# taz.de -- Kommentar Homoehe in Kroatien: Das Privileg der Heteros
> Die Konservativen haben gesiegt: Die Eheschließung bleibt Homosexuellen
> in Kroatien verwehrt. Die Mitte-links-Regierung hat ihre Gegner
> unterschätzt.
IMG Bild: Lesbisches Pärchen bei der Stimmenabgabe: Das Referendum ging nicht gut für sie aus.
Was bedeutet „Ehe“? Die kroatische Antwort: „ein Bündnis zwischen Mann und
Frau“. Heißt: Es soll kein eheliches Bündnis zwischen Mann und Mann und
Frau und Frau geben. Per Volksbefragung haben sich die Kroaten am
Wochenende gegen die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren
ausgesprochen und fordern, die konservative Definition von Ehe als Zusatz
in die Verfassung aufzunehmen.
Von dem von der Mitte-Links ausgerichteten Regierung eingebrachten
Gesetzentwurf über die Gleichstellung der Homosexuellen hat sich vor allem
die in Kroatien erzkonservative Katholische Kirche provoziert gefühlt. Sie
hat zusammen mit der kroatischen Rechten das ohnehin vorherrschende
konservative Weltbild der Menschen mobilisieren können. Mit fast 66 Prozent
der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von allerdings nur 38 Prozent ist es
ihr eindrucksvoll gelungen, die Volksabstimmung zu gewinnen.
Die Mehrheit der Kroaten möchte in der EU bleiben, doch vieles, was aus dem
protestantischen Norden kommt, ist ihr ein Graus. Die sich seit dem
EU-Beitritt im Juni noch ausweitende Wirtschaftskrise, die wachsende
Arbeitslosigkeit, die Teuerung bei Strom, Gas und Wasser, und last not
least der Nationalitätenstreit in Vukovar haben zum Rechtsruck beigetragen.
Vielleicht hat die Mitte-Links-Regierung in Zagreb mit ihrer
Parlamentsmehrheit das Tempo der Reformen und der Modernisierung zu sehr
angezogen. Sie wollte Kroatien so schnell wie möglich auch
gesellschaftspolitisch nach Europa führen. Bei der Aufstellung von
Ortstafeln mit lateinischer und kyrillischer Schrift in Vukovar
mobilisierten rechtsnationalistische Kreise den Widerstand, in der Frage
gleichgeschlechtlicher Paare war es die Katholische Kirche.
Die Mitte-Links-Regierung wird nun mit ihrer Parlamentsmehrheit versuchen,
ähnliche Volksabstimmungen verfassungsrechtlich unmöglich zu machen. Am
Ergebnis dieser Volksabstimmung ändert das jedoch nichts. In Kroatien ist
nach dem gemeinsam angestrebten EU-Beitritt die Auseinandersetzung zwischen
den politischen Lagern wieder schärfer geworden.
2 Dec 2013
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DIR Erich Rathfelder
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