# taz.de -- Kommentar Greenpeace-Aktivisten: Verfrühte Erleichterung
> Die Freude täuscht: Die Haftentlassung der Greenpeace-Aktivisten in
> Russland ist nur den kommenden Olympischen Spielen geschuldet.
IMG Bild: Frank Hewetson bei seiner Entlassung in St. Petersburg. Aus Russland ausreisen darf er aber nicht
Die Erleichterung über die Freilassung auf Kaution von 29 der 30 Aktivisten
des Greenpeace-Schiffes „Arctic Sunrise“ sollte nicht darüber
hinwegtäuschen, wie sehr diese Vorgänge ein Schlaglicht auf Russlands
angeblichen Weg zu einem Rechtsstaat werfen.
So sitzt der Australier Colin Russell weiter in Untersuchungshaft bis zum
24. Februar. Dass er bei der Freilassung einfach vergessen wurde, zeigt,
wie berechenbar Russlands Rechtssprechung ist: gar nicht. Auch Russlands
Weigerung, das Urteil des Internationalen Seegerichtshofs anzuerkennen, der
die Freilassung von Crew und Schiff gefordert hatte, zeigt: Das Land zieht
die Interessen internationaler Energiekonzerne der Rechtsstaatlichkeit vor.
Die Freude über die geöffneten Gefängnistore sollte auch nicht vergessen
lassen, dass Greenpeace aus dieser Auseinandersetzung nicht als Sieger
hervorgegangen ist. Die Behörden können die Aktivisten, die mit Ausnahme
der russischen Greenpeacer die Stadt St. Petersburg nicht verlassen dürfen,
jederzeit unter dem Vorwand, die Kautionsbestimmungen oder Visaregeln
verletzt zu haben, erneut verhaften. Ihre relative Freiheit haben die
Umweltaktivisten vor allem einem Grund zu verdanken: den im Februar
beginnenden Olympischen Spielen in Sotschi.
Mit dem harten Vorgehen gegen die Umweltschützer macht Russland deutlich:
Wer sich der Ausbeutung der Bodenschätze der Arktis durch internationale
Konzerne entgegenstellt, wird ein schweres Leben haben. Und die Äußerung
eines britischen Greenpeace-Sprechers, die Organisation plane nun keine
weiteren Expeditionen mehr in die Arktis, scheint Russland in seinem
unerbittlichen Vorgehen zu bestätigen. Den in Russland festgehaltenen
Greenpeace-Aktivisten stehen mit dem Ende der Olympischen Spiele harte
Zeiten bevor.
25 Nov 2013
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DIR Bernhard Clasen
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