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       # taz.de -- Kommentar Kopftuch in der Türkei: Über Frauen reden
       
       > Das türkische Parlament ist keine kopftuchfreie Zone mehr: Ein Triumph
       > für Premier Erdogan – doch es könnte sein letzter gewesen sein.
       
   IMG Bild: Sollte nicht mehr nur an die Vergangenheit denken: Dilek Akagun Yilmaz von der CHP mit Atatürk-Konterfei auf dem T-Shirt.
       
       Frauen mit Kopftuch im türkischen Parlament; na und wird man denken, was
       ist daran so besonders: Immerhin tragen rund 60 Prozent der türkischen
       Frauen ein Kopftuch. Trotzdem ist dieser Schritt ein enorm wichtiges Symbol
       des Wandels, ein Zeichen dafür, wie tiefgehend die islamische AKP die
       Türkei in den letzten 11 Jahren ihrer Regierung umgekrempelt hat.
       
       [1][Bis Donnerstag war das Parlament eine der letzten kopftuchfreien Zonen]
       und damit die Bestätigung dafür, dass die Türkei ein säkulares Land ist, in
       dem Religion und Staat voneinander getrennt sind. Doch das sind sie längst
       nicht mehr, und der Auftritt der AKP Abgeordneten mit bedecktem Kopf im
       Parlament hat dies nun endgültig sichtbar gemacht.
       
       Denn wie die Opposition ganz richtig sagte, ging es dabei weniger um
       Demokratie als vielmehr um eine Machtdemonstration. Die Republikanische
       Volkspartei CHP, die Hüterin des Kemalismus, hat das hinnehmen müssen – und
       sie hat es relativ geschickt gemacht: Indem sie eben nicht in hilflosem
       Zorn das Parlament verlassen hat, wie einige Abgeordnete zuvor gefordert
       hatten, sondern indem sie im Parlament eine Debatte über die soziale Lage
       der türkischen Frauen angestoßen hat.
       
       Obwohl mit dem gestrigen Tag die Hegemonie der AKP und ihres großen Führers
       Erdogan noch einmal unterstrichen wurde, geht von ihm doch noch ein anderes
       wichtiges Signal aus: die Opposition beginnt sich endlich der neuen
       Situation angemessen zu wehren. Sie hört auf, nur der vermeintlich
       glorreichen Vergangenheit nachzuweinen und beginnt endlich an die Zukunft
       zu denken.
       
       Und das ist im Moment der ganz entscheidende Punkt, denn im kommenden Jahr
       finden in der Türkei wichtige Wahlen statt. So wie sie sich jetzt
       präsentiert, hat die Opposition endlich wieder die Chance, zu punkten:
       Nicht zuletzt deswegen, weil seit dem Gezi-Park Aufstand im Sommer der
       Stern von Erdogan sinkt. Die Opposition muss jetzt nur etwas daraus machen.
       
       1 Nov 2013
       
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