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       # taz.de -- Streit um Bau einer Moschee: Leipzigs antimuslimische Union
       
       > In Leipzig soll eine Moschee gebaut werden. Die örtliche CDU ist
       > gespalten. Dabei steht die Bundespartei in dieser Frage klar zum
       > Grundgesetz.
       
   IMG Bild: Fragwürdige Bundesgenossen: Anti-Moschee-Protest der NPD am 2. November in Leipzig-Gohlis.
       
       LEIPZIG taz | Mit ihrer Abwehrhaltung gegen den geplanten Bau einer Moschee
       geraten Eiferer der Leipziger CDU in Widerspruch zur toleranten
       Generallinie ihrer Partei. Am schärfsten: Katrin Viola Hartung. Sie hat die
       Onlinepetition „Gohlis sagt nein“ initiiert, die schon fast 3.000
       BürgerInnen unterschrieben haben.
       
       Für den Ortsverband Leipzig-Nord erklärte der Landtagsabgeordnete
       Wolf-Dietrich Rost, der Moscheebau stünde „im Spannungsfeld zur baulichen
       und kulturellen Umgebung“. Auch der Evangelische Arbeitskreis der Stadt
       zeigte sich „befremdet“. Der muslimische Glaube erscheine „vielen als sehr
       intolerant, wenig aufgeklärt und christenfeindlich“, äußerte dessen
       Vorsitzender Jörg Kühne.
       
       Die Union greift damit die gereizte Stimmung im Stadtteil Gohlis auf, wo
       die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde eine nur 10 Meter hohe Moschee mit 180
       Quadratmetern Grundfläche für ihre 70 Gemeindeglieder bauen will. Die NPD
       demonstrierte am vergangenen Sonnabend dagegen und nutzte die Unruhe für
       ihren vorgezogenen Landtagswahlkampf aus.
       
       Viele Bürger schlossen sich zwar nicht offen an, teilen aber die rechte
       Polemik und das Misstrauen gegen den Islam. Der als besonders piefig und
       kleinbürgerlich geltende Stadtteil hatte schon der dezentralen
       Unterbringung von Asylbewerbern in Leipzig den größten Widerstand
       entgegengesetzt.
       
       CDU-Kreisvorsitzender Robert Clemen spricht von einer „gemischten Lage“ im
       Kreisverband. So hatte beispielsweise die Bundestagsabgeordnete Bettina
       Kudla Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau scharf attackiert, weil diese das
       Moschee-Projekt für genehmigungsfähig hält. Katrin Hartung aber wurde wegen
       ihrer öffentlich geäußerten „Privatmeinung“ zurückgepfiffen, berichtet
       Clemen. Und verweist auf den Kreischef der Jungen Union Markus Walther, der
       sich für die Moschee aussprach.
       
       ## In Dresden und Berlin ist CDU weltoffener
       
       Der moderate Robert Clemen, Christ und Musiker, möchte die kursierenden
       Vorbehalte ernst nehmen. Und zwar nicht nur, weil die auf diesem Feld
       konkurrierende NPD der Union Wähler abjagen könnte. Die bislang gute
       Koexistenz der muslimischen Strömungen in Leipzig könne durch die
       Privilegierung einer nicht von allen anerkannten Richtung gestört werden,
       befürchtet auch der Kreisvorsitzende.
       
       Sachsens Ausländerbeauftragter Martin Gillo, ebenfalls CDU-Mitglied,
       rechnet die Ahmadiyya-Gemeinde zwar zum aufgeklärten Islam. Clemen hingegen
       verweist auf deren 1989 verkündetes 100-Moscheen-Programm für Deutschland,
       das auf eine missionarische Absicht schließen lasse.
       
       In Dresden und Berlin geben sich maßgebliche CDU-Stimmen weltoffener und
       grundgesetztreuer. „Ich verbinde das Vorhaben mit der Hoffnung auf eine
       offen gepflegte Nachbarschaft. Denn Ressentiments können nur durch Wissen
       voneinander abgebaut werden“, erklärt Sachsens Innenminister Markus Ulbig
       (CDU) auf Nachfrage.
       
       Wie Robert Clemen auch macht der Ausländerbeauftragte Martin Gillo eine
       wachsende Verunsicherung über die eigene abendländische Identität, deren
       christliche Grundlagen und kulturelle Erosion als eigentliche Ursache für
       die Ängste der Leipziger aus. „Wir sollten den grundgesetzlich gewährten
       Religionspluralismus ernst nehmen“, sagt Gillo. Und fordert ein „klares
       Wort“ der zuständigen Politiker.
       
       Die CDU-Bundesgeschäftsstelle im Berliner Konrad-Adenauer-Haus betont
       gleichfalls das „friedliche Miteinander der Religionen“. Zum Recht auf
       freie Religionsausübung gehöre auch „das Recht der Muslime auf eigene
       Gotteshäuser“, erklärt die Pressestelle.
       
       7 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
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