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       # taz.de -- Umstrittene Pkw-Maut: Wie machen's die Nachbarn?
       
       > Auf die Autobahn nur noch mit Vignette: Daran arbeitet
       > CSU-Verkehrsminister Ramsauer. Ein Blick auf die verschiedenen Modelle in
       > Europa.
       
   IMG Bild: Vignette oder Mautstationen-System? Die europäischen Modelle variieren.
       
       BERLIN taz | Der Streit über die von der CSU geforderte Pkw-Maut geht in
       die nächste Runde. Während das vom Bayern Peter Ramsauer geführte
       Bundesverkehrsministerium die Einführung einer Vignette wie in Österreich
       prüft, bekräftigten die Sozialdemokraten ihr Nein: Die CSU könne
       Belastungen deutscher Autofahrer nicht „glaubwürdig ausschließen“, sagte
       Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier.
       
       Nach den Plänen aus Ramsauers Ministerium könnte eine Vignette 100 Euro im
       Jahr kosten, berichtete die Bild am Sonntag – Wochen- oder Tageskarten
       würden billiger. Verrechnet werden könnte die Vignette mit der Kfz-Steuer.
       Die Sozialdemokraten zweifeln aber an der europarechtlichen Zulässigkeit
       der Pläne – zahlen müssten nur Fahrer, deren Auto nicht in Deutschland
       angemeldet ist.
       
       Zwar hatte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas erklärt, eine Senkung der
       Steuer „bei gleichzeitiger Erhebung angemessener Gebühren für alle Nutzer
       sei „keine Diskriminierung“. SPD-Fraktionschef Steinmeier hält das aber für
       eine „Einzelmeinung“, die Kallas „unverantwortlich mitten in die
       Koalitionsverhandlungen platzen“ gelassen habe.
       
       Außerdem halten Fachpolitiker die Maut für umweltschädlich: Die Vignette
       sei eine „Flatrate fürs Vielfahren“, meint Christian Pronold,
       SPD-Verhandlungsführer für Verkehr in den Koalitionsgesprächen.
       
       In Europa gibt es neben der Vignette auch das Mautstationensystem wie etwa
       in Italien. Hier zahlt der Autofahrer für jede Fahrt; jede vermiedene Fahrt
       spart also Kosten. Eine Einführung im dicht besiedelten Deutschland ist
       aber praktisch nicht umsetzbar: Es gibt viel zu viele Auf- und Abfahrten an
       den Autobahnen, die alle mit Stationen ausgerüstet werden müssten.
       Unverhältnismäßig teuer und datenschutzrechtlich höchst bedenklich wäre es,
       eine streckenbezogene Maut durch technische Überwachung, etwa per Satellit,
       zu erheben.
       
       ## 
       
       • Dänemark: Nur die Brücken über den Großen Belt und über den Öresund sind
       gebührenpflichtig. Aber der Preis ist happig: Die einfache Fahrt über den
       Großen Belt kostet mehr als 30 Euro, über den Öresund sind es fast 50.
       
       • Polen: Die neuen Autobahnen wurden mit modernen Mautstationen
       ausgestattet, die relativ weit auseinanderliegen. Manche
       Autobahnabschnitte, etwa Ortsumgehungen großer Städte, sind mautfrei.
       
       • Tschechien: Wer in Tschechien alle Autobahnen nutzen will, muss eine
       Vignette kaufen. Eine Pkw-Jahresvignette kostet 60 Euro, eine Monatskarte
       17,50 Euro und eine Zehntageskarte 12,50 Euro, die sich vor allem an
       Urlauber richtet.
       
       • Östereich: Auch hier gilt eine Vignettenpflicht für Autobahnen, auf
       manchen Abschnitten wird zusätzlich Maut erhoben. Die Autojahreskarte
       kostet 80,60 Euro, die Zweimonatsvignette 24,20 Euro, und die
       Zehntageskarte kostet 8,30 Euro.
       
       • Schweiz: Im Nicht-EU-Mitgliedsstaat Schweiz müssen Autobahnnutzer eine
       Jahresvignette erwerben, Kurzzeitkarten gibt es nicht. Für bestimmte Tunnel
       sind zusätzlich Gebühren zu zahlen. Die Jahresvignette kostet etwa 33 Euro.
       
       • Frankreich: In Frankreich sind die meisten Autobahnabschnitte
       mautpflichtig, zudem gibt es gebührenpflichtige Brücken und Tunnel. Bezahlt
       wird an Mautstationen. Im Durchschnitt werden für ein Auto etwa sieben Cent
       pro Kilometer fällig. Eine einfache Fahrt von Paris nach Marseille kostet
       57,10 Euro.
       
       • Luxemburg, Belgien, Niederlande: In den Beneluxländern wird keine
       Pkw-Maut erhoben.
       
       3 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
       
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