# taz.de -- CDU-Pläne zur Prostitution: Bei Sex droht Knast
> Die Union will die Regeln für Prostitution verschärfen. Der Besuch einer
> Zwangsprostituierten könnte dann ins Gefängnis führen.
IMG Bild: Die Große Koalition will beim Geschäft mit käuflichem Sex künftig zahlreiche Restriktionen schaffen.
BERLIN taz | Ginge es nach Dorothee Bär, der familienpolitischen Sprecherin
der Unions-Fraktion im Bundestag, würde in Sachen Prostitution jede Menge
verboten: Werbung für unwürdige Sexpraktiken zum Beispiel. Weg sollten auch
die Sex-Flatrates, also Sex ohne Ende für eine feste Geldsumme. Am liebsten
würde Bär auch das Mindestalter im Bereich der Sexarbeit auf 21 Jahre
anheben.
Aber es geht nicht allein nach der katholischen CSU-Politikerin aus
Bamberg. Selbst die weiß, dass es „naiv wäre“, Prostitution gänzlich
verbieten zu wollen. Trotzdem will die große Koalition beim Geschäft mit
käuflichem Sex künftig zahlreiche Restriktionen schaffen.
So sollen Prostituierte zu einer regelmäßigen Gesundheitskontrolle
verpflichtet werden. Das hatte das rot-grüne Prostitutionsgesetz, das seit
Inkrafttreten 2001 Sexarbeit zu einem Job wie jedem anderen erklärte,
abgeschafft. Wohin das geführt habe, kann man nach Ansicht Bärs prima in
Augsburg sehen. „Dort lassen sich nur ein bis fünf Prozent der
Prostituierten untersuchen. Vorher waren es 100 Prozent“, sagte Bär am
Dienstag.
Die neue große Koalition will auch eine sogenannte Erlaubnispflicht für
Bordelle einführen. Diese würde es Gewerbe- und Ordnungsämtern erleichtern,
Prostitutionsstätten jederzeit zu kontrollieren. So wie jede gewöhnliche
Imbissbude. „Wir wollen, dass Kontrolle von Anfang an stattfindet“, sagte
Unions-Fraktionsvize Günther Krings.
## Abschreckungsdruck kann hilfreich sein
Und Freier, die bei einer Zwangsprostituierten waren, müssten – ähnlich wie
es in Frankreich geplant ist – mit einer Geldstrafe rechnen. Oder sogar mit
Gefängnis, meinte Krings: „Orientierungsrahmen“ könnte der
Menschenhandelsparagraf sein. „Abschreckungsdruck kann sehr hilfreich
sein“, glaubt er.
Woran erkennt ein Mann, dass er bei einer Zwangsprostituierten gelandet
ist? „Man merkt schon, ob jemand unter Drogen steht, nicht aus dem Raum
darf und unter Zwang arbeitet“, sagte Bär. Opfer von Zwangsprostitution
sollen laut Krings ein befristetes Aufenthaltsrecht erhalten. Manche
könnten ein dauerhaftes Bleiberecht bekommen.
Ziel dieser Vorhaben ist eine Verschärfung des Prostitutionsgesetzes. „Wir
sollten nicht auf einen liberalen Status abrutschen“, warnte Bär. Ein
entsprechender Gesetzentwurf, den voraussichtlich vier Ministerien
erarbeiten werden, soll voraussichtlich im Januar 2014 vorliegen.
4 Dec 2013
## AUTOREN
DIR Simone Schmollack
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