohncontainer sind nicht das, was
wir uns für die Unterbringung von Flüchtlingen wünschen“, sagt Frehe.
„Unter den gegebenen Umständen sind sie aber ein vertretbares Angebot.“
Dass die Räumlichkeiten der Schule weiterhin für Gemeinschaftsaktivitäten
und Sprachkurse genutzt werden könnten, sei „ein besonderer Vorteil“.
Marc Millies vom Flüchtlingsrat begrüßt die Solidarität der AnwohnerInnen
in der Vahr. „Trotzdem ist die Unterbringung in Containern keine
menschenwürdige Einrichtung. Das sind Zeichen für verpasste Chancen,
tragfähige Strategien im sozialen Wohnungsbau zu entwickeln“, sagt er und
verweist auf einen Bericht des Gesundheitsamtes. Darin wurde schon vor
Jahren festgestellt, dass die Unterbringung in Massenunterkünften schlecht
für die Gesundheit ist. Letztlich sei privater Wohnraum sogar günstiger, so
Millies: „Es müssen perspektivische Lösungen gefunden werden, damit wir die
gleichen Fragen nicht im nächsten Jahr schon wieder diskutieren.“
Der Bedarf an Unterkünften wird weiter steigen, denn Bremen muss in diesem
Jahr etwa 1.000 Flüchtlinge aufnehmen. Das ist knapp ein Prozent derer, die
in Deutschland ankommen. Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin,
sagt, die Belegung der Zentralen Aufnahmestelle für AsylbewerberInnen sei
auf 200 Personen ausgelegt, zwischenzeitlich hätten bis zu 290 Menschen
darin gelebt.
Im nächsten Schritt sollen 60 Betten in der Bremer Jugendherberge an der
Weser und 70 Plätze im ehemaligen Schwesternwohnheim am Klinikum Ost zur
Verfügung gestellt werden – übergangsweise.
4 Dec 2013
## AUTOREN
DIR Jan-Paul Koopmann
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