URI: 
       # taz.de -- Datenschutz und Geheimdienste: „Bringschuld“ des Staates
       
       > Peter Schaar fordert mehr Kontrolle der Geheimdienste. Und Edward Snowden
       > bekommt Ehrendoktorwürde der Uni Rostock.
       
   IMG Bild: Will die Bürger schützen: Peter Schaar, Bundesbeauftragter für Datenschutz
       
       BERLIN taz | Die deutschen Geheimdienste müssen dringend schärfer
       kontrolliert werden – das fordert Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für
       den Datenschutz, in einem am Montag vorgelegten 17-seitigen Bericht zur
       NSA-Affäre an den Bundestag.
       
       Zur Zeit bestünden „erhebliche kontrollfreie Räume“, weil die zuständigen
       Gremien ihre Aufgaben weder effizient noch angemessen erfüllten, warnt
       Schaar. Hier gebe es „akuten gesetzgeberischen Handlungsbedarf“.
       
       Zugleich wirft Schaar die brisante Grundsatzfrage auf, wie das
       Telekommunikationsgeheimnis in Deutschland, das den Bürgern im Grundgesetz
       garantiert wird, angesichts des globalisierten Datenverkehrs überhaupt noch
       durchgesetzt werden könne.
       
       ## Kritik am Innenminister
       
       „Die Herstellung und Fortentwicklung von IT-Sicherheit darf keinesfalls als
       alleinige Aufgabe der Bürger angesehen werden“, schreibt Schaar an die
       Adresse des Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich (CSU), der die
       Menschen in Deutschland im Sommer zum Verschlüsseln ihrer
       Privatkommunikation aufgefordert hatte. Die Bundesregierung selbst habe
       hier „eine Bringschuld“.
       
       Zu dem geplanten Anti-Spionage-Abkommen zwischen Deutschland und den USA
       äußerte sich Schaar skeptisch. Unzureichend wäre seiner Ansicht nach ein
       Geheimabkommen zwischen Nachrichtendiensten, das die Bürger nicht vor
       Überwachung schütze.
       
       ## Europäischer Ansatz
       
       Für eine gemeinsame Initative zum Schutz privater Daten auf europäischer
       Ebene sprach sich der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland
       aus. „Wir brauchen einen gemeinsamen Ansatz“, sagte Jagland dem epd. Der
       frühere norwegische Ministerpräsident und Außenminister würdigte die
       Enthüllungen von Edward Snowden: „Ohne Snowden wäre die Überwachung nicht
       aufgedeckt worden. Das Ende der NSA-Affäre ist noch nicht erreicht.“ Er
       bezweifelte jedoch, ob Snowden in naher Zukunft Asyl in einem europäischen
       Land erhalten könnte.
       
       Während auch deutsche Unionspolitiker die Rufe nach politischem Asyl für
       Edward Snowden zurückwiesen, erhielt der immerhin Anerkennung von der
       Universität Rostock. Wie die Berliner Zeitung berichtete, will die
       Philosophische Fakultät dem US-amerikanischen Whistleblower die
       Ehrendoktorwürde verleihen. Der zuständige Dekan sagte, ziviler Ungehorsam
       gehöre zur modernen Demokatrie. „Wir sind es Snowden schuldig, dass wir ihn
       nicht in Moskau vergessen.“
       
       18 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Astrid Geisler
       
       ## TAGS
       
   DIR Datenschutz
   DIR NSA
   DIR Geheimdienst
   DIR Schwerpunkt Überwachung
   DIR Edward Snowden
   DIR Ehrendoktor
   DIR Schwerpunkt Grundgesetz
   DIR Datenschutz
   DIR USA
   DIR NSA
   DIR Whistleblower
   DIR NSA
   DIR NSA
   DIR Allianz
   DIR Schwerpunkt Überwachung
   DIR Bundestag
   DIR Datenschutz
   DIR USA
   DIR Datenschutz
   DIR NSA-Affäre
   DIR NSA
   DIR NSA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Professor über Ehrendoktor für Snowden: „Das ist kein Mediengag“
       
       Die Uni Rostock möchte Snowden zum Ehrendoktor machen. Für den Dekan der
       philosophischen Fakultät sind Snowdens Dokumente wissenschaftlich relevant.
       
   DIR Debatte Lesbarkeit des Grundgesetzes: Die geheime Verfassung
       
       In diesem Jahr wird das Grundgesetz 65 Jahre alt. Höchste Zeit für eine
       Überarbeitung, damit der Text endlich für Laien wieder verständlich wird.
       
