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       # taz.de -- Geschenke an Ärzte: Pharmabranche verordnet sich Verbot
       
       > In einem Kodex verpflichtet sich die Pharmaindustrie, Ärzten keine
       > Geschenke mehr zu machen. Zudem sollen Geldzahlungen an Mediziner
       > transparent werden.
       
   IMG Bild: Was zählt ist die Botschaft: Selbst Kugelschreiber will die Pharmabranche künftig nicht mehr kostenlos an Ärzte verteilen
       
       BERLIN dpa | Angesichts verbreiteter Kritik am Einfluss der Pharmaindustrie
       auf Ärzte will sich die Branche ein Verbot jeglicher Geschenke an Mediziner
       auferlegen. „Da machen wir einen klaren Schnitt“, sagte der Geschäftsführer
       der [1][Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie], Holger
       Diener, am Dienstag. Das Verbot solle unter anderem Geschenke wie
       Kugelschreiber oder Schreibblöcke betreffen.
       
       In einem 14-seitigen Kodex soll zudem festgelegt werden, dass Geldflüsse an
       Mediziner veröffentlicht werden müssen – etwa Beratungshonorare, Spenden
       oder die Finanzierung von Fortbildungsveranstaltungen. Entsprechende
       Beschlüsse strebt das Selbstkontrollorgan der Pharmaindustrie auf einer
       Mitgliederversammlung an diesem Mittwoch in Berlin an.
       
       Die Hauptgeschäftsführerin des [2][Pharmaverbands vfa], Birgit Fischer,
       sagte, bei den forschenden Pharma-Unternehmen habe es auf breiter Front
       einen Bewusstseinswandel gegeben. Der Transparenzkodex sei ein großer
       Schritt. Ausgeräumt werden solle damit der Generalverdacht der
       Einflussnahme, unter den das Zusammenwirken von Ärzten und Pharmaindustrie
       oft gestellt werde.
       
       Das Verbot von Geschenken soll im zweiten Halbjahr 2014 in Kraft treten.
       Geldleistungen und Zuwendungen sollen die Unternehmen erstmals 2016 fürs
       Vorjahr dokumentieren. Die Zeit bis dahin sei auch für die technischen
       Vorbereitungen in den Unternehmen nötig.
       
       Diener rief die Mediziner und ihre Organisationen auf, sich zur Nennung der
       Namen der Ärzte bereitzuerklären. „Wir können schon aus
       datenschutzrechtlichen Gründen nicht gegen den Willen der Ärzte
       veröffentlichen“, sagte er. „Beide Seiten haben nichts zu verbergen.“
       
       ## Bezahlte Studien
       
       Geld fließt auf verschiedene Arten von Pharmaherstellern an Ärzte. So gibt
       es jährlich Hunderte neue kleine Studien, in denen Ärzte gegen
       Entschädigung Erfahrungen mit neuen Medikamenten bei ihren Patienten an die
       Hersteller melden. Fortbildungsveranstaltungen und Kongresse werden
       gesponsert. Tausende Pharmavertreter besuchen regelmäßig Arztpraxen und
       haben oft auch kleine Geschenke dabei.
       
       Kritiker werfen der Branche unter anderem vor, dass sie viele Medikamente
       auch mittels beeinflusster Ärzte breit in die Anwendung bringe, obwohl
       diese nicht für alle Patienten optimal seien – und womöglich sogar Risiken
       bergen.
       
       Union und SPD wollen darüber hinaus mit einem neuen Gesetz verhindern, dass
       medizinische Entscheidungen aufgrund von Einflussnahme getroffen werden.
       „Wir werden einen neuen Straftatbestand der Bestechlichkeit und Bestechung
       im Gesundheitswesen im Strafgesetzbuch schaffen“, heißt es in den
       [3][Entwürfen für den Koalitionsvertrag].
       
       26 Nov 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.fs-arzneimittelindustrie.de/
   DIR [2] http://www.vfa.de/
   DIR [3] /Entwurf-des-Koalitionsvertrags-geleakt/!128215/
       
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