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       # taz.de -- Datenschützer kritisieren Behörden: 40 Prozent mehr Kontoabfragen
       
       > In diesem Jahr haben Behörden deutlich mehr Kontodaten abgefragt als
       > 2012. Denn immer mehr Ämter dürfen auf die Daten zugreifen.
       
   IMG Bild: Beinahe durchsichtige Bankkunden.
       
       BERLIN dpa | Die Zahl der Kontenabfragen durch Finanzämter und
       Sozialbehörden ist in diesem Jahr drastisch gestiegen. Wie der
       Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar am Dienstag in Berlin mitteilte,
       gab es bis Ende September bereits mehr als 102 000 Kontenabrufe. Im
       gesamten vergangenen Jahr seien es lediglich 72 578 gewesen. Ein Plus von
       mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
       
       Schaar kritisierte, die Zugriffsmöglichkeiten würden auf immer mehr
       Behörden ausgeweitet: „Ich sehe den Gesetzgeber in der Pflicht, die
       Befugnis zum Kontenabruf zu überprüfen und auf das unbedingt erforderliche
       Maß zurückzuführen.“
       
       Deutsche Behörden dürfen seit dem Jahr 2005 Kontodaten abfragen – etwa um
       Steuerhinterziehungen und den Sozialleistungsmissbrauch aufzudecken. Dabei
       werden Stammdaten wie Name, Geburtsdatum und Adresse des Bankkunden
       abgefragt. Damit soll etwa geklärt werden, ob ein Leistungsempfänger all
       seine Konten und Depots angegeben hat. Der Kreis der Zugriffsberechtigten
       wurde im Laufe der Jahre immer mehr erweitert. Seit Jahresbeginn gehören
       auch Gerichtsvollzieher dazu.
       
       Schaar betonte, die Kontenabfrage sei ursprünglich als Anti-Terror-Maßnahme
       eingeführt worden. „Das Argument des Kampfs gegen den Terrorismus diente –
       wie wir jetzt wissen – als eine Art Türöffner zu den Kontodaten“, monierte
       der Datenschutzbeauftragte. Prüfungen der Aufsichtsbehörden hätten zudem
       ergeben, dass die Abfragen oftmals ohne Begründung und ohne Nachricht an
       den Betroffenen durchgeführt würden.
       
       26 Nov 2013
       
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