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       # taz.de -- Rückkauf der Berliner Wasserbetriebe: Wasser soll billiger werden
       
       > Rot-Schwarz will die Preise senken. Die Gruppe, die den
       > Wasser-Volksentscheid initiierte, befürchtet aber, dass das auf Kosten
       > der Beschäftigten geht.
       
   IMG Bild: Wasserpreis marsch nach unten!
       
       Die Wasserpreise sollen im nächsten Jahr nach Willen der rot-schwarzen
       Koalition dauerhaft um rund 15 Prozent sinken. Was sich wie eine gute
       Nachricht liest, ist für den Wassertisch keine. „Wir haben den dringenden
       Verdacht, dass dies auf dem Rücken der Beschäftigten herausgeholt werden
       soll“, meint die Initiative, die den 2011 erfolgreichen Volksentscheid zur
       Offenlegung der Wasserveträge anregte.
       
       „Der Rückkauf der Wasserbetriebe wird sich im Portemonnaie rechnen“,
       versprach am Mittwoch CDU-Fraktionschef Florian Graf, als er vor
       Journalisten die jüngsten Beschlüsse zum Landeshaushalt 2014/15 vorstellte.
       Man habe das Signal des Volksentscheids verstanden und sorge für niedrigere
       Preise und für mehr Transparenz durch Landeseigentum. Vor 14 Tagen hatte
       das Abgeordnetenhaus zugestimmt, auch den Anteil des französischen
       Mischkonzerns Veolia zu übernehmen. Zuvor war sich das Land mit dem
       Energieversorger RWE einig geworden. RWE und Veolia-Vorgänger Vivendi
       hatten 1999 je 24,9 Prozent der Wasserbetriebe übernommen.
       
       Der Kaufpreis von zusammen rund 1,2 Milliarden Euro soll sich über 30 Jahre
       über die Unternehmensgewinne abstottern lassen. Nach Koalitionsangaben
       verzichtet das Land nun wegen der verabredeten Preissenkung auf 26
       Millionen Euro jährlich. Der Aufsichtsrat des Unternehmens soll zum Januar
       eine neue Preiskalkulation anschieben.
       
       Für den Wassertisch kommt die Preissenkung nicht freiwillig zustande,
       sondern unter dem Druck einer Verfügung des Bundeskartellamts. In diesem
       Zusammenhang war stets von rund 60 statt 26 Millionen Euro die Rede. Der
       Wassertisch befürchtet, dass die restlichen 34 Millionen betriebsintern und
       vor allem bei den Mitarbeitern eingespart werden sollen. Dabei stützt sich
       die Initiative auf eine Aussage von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer
       (CDU) in der jüngsten Parlamentssitzung vor zwei Wochen. Yzer hatte damals
       auf die Frage nach möglichen Tarifsenkungen über das interne
       Kostensenkungsprogramm namens NEO („Nachhaltige Effiziente Optimierung“)
       geantwortet.
       
       Auch die Linksfraktion vermutet hinter NEO ein knallhartes
       Rationalisierungskonzept. Sie hatte schon Anfang August, als Finanzsenator
       Ulrich Nußbaum (parteilos) den anstehenden Deal mit Veolia öffentlich
       machte, die gleichen Befürchtungen wie der Wassertisch geäußert.
       „Personalabbau, Arbeitszeitverdichtung und Leistungskürzungen“, erwartete
       Linkspartei-Landeschef Klaus Lederer – alles Dinge, die eigentlich mit
       einer Privatisierung einhergehen, nicht aber mit Rekommunalisierung, dem
       laut SPD-Fraktionschef Raed Saleh prägenden Element des künftigen
       Landeshaushalts.
       
       Das will der Wassertisch nicht zulassen. „Es war niemals das Ziel des
       Volksentscheids, Wasserpreissenkungen auf Kosten der Beschäftigten zu
       erreichen“, sagte am Mittwoch Wolfgang Rebel, Pressesprecher der
       Initiative. „Wir werden es nicht zulassen, dass der Senat Wasserwerker und
       Bevölkerung gegeneinander ausspielt.“
       
       21 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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