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       # taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Kleiner Kai auf rennenden Kamelen
       
       > Das Höckertier „Süddeutsche Zeitung“ kann einem leidtun, Magazine haben
       > eine innere Verortung und das wirklich Tolle an Gruner + Jahr.
       
   IMG Bild: Wüste Idee: Screenshot des Kamelrennens auf Pro-Quote.de.
       
       Hallo, taz-Medienredaktion! Wie lässt sich Erfolg ausdrücken? In der
       Saftpresse? Zwischen den Fingern? Oder in Form eines Kamels? ProQuote, der
       Kämpferverein derer, die sich nicht damit abfinden wollen, dass Männer
       vorgeben, worüber die Medien berichten und Frauen die Vorgaben in
       Fleißarbeit umsetzen, hat sich fürs Kamel entschieden.
       
       Und den Anteil von Führungsfrauen in Redaktionen in Form eines Kamelrennens
       [1][auf seiner Homepage] dargestellt. Das ist sehr hübsch anzusehen. Zumal
       die Zeit zunächst allen davoneilt, zuletzt aber den Atem der Bild im Nacken
       zu spüren beginnt.
       
       Wer selbst schon mal „Kamelrennen“ auf dem Jahrmarkt gespielt hat, weiß,
       wie schlimm es sich anfühlt, wenn das eigene Vieh nicht von der Stelle
       kommt. Entsprechend tut einem fast schon das Höckertier Süddeutsche Zeitung
       leid, das sich so lahm bewegt, dass man den Viehdoktor losschicken möchte,
       damit er schaut, ob das Tier besser direkt erschossen werden sollte. So
       traurig ist nicht mal die Lage beim Spiegel. Wobei die natürlich sehr
       traurig ist.
       
       Allerdings könnte kein Kamel laufen, gäbe es nicht „Kleine Kais“, den
       Machtquotienten, den ProQuote der Berechnung von Macht und Geschlecht
       zugrunde legt. Dieser Kai sieht nicht aus wie einer, der aus der Kiste
       kommt, sondern wie der von der Bild. Was Kai Diekmann ein weiteres Denkmal
       setzt.
       
       ## Namensgeber einer mathematischen Formel
       
       Er dürfte deutschland- , ach, was sag ich! europaweit der einzige
       Chefredakteur sein, der zusammen mit seinem Penis als Wandrelief eine der
       Hauptattraktionen einer Hauptstadt ist und Namensgeber einer mathematischen
       Formel. Das hat nicht einmal Adam Riese geschafft, der zwar zum Nummernboy
       avancierte, dem aber ebenjene weltweite Fassadenaufmerksamkeit verwehrt
       blieb. Obwohl er den Spitzname „Riese“ trug. Hat aber nicht gelangt.
       Vielleicht gab es auch damals noch nicht so hohe Wände. Egal.
       
       Medien sind sehr schön und wichtig, und viele Menschen sind froh, dass es
       sie gibt. Ich zum Beispiel. Dank ihnen weiß ich, dass es eine Stadt gibt,
       die „München“ heißt. Dort werden im Gruner + Jahr-Verlag die Zeitschriften
       Neon und Nido gemacht, und die sind sehr prima. In Hamburg hingegen sitzen
       die sogenannten Verleger, und die verlegen alles kreuz und quer und wollen,
       dass die Münchner ihre Zeitschriften in Hamburg produzieren. Ist ja egal,
       ob MÜ, HH oder Bitterfeld, denken die.
       
       Dass Magazine eine innere Verortung haben, kommt ihnen nicht in den Sinn.
       Alles ist austauschbar. Genau wie die Angestellten, die nicht mit Sack und
       Pack ans andere Ende der Republik ziehen wollen. Wobei es das
       Verleger-Extra ist, auf diesem Weg ein paar Leute loszuwerden. Zumal, wenn
       man als „House of Content“ gerade seine Beteiligung bei einem
       Online-Lebensmittelhändler erhöht und so tolle Sachen sagen kann, wie
       „darüber hinaus ergänzt DELINERO ideal die Positionierung der Medienmarken
       von Gruner + Jahr in der Community of Interest Food“.
       
       Wobei ich mich als Englisch-Primatin frage, ob das nun die Gemeinschaft der
       interessierten Lebensmittel ist oder die des … Ehrlich gesagt, ich habe
       lange nachgedacht, aber nicht eine kleine weitere Idee ist mir gekommen,
       was das heißen könnte. Obwohl ich mich wirklich sehr, sehr angestrengt
       habe.
       
       Aber das ist ja das Tolle an Gruner + Jahr, dem House of Interest-Allerlei,
       die denken sich einfach immer was Neues aus! Die stehen nicht still! Die
       wollen weiter! Die wollen die Welt bewegen. Verändern. Neu machen. Formen.
       Da ist keine Idee zu blöd, um nicht Einzug zu halten in das
       Selbstverständnis des Inhaltehauses, das mal ein Verlag war. Neidisch
       zurück nach Berlin!
       
       27 Nov 2013
       
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