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       # taz.de -- Filmstart „Last Vegas“: Vier Knuffelbären im Paradies
       
       > Hüftknack-Witze und Schlüpfrigkeit: Im neuen Film von Jon Turteltaub
       > feiern vier Senioren Junggesellenabschied in Las Vegas. Und wieder winken
       > alte Klischees.
       
   IMG Bild: Später Junggesellenabschied: vier Freunde in der Glitzerstadt.
       
       Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas. Eine solche Notiz, von der Gattin
       zugeschoben, dazu Viagra, Gummi und ein liebes Lächeln, das überrascht dann
       doch. Und der so in die Freiheit eines Jungswochenendes entlassene ältere
       Herr, Sam (Kevin Kline), ist ja auch Knuffelbärchen genug, dass er, sonst
       ein Fall für lahmes Seniorenplanschen, nicht nur im Nu lässig zu schwofen
       beginnt, sondern auch jede Frau in Vegas treuherzig davon in Kenntnis
       setzt, dass er auch von zu Hause aus für alles in Frage kommt. Die Gattin
       handelt hintersinnig: Sie wünscht sich ihren vitalen Männe wieder, gerade
       im Bett, und erhofft sich von den Eskapaden den entscheidenden Impuls.
       
       Sam ist nicht allein: Gemeinsam mit Archie (Morgan Freeman) und Paddy
       (Robert de Niro) feiert er den Junggesellenabschied von Billy (Michael
       Douglas), der sich nun, weit über 60 und im Grunde ewiger Playboy – Typ
       Rolf Eden –, doch noch auf eine Ehe einlässt – mit einer deutlich Jüngeren,
       versteht sich.
       
       Man kennt sich seit der Kindheit in Brooklyn, ging seither aber
       unterschiedliche Wege. Und es kriselt seit längerem zwischen den vieren,
       auch diesbezüglich soll der Trip dieses Fähnlein Fieselschweifs der
       rüstigen Rentner Wunder wirken.
       
       Wenn man so will: „Hangover“ meets Geriatrie-Comedy, Hüftknacks-Witz und
       Schlüpfrigkeiten inklusive, wenn auch deutlicher zahmer, eben
       knuffelbäriger als das US-Krawall-Komödienfranchise, unter Einbezug
       demografischer Erhebungen aufs Zielpublikum zugeschnitten: Kunden, die
       Morgan Freeman mochten, interessieren sich auch für Robert de Niro. Unter
       Wert verkauft sich die ergraute Starriege von einst hier sowieso.
       
       Flaue Gags sind zu verkraften, doch dazwischen müffelt es althergebracht:
       Was den Herren an Freiheit und Lebenslust zugestanden wird, bleibt Frauen
       unzugänglich. Sie sind definiert durch ihre heilende Funktion für den Mann:
       die (ohnehin nur relativ) Älteren als reife, verzeihende Damen oder,
       dialektisch gewendet, heiratswütige Tanten. Die Jüngeren bleiben gar völlig
       aufs Dekorative beschränkt: Las Vegas – allenthalben junge Dinger, heiße
       Babes.
       
       Eine davon schmeißt sich denn auch an Sam ran, der, nackter Brüste
       ansichtig, ins Weinen gerät, da er dieses Glück mit seiner Frau nicht
       teilen kann. Die Barbusige, durchaus willig, harrt zwar nun unbestiegen,
       wenn auch den Tränen nah gerührt, vor diesem Herrn. So einen will sie auch
       mal an ihrer Seite. Einen Blowjob hätte er dann aber doch noch gern, der
       böse Knuffelbär.
       
       13 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Groh
       
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