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       # taz.de -- Chinesische Mondsonde „Chang’e“: Ein Hase auf dem Mond
       
       > Als dritte Nation der Welt starten die Chinesen eine Reise zum
       > Erdtrabanten. Mindestens zwei weitere Landungen sind in Planung.
       
   IMG Bild: Eine Legende im All: Das chinesische Mondfahrzeug trägt den Namen „Yutu“ („Jadehase“).
       
       PEKING taz | So gut wie jeder Chinese kennt diese Legende: Aus Neugier
       trinkt die Göttin Chang’e, die zuvor vom himmlischen Jadekaiser zur
       Sterblichkeit verdammt wurde, ein Elixier, das ihr wieder ewiges Leben
       verleihen soll. Doch sie schluckt zu viel und schwebt zum Mond. Ihr
       einziger Begleiter ist der Jadehase. Viele Chinesen glauben, bei Vollmond
       die Umrisse von Chang’e und ihrem Hasen zu erkennen.
       
       Nun wird aus der Legende Wirklichkeit: Planmäßig um 1.30 Uhr chinesischer
       Zeit am Montagmorgen startete eine Rakete vom Typ „Langer Marsch“ vom
       Raumfahrtbahnhof Xichang in der Provinz Sichuan. 19 Minuten später trennte
       sich die Mondsonde „Chang’e“ von der Trägerrakete. Nach weiteren zwei
       Stunden bekam die Bodenkontrolle in Peking die Nachricht aus dem All, dass
       die Sonnenkollektoren entfaltet seien.
       
       „Alle Systeme arbeiten einwandfrei“, vermeldete Raumfahrtleiter Zhang
       Zhenzhon im chinesischen Staatsfernsehen, das [1][den Start] live übertrug.
       Im Bauch von Mondsonde „Chang’e“: ein etwa 120 Kilogramm schweres Fahrzeug
       mit dem Namen „Yutu“ – was auf Deutsch „Jadehase“ heißt.
       
       Als überhaupt erst dritte Nation der Erde plant China eine Mondlandung. Die
       chinesische Mondsonde „Chang’e“ soll zwei Wochen auf einer Umlaufbahn um
       die Erde kreisen, am 14. Dezember sanft auf dem Mond landen und „Jadehase“
       auf Erkundungstour schicken.
       
       ## Der erste Mondbesuch seit 37 Jahren
       
       Das Mondfahrzeug soll rund drei Monate lang über die Kraterlandschaft
       fahren und die Oberfläche erforschen. Es wird von zwei chinesischen
       Stationen in der Stadt Kashgar ganz im Westen des Landes und von Jiamusi
       ganz im Osten ferngesteuert. Das komplett in Goldfolie gehüllte Fahrzeug
       kann bis zu 200 Meter pro Stunde zurücklegen. Glückt China die Landung,
       wäre es das erste Mal seit 37 Jahren, dass der Mond wieder Besuch von der
       Erde erhält. Das letzte Mal hatten Sowjets 1976 eine Sonde auf dem
       Erdtrabanten landen lassen.
       
       Konkret erhoffe sich die chinesische Raumfahrtbehörde neue Erkenntnisse
       über die Bodenstruktur des Mondes, schreibt die amtliche Nachrichtenagentur
       Xinhua. Zudem soll das Mondfahrzeug nach Rohstoffen suchen.
       
       „Jadehase“ ist nur der Beginn eines ehrgeizigen Monderkundungsprogramms.
       Bis 2017 wollen die Chinesen ein weiteres Mal auf dem Mond landen – dann
       mit Rückflugticket. Die Nachfolger von „Jadehase“ sollen dann auch
       Gesteinsproben zurück zur Erde bringen. Das letzte Mal war das den
       US-Amerikanern im Jahr 1972 gelungen. Für einen noch nicht genannten
       Zeitpunkt plant China auch eine bemannte Landung.
       
       Schon jetzt beweist das Land damit einmal mehr seinen technologischen
       Fortschritt. Wurde die Volksrepublik in den neunziger Jahren noch für seine
       Raketentriebtechnik belächelt, ist sie nun ganz vorne mit dabei. Zwar sind
       Raketen der Russen und auch die der USA noch immer leistungsfähiger.
       
       ## Ein Partner für Europa, ein Konkurent für die USA
       
       Anders als die Europäer verfügt China aber bereits über ein eigenes
       bemanntes Weltraumprogramm und schafft es – wiederum im Unterschied zu den
       USA –, ihre Raumfahrer auch regelmäßig wieder lebend zurück zur Erde zu
       bringen. Mit dem Ende der internationalen Raumstation ISS spätestens 2020,
       an der China ausdrücklich nicht beteiligt wurde, könnte die chinesische
       Raumstation „Tiangong“ (Himmelstempel) dann sogar der einzige bemannte
       Außenposten im All sein.
       
       Die Konkurrenz betrachtet Chinas rasante Entwicklung sehr unterschiedlich.
       Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) verfolgt das Programm der Chinesen
       mit großem Interesse.
       
       Weil sie über keine eigene bemannte Raumfahrt verfügen, sind die
       europäischen Raumfahrer bislang darauf angewiesen, bei den Russen oder den
       USA mitzufliegen. Die ESA setzt darauf, mit den Chinesen einen weiteren
       Partner zu gewinnen. Die US-Regierung hingegen verbietet ihrer
       Raumfahrtbehörde Nasa, mit den Chinesen zu kooperieren. Sie befürchten
       Technologieklau und Spionage.
       
       2 Dec 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.youtube.com/watch?v=O9vdSEvTyl0
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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