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       # taz.de -- Ein herzliches Hallo der Funke-Gruppe: Wir lieben euch alle
       
       > Funke heißt seine neuen Mitarbeiter von Springer willkommen. Diese wissen
       > allerdings noch gar nicht, wo sie demnächst arbeiten werden.
       
   IMG Bild: Da lacht der Funke-Geschäftsführer Manfred Braun (r). Muss ein guter Scherz von Springer-Chef Mathias Döpfner gewesen sein.
       
       Manfred Braun, Christian Nienhaus und Thomas Ziegler, den Geschäftsführern
       der Essener Funke-Gruppe, geht es gerade prima, jedenfalls spricht ein
       Brief dafür, den sie potenziellen zukünftigen Angestellten geschrieben
       haben, die noch für den Springer-Konzern tätig sind. Der „Hauptvertrag“ mit
       Springer über den Erwerb diverser Zeitungen und Zeitschriften (u. a.
       Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, Bild der Frau) werde in diesen
       Tagen unterzeichnet, heißt es in dem Schreiben, das newsroom.de publik
       gemacht hat.
       
       Zugleich teilte man den Noch-Springer-Leuten mit, dass „wir uns alle auf
       Sie freuen“ bzw. darauf, „gemeinsam die Funke-Mediengruppe auszubauen“,
       Titel „konsequent weiterzuentwickeln“ und den Markt mit „neuen
       Qualitätsprinttiteln“ zu beglücken.
       
       Das klingt drollig, schließlich steht die Funke-Gruppe 2013 für den
       Gegenteil von „Ausbau“, nämlich dafür, dass sie Objekten, die sie gewiss
       für „Qualiätsprinttitel“ hielt, den Hahn zudrehte oder Lokalausgaben
       diverser Blätter an die Konkurrenz verhökerte. In diesem Monat kam das Aus
       für die Ausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in Dorsten, zum
       Jahresende stellt man die Ausgaben der Westfälischen Rundschau (WR) in den
       Gebieten Lüdenscheid/Halver und Altena/Werdohl/Plettenberg ein – eine
       eigene Redaktion hat die WR seit Februar sowieso nicht mehr.
       
       Und die Wir-lieben-euch-alle-Inszenierung gegenüber den
       Springer-Redakteuren hat noch einen maßgeblichen Haken: Wo die Frauen- und
       TV-Zeitschriften angesiedelt sein sollen, die Funke erwerben wird, wenn das
       Kartellamt zustimmt, werde man erst nach der geplanten Übernahme ab
       Frühjahr 2014 „in Arbeitsgruppen mit den Führungskräften bearbeiten“,
       schreiben Nienhaus und Co. Für die Redakteurinnen und Redakteure, die sich
       vor der Betriebsübernahme entscheiden müssen, ob sie für den neuen Inhaber
       arbeiten wollen, ist die Standortfrage aber ein entscheidendes Kriterium.
       
       In der vergangenen Woche verbreitete die Funke-Gruppe noch eine weitere gut
       gelaunte Meldung: Der Verlag kündigte an, ab Januar werde eine „Mediakombi
       NRW“ tätig werden, ein Gemeinschaftsunternehmen mit anderen
       Regionalverlagen zwecks Anzeigenakquise. „Mit einem einzigen Auftrag“ könne
       man künftig in 19 Zeitungen „im größten Ballungsgebiet Deutschlands“
       werben, heißt es.
       
       Das klingt auf den ersten Blick unspektakulär. Allerdings haben solche
       Verbünde mittelbar Einfluss auf die Meinungsvielfalt: Weil sie günstige
       Tarife anbieten können, drohen der direkten Konkurrenz in den jeweiligen
       Märkten Einbußen – mit möglichen Auswirkungen auf die redaktionelle
       Qualität.
       
       ## Die neuen Partner sind alte Bekannte
       
       Hinzu kommt: Funke koaliert in der Mediakombi mit jenen Häusern, denen man
       auch an anderen Fronten verbunden ist. Darunter sind der Rubens-Verlag
       (Hellweger Anzeiger), der im Sommer die Lokalausgaben von Funkes WR für die
       Region Unna erwarb, und das Medienhaus Lensing (Ruhr-Nachrichten), das
       Inhalte für die WAZ und die WR liefert. Kooperationen, die eher nicht die
       Pressevielfalt fördern.
       
       Die neue „Mediakombi NRW“ ist auch im Zusammenhang mit dem geplanten
       Vermarktungs-Joint-Venture zwischen Funke und Springer zu sehen, bei dem
       letzterer Partner die führende Rolle spielen soll. Kartellamtschef Andreas
       Mundt sagte kürzlich, besonders die Folgen des Springer-Funke-Deals für
       „den Markt für überregionale Anzeigen in Zeitungen“ sowie die
       „verschiedenen regionalen Anzeigenmärkte“ wolle seine Behörde untersuchen.
       Dass sich Funke in der Anzeigenvermarktung nun anders aufstellt, dürfte
       Einfluss haben auf die Prüfung.
       
       18 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR René Martens
       
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