   DIR Bundesbeauftragte für Datenschutz: Speicherfan als Datenwächterin
       
       Bisher ist Andrea Astrid Voßhoff nicht durch eine kritische Haltung beim
       Datenschutz aufgefallen. Dennoch wird sie wohl Nachfolgerin von Peter
       Schaar.
       
   DIR Überwachung durch die NSA: Die totale Handykontrolle
       
       Milliarden Handys werden laut Medienbericht weltweit durch den
       US-Geheimdienst NSA geortet. Die Aktivitäten von fast jedem Telefon können
       nachvollzogen werden.
       
   DIR Schlagloch Selbstzensur: Das große Datenraffen
       
       Das hat die NSA mit ihrer Schnüffelei schon geschafft: Schriftsteller
       zensieren sich selbst. Ein Sechstel aller US-Autoren haben die Schere im
       Kopf.
       
   DIR Hohe Strafen für Whistleblower in Japan: Pressefreiheit in Gefahr
       
       Whistleblower wie Edward Snowden sollen in Japan mit Androhung hoher
       Haftstrafen abgeschreckt werden. Kritiker fürchten auch eine Einschränkung
       der Pressefreiheit.
       
   DIR Kommentar UN-Initiative gegen Spionage: Wichtig ist die Botschaft
       
       Der deutsch-brasilianische UN-Vorstoß ist eine angemssene Antwort auf die
       Überwachungs-Enthüllungen. Auch diplomatisch ist sie clever.
       
   DIR UN-Resolution gegen Überwachung: Menschenrecht auf Privatsphäre
       
       Brasilien und Deutschland bringen eine Resolution gegen die Spähaktionen
       der NSA ein. Auf Initiative der USA wurde die Ursprungsversion verwässert.
       
   DIR Zweifel an IT-Sicherheit: Allianz gibt Kundendaten ab
       
       Der Versicherer will Daten von 78 Millionen Menschen künftig von IBM
       verarbeiten lassen. Datenschützer warnen vor Geheimdienstzugriff.
       
   DIR EU und USA sprechen über Abhörskandal: Vertrauensbildende Signale
       
       Delegierte der EU und der USA haben sich über Konsequenzen der Abhöraffäre
       ausgetauscht. Derweil hat Washington tausende NSA-Dokumente veröffentlicht.
       
   DIR Snowden-Debatte im Bundestag: Ein Völkerrecht im Netz
       
       Die einen wollen Asyl für Snowden, die anderen mehr Informationsschutz,
       wiederum andere die Partnerschaft mit den USA. Der Bundestag zur
       NSA-Affäre.
       
   DIR Umfrage über Datenschutz: Deutsche sorgen sich um Daten
       
       Einer Studie zufolge fürchtet die Mehrheit der Deutschen um die Sicherheit
       ihrer Daten und ihrer Privatspähre. Öffentliche Kameras werden aber
       akzeptiert.
       
   DIR EU-Parlamentspräsident über Spionage: „Europa ist kein Karnevalsverein“
       
       Europa muss unabhängiger von den USA werden, sagt SPD-Politiker und
       EU-Parlamentspräsident Schulz. Ein eigener Geheimdienst wie die NSA sei
       aber nicht nötig.
       
   DIR Journalisten und Netzsicherheit: DJV warnt vor Google
       
       Die NSA hat die Internetfirmen Google und Yahoo ausgespäht. Für
       Journalisten stellt sich die Frage, was das für ihre Recherchearbeit
       bedeutet.
       
   DIR Neue Enthüllung in Spähaffäre: NSA greift bei Google und Yahoo ab
       
       Die NSA soll Nutzerdaten von beiden Internetkonzernen abfangen haben, so
       die „Washington Post“. Google reagiert empört und fordert rasche Reformen.
       
   DIR US-Geheimdienste und Abhöraffäre: „Totale Überprüfung“ der NSA
       
       Obama erwägt, die Bespitzelung verbündeter Politiker zu beenden. Derweil
       kündigt der US-Senat an, die Praxis der Geheimdienste genau zu untersuchen.
       
   DIR Kommentar Ausspähaffäre um Merkel: Die NSA kann ganz beruhigt sein
       
       Die Bundesregierung zeigt sich empört über die Ausspähung von Merkels
       Handy. Die Europäer könnten Druck auf die USA ausüben. Tun sie aber nicht.