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       # taz.de -- Lampedusa-Schlepper festgenommen: Flüchtlinge im „Konzentrationslager“
       
       > Die vor Lampedusa Ertrunkenen sind vor der Überfahrt in einem Lager in
       > Libyen festgehalten worden. Den schweren Misshandlungen dort entkamen sie
       > nur gegen Lösegeld.
       
   IMG Bild: Gerettete Flüchtlinge vor Lampedusa.
       
       ROM afp | Dutzende der Flüchtlinge, die sich auf dem Anfang Oktober vor
       Lampedusa mit hunderten Menschen an Bord gekenterten Boot befanden, sind
       zuvor in Libyen gefoltert und vergewaltigt worden. 130 Flüchtlinge aus
       Eritrea seien in der libyschen Wüste festgehalten worden, teilte die
       Polizei am Freitag mit. Ein Staatsanwalt sprach von einem
       „Konzentrationslager“. Einer der mutmaßlichen Schlepper und Vergewaltiger
       aus Somalia wurde diese Woche festgenommen.
       
       Die 130 Flüchtlinge seien in der Oasenstadt Sabha im Südwesten Libyens
       festgehalten worden, teilte die Polizei weiter mit. An den Vergewaltigungen
       und Folterungen, die erst gegen die Zahlung von bis zu 3.500 Dollar (2.600
       Euro) für die Freilassung und die anschließende Überfahrt aufgehört hätten,
       seien Somalier, Libyer und Sudanesen beteiligt gewesen. Staatsanwalt
       Maurizio Scalia sagte: „Alle Frauen in diesem Lager wurden von Somaliern
       und Libyern vergewaltigt. Es war wie in einem Konzentrationslager.“
       
       Ein 17-jähriges Mädchen berichtete in der Zeitung La Repubblica von den
       fürchterlichen Zuständen in dem Lager. „Sie zwangen uns, dabei zuzusehen,
       wie unsere Männer mit unterschiedlichen Methoden gefoltert wurden – mit
       Stöcken oder Elektroschocks an den Füßen“. Frauen, die das Lösegeld nicht
       hätten zahlen können, seien vergewaltigt worden.
       
       Im Zusammenhang mit dieser Flüchtlingstragödie wurde diese Woche auf der
       Insel Lampedusa ein mutmaßlicher Schlepper festgenommen. Die Polizei habe
       den 34-jährigen Somalier festgenommen, weil er im Verdacht stehe, einer der
       Organisatoren der Überfahrt gewesen zu sein, sagte eine Polizeisprecherin
       am Freitag.
       
       ## Maximal 30 Jahre Haft
       
       Der Mann kam nach Angaben der Ermittler am 25. Oktober auf Lampedusa an und
       gab sich als Flüchtling aus. Er sei mittlerweile nach Sizilien gebracht
       worden. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 30 Jahre Haft.
       
       Das überfüllte Flüchtlingsboot war am 3. Oktober unweit der Küste der
       süditalienischen Insel Lampedusa nach einem Brand an Bord nachts gekentert.
       Laut italienischen Medienberichten hatten Migranten den verdächtigen
       Somalier bei Vernehmungen der Staatsanwaltschaft identifiziert. Ihm werde
       auch sexuelle Gewalt zur Last gelegt. Auch das 17-jährige Mädchen
       identifizierte ihn als einen ihrer drei Vergewaltiger.
       
       Unmittelbar nach der Tragödie war bereits der 35-jährige tunesische Kapitän
       des Unglücksbootes verhaftet worden. Die meisten Insassen stammten aus
       Eritrea. 366 Leichen wurden geborgen, 155 Flüchtlinge überlebten das
       Unglück.
       
       8 Nov 2013
       
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