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       # taz.de -- Jahrestagung der Reiseveranstalter: Gute Gefühle fördern das Geschäft
       
       > Die Tourismusbranche steigert den Umsatz. Nachhaltigkeit wird immer mehr
       > zum Thema und der „gute“ Unternehmer zum Erfolgsmodell.
       
   IMG Bild: Nachhaltigkeit und Urlaub mit dem Flieger passen nicht zusammen.
       
       SALZBURG taz | Der wiedergewählte DRV-Präsident Jürgen Büchy hat die
       Reiseveranstalter in seiner Grundsatzrede bei der Jahrestagung des
       Deutschen Reiseverbandes (DRV) in Salzburg dazu aufgerufen, sich an die
       Vorgaben des Auswärtigen Amtes bei Unruhen in Zielgebieten zu halten. Die
       Branche tue sich keinen Gefallen, wenn jeder Einzelne die Reisehinweise des
       Amtes in Zweifel ziehe und durch seine eigene Einschätzung ersetze.
       
       „Wir brauchen diese externe Instanz, die eine unabhängige Einschätzung der
       Sicherheitslage abgibt und an deren Vorgaben sich alle halten“ erklärt der
       DRV-Chef.
       
       Nach der Absetzung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi im August
       hatte das Auswärtige Amt von Reisen nach Ägypten abgeraten. Daraufhin
       hatten TUI, Thomas Cook und DER Touristik alle Ägypten-Reisen abgesagt.
       Andere Veranstalter, wie FTI und ETI, hatten ihren Kunden zwar kostenlose
       Stornos und Umbuchungen angeboten, setzten aber ihre Reiseaktivitäten zu
       den Zielen am Roten Meer fort. Die Mitbewerber kritisierten diesen
       Alleingang.
       
       Vom 14. bis 16. November 2013 trafen sich Vertreter der deutschen
       Tourismusbranche zu ihrer Jahrestagung in Salzburg. „Auch in diesem Jahr
       waren die Deutschen in Reiselaune und haben nochmals mehr Geld für ihren
       Urlaub ausgegeben“, fasste der DRV-Präsident Georg Büchy die
       voraussichtlichen Wirtschaftsergebnis 2013 zusammen.
       
       Die deutschen Reiseveranstalter haben nach den Berechnungen des
       Branchenverbandes zwischen 3,0 und 3,5 Prozent zugelegt. Die stationären
       und Online-Reisebüros profitieren von den Mobilitätsbedürfnissen der
       Deutschen: diese unternahmen 2013 rund 40 Millionen professionell
       organisierte Reisen.
       
       ## CO-freies Veranstaltungsticket
       
       Die DRV Jahrestagung setze erstmals lautstark nachhaltige Zeichen: nachdem
       auf der letzten Jahrestagung im Montenegro Plastik-Give Aways kritisiert
       wurden, verwendet man diesmal Recyclingmaterial und vermied
       Plastikverpackungen. Bei der Anreise setzte man u. a. auf das
       Anreiseangebot mit dem CO2-freien Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn.
       Das wird allerdings im nächsten Jahr, wenn die versammelte deutsche
       Reisebranche in Abu Dhabi tagt, schwierig werden.
       
       Jedenfalls ist Nachhaltigkeit und Cooperate Social Responsibility der
       Unternehmen (CSR) endlich auch Thema beim größten Branchentreffen. „Nur mit
       unserer aller Wirken ist Nachhaltigkeit möglich“, sagte Auma Obama,
       Gründerin der kenianischen Sauti Kuu-Stiftung für Jugendliche und
       vielgefragte Rednerin.
       
       Nachhaltigkeit dürfe kein Luxusthema für hochpreisige Angebote oder die
       Elite sein, sagte die Halbschwester Barack Obamas. Sie dürfe auch nicht zum
       Charity-Programm für die dritte Welt verkommen, denn diese Länder müssten –
       um sich nachhaltig zu entwickeln – selbst helfen. Sie plädierte für „social
       business“ und Eigenverantwortung.
       
       Nick Lin-Hi, Professor für Wirtschaft- und Unternehmensethik an der
       Universität Mannheim fragte, ob Cooperate Social Responsibility eine
       Voraussetzung von nachhaltig guten Geschäften sei. Sein Fazit anhand von
       Studien: sie lohnt sich jedenfalls, da Akzeptanz, Kundenzufriedenheit und
       das innerbetriebliche Klima besser werden. Die Vermeidung von Fehlverhalten
       bei Unternehmen sei wichtiger als werbewirksame „doing good-Aktionen“.
       
       ## Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung
       
       Zu Fehlverhalten gehörten auch Gewinne auf Kosten einer Mehrheit,
       Menschenrechtsverletzung und Ausbeutung. CSR , das sei ein permanenter
       Prozess, der im Unternehmen gelebt werden muss. Einige mittelständiges
       Reiseunternehmen, vor allem das Forum Anders Reisen, haben sich die
       betrieblich CSR längst zertifizieren lassen. Sie sind die Vorreiter.
       
       Denn „ Nachhaltigkeit wird von Reisekunden immer mehr nachgefragt“, heißt
       es in der Branche. Warum, das erklärt sich vielleicht aus dem Impulsvortrag
       von Hans Georg Häussel. Der Experte für Neuromarketing und Hirnforscher
       hinterfragt die unbewussten Anteile bei Kaufentscheidungen. Das Bewusstsein
       sei das Ende einer unbewussten Bewertungskette. „Das Bewusstsein ist die
       PR-Aktion des Hirns“, behauptet der Forscher. „Und alles was keine
       Emotionen auslöst ist bedeutungslos für diese PR-Strategie.“
       
       Möglich, das nachhaltige Reisen sich besser anfühlen. Strategie der
       Unternehmen müsse es jedenfalls sein, so Häussel, „die positiven Reaktionen
       der Kunden in jeder Beziehung zu verstärken.“ Das wundert kaum.
       
       17 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Edith Kresta
       
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