# taz.de -- Meeresschutzgebiete in der Antarktis: Antarktisschutz schmilzt dahin
> Die Deklarierung von Schutzgebieten im Südpolarmeer scheitert zum dritten
> Mal. Russland, die Ukraine und China blockieren eine Einigung.
IMG Bild: Diese Adelie-Pinguine müssen ohne Schutzzone planschen.
STOCKHOLM taz | Die Bemühungen, große Meeresschutzgebiete vor den Küsten
der Antarktis auszuweisen, sind gescheitert. Am Freitag endete im
australischen Hobart die Jahrestagung der Kommission zur Erhaltung der
lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) ergebnislos. Russland, die
Ukraine und China blockierten die für das Gremium mit 25 Mitgliedern –
darunter Deutschland und die EU – erforderliche Einstimmigkeit.
„Wir sind unheimlich frustriert“, erklärte Andrea Kavanagh, Direktorin der
„Umweltkampagne für südpazifische Meeresschutzgebiete“. Heute sei ein
„schwarzer Tag nicht nur für die Antarktis, sondern den gesamten
Meeresschutz“. Zuvor waren Vorschläge zur Ausweisung der weltweit größten
Meeresschutzregion gescheitert. Gebiete von der etwa fünffachen Größe
Deutschlands sollten künftig gegen Überfischung und andere industrielle
Aktivitäten geschützt werden – die Ozeanzonen dieser Art wären damit nahezu
verdoppelt worden.
Konkret ging es um einen von Australien, Frankreich und der EU
eingebrachten Antrag für mehrere Gebiete mit einer Größe von zusammen 1,63
Millionen Quadratkilometern vor der ostantarktischen Küste sowie ein Gebiet
im südlichen Rossmeer. Bei zwei Treffen hatten zuvor die USA und Neuseeland
die von ihnen ursprünglich vorgeschlagenen 2,3 Millionen Quadratkilometer
bereits um 40 Prozent geschrumpft.
Doch auch dieser Plan scheiterte an den Blockadeländern, die durch die
Schutzgebiete die Interessen ihrer Fischfangflotten beschränkt sahen.
„Russland und die Ukraine obstruierten bis zum Ende“, sagt Kavanagh. Gegen
die ostantarktischen Schutzgebiete habe China Bedenken angemeldet.
Formal vertagte sich die CCAMLR auf den Oktober 2014, doch Umweltschützer
sind pessimistisch. „Wir sehen eine ständige Erosion des Geistes und des
Mandats dieses Gremiums, die letzten intakten Ökosysteme unseres Planten zu
schützen“, meint Farah Obaidullah von Greenpeace: Dies sei Ausdruck eines
„gefährlichen globalen Trends“, bei dem „geschäftliche und politische
Interessen alle ernsthaften Bemühungen um einen effektiven Meeresschutz
sabotieren“.
1 Nov 2013
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DIR Reinhard Wolff
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