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       # taz.de -- Mieten: Im Doppel für die Mieter
       
       > Bei den Koalitionsgesprächen einigen sich Merkel und Gabriel auf
       > Mietpreisbremse bei Neuvermietungen. Bausenator will Regelung
       > schnellstmöglich umsetzen.
       
   IMG Bild: Neue teure Wohnung gefällig? CDU und SPD bremsen Immobilienmarkt
       
       Noch beim Parteitag am Samstag hatte Stadtentwicklungssenator Michael
       Müller (SPD) seinem Bundesvorsitzenden ins Gewissen gerettet. Sigmar
       Gabriel solle doch bei den Koalitionsverhandlungen mit Angela Merkels CDU
       neben dem Mindestlohn die Mietbremse nicht vergessen.
       
       Seit Montagabend ist klar: Müller wurde erhört, die Mietbremse kommt.
       Vermieter sollen bei einer Wiedervermietung künftig nur zehn Prozent mehr
       als die ortsübliche Vergleichsmiete verlangen dürfen. Bislang gab es bei
       einer Neuvermietung keine Grenzen. Umsetzen müssen die Bremse allerdings
       die Länder. Das ist das Ergebnis der Arbeitsgruppe Bauen und Verkehr, das
       von der großen Verhandlungsrunde noch abgesegnet werden muss.
       
       „Für Berlin ist das eine gute Nachricht“, sagte Müller am Dienstag der taz.
       „Sobald die Mietbremse in Kraft ist, werden wir sie umsetzen.“ Müller
       verwies in diesem Zusammenhang auf das Mietrechtsänderungsgesetz vom Mai,
       das bei den Bestandsmieten eine Kappung von 15 Prozent auf drei Jahre
       vorsah. Auch da hat Berlin das Gesetz umgehend in Kraft gesetzt.
       
       Eine solche Länderermächtigung wird es auch bei der Mietbremse für
       Neuvermietungen geben. Der Grund: Da nur Ballungsgebiete vom Mietanstieg
       betroffen seien, haben CDU und SPD vereinbart, dass das neue Gesetz nicht
       automatisch bundesweit gilt. Verantwortlich sind vielmehr die Länder – die
       zudem nachweisen müssen, dass der Wohnungsmarkt in Ballungsräumen
       angespannt ist.
       
       „Gerade die Wiedervermietungsmieten haben erheblich zum Preisanstieg auf
       dem Berliner Wohnungsmarkt beigetragen“, lobt Müller den Beschluss. Bislang
       musste Berlin der Mietenspirale bei Auszug und Neuvermietung tatenlos
       zuschauen – Mietrecht ist Bundesrecht. Der Senator ist optimistisch, dass
       ein Bündel an Maßnahmen des Landes und die neue Mietenbremse, die der Bund
       ermöglicht, Wirkung haben wird: „Nun können auch diejenigen umziehen, die
       sich verkleinern wollen, die aber bislang befürchten mussten, dass eine 20
       Quadratmeter kleinere Wohnung mehr kostet als die bisherige.“
       
       Erfreut zeigte sich auch der Berliner Mieterverein. Die Mietbremse und die
       ebenfalls beschlossene Ausweitung der Kappungsgrenze bei der Erhöhung von
       Bestandsmieten von 15 Prozent auf vier statt bislang drei Jahre bezeichnete
       Geschäftsführer Reiner Wild als „wichtigen Bestandteil eines sozial
       austarierten Mietrechts“. Allerdings vermisst Wild Regelungen, die darüber
       hinausgehen. „Wo bleibt die Abschaffung der Modernisierungsumlage?“, fragt
       er. Der Mieterverein fordert schon lange das Ende der 11-prozentigen
       Umlage. Bei energetischer Sanierung solle nur noch ein pauschaler Zuschlag
       von maximal einem Euro pro Quadratmeter möglich sein.
       
       Der Mieterverein warnt auch bei der Mietenbremse vor allzu großen
       Hoffnungen. „Am aktuellen Mietspiegel sind die Neuvermietungsmieten nur mit
       11 Prozent beteiligt“, so Wild. Grund sei die sinkende Fluktuation. Zudem
       könne der von CDU und SPD vereinbarte Bestandsschutz dazu führen, dass die
       Vermieter vor Inkrafttreten der Mietpreisbremse „noch einmal kräftig
       zulangen“.
       
       Der grüne Wohnungspolitiker Andreas Otto begrüßte die Mietbremse dagegen.
       „Wenn Berlin das umsetzt, ist das gut“, sagte Otto der taz. Kritik kam
       dagegen vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU. „Die
       neue Regelung sei ein Bärendienst an den Mietern“, sagte BBU-Chefin Maren
       Kern. Sie würde „zu einer empfindlichen Schwächung der Investitionskraft
       der Wohnungsunternehmen führen.“
       
       ## Siehe SEITE 1 und 3
       
       5 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Rada
       
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