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       # taz.de -- Klimakonferenz in Warschau: Streit mit Entwicklungsländern
       
       > Zur Entschädigung von Klimaopfern gab es keine Einigung auf dem Gipfel.
       > Die Vertreter der Entwicklungsländer boykottierten die Gespräche.
       
   IMG Bild: Die Trümmer des philippinischen Ortes Guiuan nach dem Taifun „Haiyan“.
       
       WARSCHAU taz | Drei Tage vor dem Ende der Klimakonferenz in Warschau haben
       sich die Verhandlungen über den Schadensersatz für Klimaopfer festgefahren.
       In der Nacht zu Mittwoch verließen die Delegationen der Entwicklungsländer
       unter Protest die Gespräche zum Thema „Verlust und Schaden“ („Loss and
       Damage“).
       
       Yeb Sano, Delegationsleiter der vom jüngsten Tropensturm gebeutelten
       Philippinen, erklärte: „Wir haben die Verhandlungen verlassen, weil es
       keine Einigung gibt, wie wir mit verwundbaren Ländern umgehen.“ Sano ist zu
       einer Berühmtheit geworden, seit er zu Beginn der Konferenz in einer
       bewegenden Rede das Schicksal der Taifunopfer auf den Philippinen ins
       Gedächtnis rief. Seitdem befindet er sich in einem Hungerstreik „für ein
       gutes Ergebnis“ des Treffens.
       
       Davon ist die Konferenz momentan weit entfernt. Bei dem umstrittenen Punkt
       geht es darum, einen Mechanismus in den Verhandlungen zu etablieren, der
       sich mit den Schäden befasst, die vor allem arme Länder durch den
       Klimawandel erleiden. Die Konferenz in Doha vor einem Jahr hatte sich
       darauf geeinigt, in Warschau einen solchen Mechanismus einzurichten – ohne
       zu sagen, wie er aussehen und was er tun soll.
       
       Um das auszufüllen, hatten die Entwicklungsländer in der letzten Woche
       einen Entwurf vorgelegt. Doch die Version traf auf harten Widerstand: Vor
       allem Australien, aber auch Japan und Kanada verhinderten eine Einigung.
       Nun soll das Thema am Schluss der Konferenz unter den Ministern verhandelt
       werden.
       
       ## Industrieländer fürchten „Verantwortlichkeiten“
       
       Für die Entwicklungsländer ist „L & D“ ein zentraler Punkt. Sie wollen,
       dass diese Fragen in einem eigenen Gremium der Konferenz angesiedelt
       werden. Dabei soll es langfristig auch um finanzielle Entschädigungen
       gehen. Allerdings fehlen eine Definition des Begriffs „Loss and Damage“,
       Klarheit über die mögliche Institution und die Finanzierung. Nach dem
       Willen der Entwicklungsländer sollen Schäden unter einem Dach verhandelt
       werden: etwa die Unterstützung von Versicherungen für betroffene Länder und
       Menschen, wie sie bereits in einem Pilotprojekt mit der Münchener
       Rückversicherung in der Karibik erprobt werden.
       
       Auch eine zentrale Katastrophenhilfe etwa bei Stürmen, der Aufbau von
       klimaresistenter Landwirtschaft oder die Debatte um Klimaflüchtlinge
       könnten Themen werden. Die Industrieländer wiederum fürchten neue
       „Verantwortlichkeiten“ und damit neue finanzielle Ansprüche gegen sich.
       
       Das Thema gefährdet die Konferenz, die eigentlich einen Fahrplan für 2014
       mit den „Hausaufgaben“ der einzelnen Länder entwickeln soll. „Die
       Entwicklungsländer haben sich in den letzten Verhandlungstagen
       außerordentlich kompromissbereit gezeigt und sind nun bitter enttäuscht“,
       sagte Thomas Hirsch, Experte der Hilfsorganisation Brot für die Welt. Wenn
       ein „richtiges und wichtiges Kernanliegen“ der armen Länder so missachtet
       werde, werde Fortschritt im Blick auf das Abkommen 2015 schwer.
       
       Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), gerade in Warschau angekommen,
       äußerte sich in seiner Rede vor dem Plenum nicht zu der Situation. Er
       beteuerte, auch die neue Bundesregierung stehe zu den Zusagen bei
       Klimaschutz und Finanzierung: Neben den 1,8 Milliarden Euro für
       Klimaprojekte werde Berlin „bis Ende des Jahres mindestens 30 Millionen in
       den Anpassungsfonds zahlen“.
       
       20 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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