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       # taz.de -- Fußball-Bundesliga: Bratwurst trifft auf Pep
       
       > Gerade noch in Oberhausen, nun gegen den FC Bayern München. Manuel
       > Friedrich profitiert von Dortmunds Verletzungsmisere.
       
   IMG Bild: Hat allen Grund zur Freude: Mit 34 Jahren kehrt er auf die große Fußballbühne zurück
       
       DORTMUND taz | Eine neue Sprache und eine neue Kultur sollten es werden.
       Nach 14 Jahren im deutschen Profifußball klang das bei Manuel Friedrich
       glaubwürdiger als bei anderen, die das Ende ihrer Karriere noch ein
       bisschen hinauszögern wollen, um mit ihrer Leidenschaft Geld zu verdienen.
       
       Friedrich war stets einer, der das Geschäft weniger verbissen und ernst
       gesehen hat. Er schaute noch nicht einmal hin, als der FC Barcelona in
       seiner prächtigsten Blüte unter einem gewissen Josep Guardiola weite Teile
       der Welt begeisterte.
       
       Wenn er auf dem Sofa die hohe Kunst des Fußballs sehe, müsse er sich
       eingestehen: „Eigentlich bist du ’ne Bratwurst.“ Das sagte er vor knapp
       zwei Jahren der Rheinischen Post. 
       
       Manuel Friedrich wusste damals schon, dass er bei Bayer Leverkusen nur noch
       die zweite Wahl war. Im vergangenen Sommer endete die Arbeit bei der
       Werkself. Der Verteidiger begab sich auf die Suche nach einer neuen Sprache
       und einer neuen Kultur. Es sah ganz vielversprechend aus. Der Bangkok Glass
       Football Club und Thailand bieten sicherlich vieles, was Deutschland und
       die Bundesliga missen lassen.
       
       Die Einigung blieb allerdings aus, deshalb steuerte Friedrich sein nächstes
       exotisches Ziel an, Rot-Weiß Oberhausen. Der Ruhrpottklub mit Kleeblatt ist
       inzwischen in die Regionalliga gesunken. Friedrich hielt sich dort fit, wie
       es immer heißt. Es muss ihm ganz gut gelungen sein, denn Jürgen Klopp sagte
       über Friedrich: „Er hat außergewöhnlich gute Ausdauerwerte.“
       
       ## Viererkette im Krankenstand
       
       Klopp ist Trainer des größten Vereins aus einer Stadt, die kulturell
       Oberhausen wesentlich mehr ähnelt als Bangkok. Borussia Dortmund war gewiss
       nicht das logische Ende der Suche von Manuel Friedrich, aber es ist jetzt
       so gekommen. Traurig wird er darüber nicht sein, auch wenn er gleich in
       seiner ersten Woche als Angestellter gezwungen wird, sich den Fußball
       anzusehen, den Josep Guardiola von seiner Mannschaft spielen lässt.
       
       Der Katalane trainiert nun den FC Bayern München, der heute zum Topspiel
       des 13. Bundesligaspieltags beim BVB antritt. Es ist gut möglich, dass
       Manuel Friedrich beim Anpfiff um 18.30 Uhr auf dem Platz stehen wird.
       
       Die kuriose Geschichte der selbsternannten Bratwurst resultiert aus
       mehreren Ereignissen, die Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ein
       „Desaster“ nennt. Etwas weniger dramaturgisch wird es Verletzungspech
       genannt, die Verwendung des Adjektivs „groß“ ist in diesem Zusammenhang
       erlaubt.
       
       Lukasz Piszczek fehlt nach einer Operation schon seit Beginn der Saison,
       bei Neven Subotic riss vor zwei Wochen das Kreuzband, Mats Hummels und
       Marcel Schmelzer verletzten sich am vergangenen Dienstag im Länderspiel in
       England.
       
       Die Viererkette, mit der Dortmund zwei Meisterschaften gewann und das
       Endspiel der Champions League erreichte, ist im Krankenstand. Es gibt
       bessere Zeitpunkte für ein solches Dilemma.
       
       ## Wertpapier unter Druck
       
       Nach dem Spiel gegen den FC Bayern, der als Tabellenführer vier Punkte
       Vorsprung hat, wartet auf den BVB am Dienstag eine Partie in der Champions
       League gegen den SSC Neapel. Sie muss gewonnen werden, am besten mit zwei
       Toren Unterschied, um die Chance intakt zu halten, die Gruppenphase zu
       überstehen. Alles andere wäre sehr schlecht für den Aktienkurs der
       schwarz-gelben Fußballfirma. Schon die Verletzungsmisere setzte das
       Wertpapier unter Druck.
       
       Jürgen Klopp wurde in der Pressekonferenz gefragt, ob es vielleicht mit
       Pech gar nicht getan sei, sondern das laufintensive Spiel verantwortlich
       für die gehäuften Ausfälle sei. Diese Frage passte dem Trainer gar nicht.
       Die Maßregelungen, was für Journalisten erlaubt ist und was nicht, sind von
       Klopp in den vergangenen Wochen öfter zu hören gewesen als in Zeiten des
       sportlichen Erfolgs.
       
       Den Auswärtssiegen beim FC Arsenal und auf Schalke folgte ein deftiges 6:1
       gegen den VfB Stuttgart, bevor es in die andere Richtung ging: 0:1 gegen
       Arsenal, 1:2 beim VfL Wolfsburg, Verletzungen wichtiger Spieler.
       
       „Wir haben immer noch eine riesige Qualität“, sagte Klopp trotzig vor den
       beiden enorm wichtigen Spielen. Sollte der BVB bei den sportlichen
       Prüfungen durchfallen, würde Manuel Friedrich etwas kennenlernen, was es in
       gut fünf Jahren unter dem Trainer Jürgen Klopp in Dortmund bislang nur in
       Ansätzen gegeben hat: die Kultur der Krise.
       
       23 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marcus Bark
       
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