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       # taz.de -- Alternativen zur Haasenburg: SPD will weiter wegschließen
       
       > Nach der Schließungsankündigung für die Haasenburg plant Hamburg ein
       > eigenes Heim. Findet sich kein Träger, wird eigens ein städtischer
       > gegründet.
       
   IMG Bild: Tür zu und gut: Das geschlossene Heim in der Feuerbergstraße machte 2008 für immer dicht.
       
       HAMBURG taz | Hamburg soll ein neues geschlossenes Heim für Kinder und
       Jugendliche bekommen. Das ließ SPD-Sozialsenator Detlef Scheele am
       Donnerstag über das Hamburger Abendblatt verkünden. Dies ist eine Reaktion
       auf die bevorstehende Schließung der Haasenburg-Heime, in denen die Stadt
       noch vor Monaten 15 Kinder- und Jugendliche untergebracht hatte. In der
       kommenden Woche wird das Land Brandenburg dem Träger die Betriebserlaubnis
       entziehen. Derzeit sind dort noch drei Hamburger Kinder.
       
       Scheeles Ankündigung kommt überraschend: Seine Behörde hatte noch vor
       Kurzem Gespräche über Alternativen zu geschlossenen Heimen geführt. Scheele
       selbst ließ häufiger durchblicken, er sei kein Freund von geschlossener
       Unterbringung. Für die rund ein Dutzend Hamburger Kinder, die noch im
       Sommer auf der Warteliste für die Haasenburg standen, während dort ein
       Belegungsstopp galt, hatten sich inzwischen andere Lösungen gefunden.
       
       Doch nun schlägt der von SPD-Bürgermeister Olaf Scholz geführte Senat eine
       andere Richtung ein und schafft ein eigenes Heim, wie von der CDU
       gefordert. Deren Jugendpolitiker Christoph de Vries lobt denn auch prompt,
       Scheele sei „auf die Linie der CDU eingeschwenkt“ und warnte davor, dass in
       der Zwischenzeit ohne Heim durch frei laufende Intensivtäter „Menschen zu
       Schaden kommen“.
       
       „Wir kriegen die drei, die noch in der Haasenburg sind, nicht anders
       unter“, sagte Scheeles Sprecher Marcel Schweitzer. Hinzu kämen aktuell etwa
       drei bis vier Minderjährige, für die eine geschlossene Unterbringung in
       Frage komme. Das Heim solle nicht in Hamburg, aber im näheren Umkreis
       liegen. Allerdings dürfe dies auch nicht auf dem platten Land sein, wo nur
       schwer qualifiziertes Personal zu finden sei, so Schweitzer.
       
       ## „Geist der Jugendhilfe atmen“
       
       Das Konzept des Heims soll ein ganz neues sein, welches individuell auf die
       Kinder eingeht. „Es muss den Geist der Jugendhilfe atmen und nicht den
       Geist der Justiz“, sagt Senator Scheele. Wer der Träger wird, soll sich bis
       zur Sitzung des Familienausschusses der Hamburger Bürgerschaft am 26.
       November klären. Findet sich keiner, soll die Stadt einen eigenen gründen.
       Der städtische Landesbetrieb Erziehung kommt aus Sicht der Behörde nicht in
       Frage, weil er für die vor fünf Jahren geschlossene Einrichtung in der
       Feuerbergstraße verantwortlich war.
       
       In den Sozialministerien der SPD-regierten Nachbarländer wusste man gestern
       noch nichts von Hamburgs Plänen. In Schleswig-Holstein gebe es kein
       geschlossenes Heim, sagt Sprecher Christian Kohl. „Soweit ich weiß, ist
       auch keines angedacht.“ In Hannover geht die rot-grüne Koalition den
       entgegengesetzten Weg: Sie hat vereinbart, die einzige bestehende
       geschlossene Wohngruppe in Lohne zu öffnen. Allerdings gestalte sich dies
       schwierig, man sei im Gespräch mit dem Träger Caritas, sagt
       Ministeriumssprecherin Heinke Traeger.
       
       Die Hamburger Diakonie kritisierte Scheeles Ankündigung. „Offene
       Einrichtungen haben langfristig weit größere Erfolge auch in schwierigen
       Konstellationen nachzuweisen“, sagt Vorstandsfrau Gabi Brasch. Der Senat
       wolle der Bevölkerung mit dem Heim eine Sicherheit vermitteln, „die es
       nicht gibt und nie geben wird“. Unverständlich sei, warum der Senator diese
       Entscheidung fälle, „während er gleichzeitig mit Trägern der Jugendhilfe
       Gespräche über alternative Betreuungsformen führt“.
       
       Auch Michael Lindenberg von der Evangelischen Fachhochschule zeigt sich
       entsetzt: „Die Geschehnisse in der Haasenburg haben gezeigt, dass Erziehung
       unter Einschluss immer wieder Missbrauch und Gewalt an jungen Menschen
       erzeugen.“
       
       „Völlig abwegig“ findet der Linken-Abgeordnete Mehmet Yildiz Scheeles Plan:
       „Wenn man Jugendliche einsperrt, macht sie das nur kaputt.“ Die Hamburger
       SPD habe aus Haasenburg und Feuerbergstraße nichts gelernt, sagte auch die
       Grüne Christiane Blömeke. „Das Konzept der geschlossenen Heime gehört nicht
       in die Jugendhilfe – da nützt es auch nichts, ins Hamburger Umland
       auszuweichen.“
       
       Die Linke und die Grünen forderten vergeblich eine Expertenanhörung zur
       Frage der Alternativen. Hätte es die gegeben, wäre wohl auch Jenne Riemann
       vom Träger Jugendhilfe Phönix gekommen. „Wir haben ein Konzept in der
       Schublade, das wir auch für Hamburg anbieten könnten“, sagt er.
       
       Er hat für ein Mädchen, das in der Haasenburg war, eine
       individualpädagogische Betreuung organisiert. Und er ist gerade dabei, dies
       für eine weitere Heim-Kandidatin zu beantragen. Es gebe nicht für jedes
       Kind eine Hilfe innerhalb der Stadt, aber man brauche individuelle
       Lösungen. „Deshalb sage ich: lieber die Hallig mit dem bindungsorientiert
       arbeitenden Pädagogen-Paar als eine geschlossene Unterbringung.“
       
       14 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
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