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       # taz.de -- Straßenschlacht in Ankara: Tränengas auf Demonstranten
       
       > Tausende haben in Ankara gegen die Freilassung eines Polizisten
       > protestiert, der im Juni einen Demonstranten erschossen haben soll. Der
       > Staat reagierte mit Gewalt.
       
   IMG Bild: Protestierende in Ankara wurden mit Tränengas beschossen - mal wieder.
       
       ANKARA afp | Das Gerichtsverfahren gegen einen türkischen Polizisten, dem
       der Tod eines Demonstranten während der regierungsfeindlichen Unruhen im
       Juni zur Last gelegt wird, hat am Montag Straßenschlachten in Ankara
       ausgelöst.
       
       Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen etwa 2000
       Demonstranten in der Hauptstadt vor, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Sie
       protestierten gegen die Weigerung des Gerichts, Haftbefehl gegen den
       Polizisten zu erlassen, der im Juni bei Unruhen in Ankara den 26-jährigen
       Ethem Sarisülük erschossen haben soll.
       
       Der Polizeibeamte Ahmet S. soll während eines Zusammenstoßes zwischen
       Demonstranten und Polizei in Ankara im Juni seine Dienstwaffe gezogen und
       Sarisülük getötet haben; ein im Internet verbreitetes Video des
       Zwischenfalls zeigt, wie Sarisülük in unmittelbarer Nähe eines
       Polizeibeamten zusammenbricht.
       
       Ahmet S. muss in dem Prozess mit fünf Jahren Haft rechnen, befindet sich
       aber auf freiem Fuß. Als der Richter am Montag einen Antrag der Anwälte von
       Sarisülük auf Haftbefehl gegen den Beamten ablehnte, brachen nach
       Medienberichten im Gerichtssaal Tumulte aus. Vor dem Gerichtsgebäude
       protestierten Demonstranten gegen die Entscheidung.
       
       ## Beschuldigter soll per Video an der Verhandlung teilnehmen dürfen
       
       Schon bei Prozesseröffnung im September, bei der Ahmet S. auf freien Fuß
       gesetzt wurde, hatte es Proteste im Gerichtssaal gegeben. Am Montag war S.
       nicht zur Verhandlung erschienen; das Gericht will ihm das Recht geben, per
       Video an dem Verfahren teilzunehmen. Das Verfahren soll am 2. Dezember
       fortgesetzt werden.
       
       Bei den landesweiten Straßenschlachten vom Juni, die durch das brutale
       Vorgehen der Polizei zur Auflösung einer lokalen Protestaktion gegen ein
       Bauprojekt im Istanbuler Gezi-Park ausgelöst wurden, waren fünf
       Demonstranten und ein Polizist getötet worden. Bei neuen Protesten im
       September starb erneut ein Demonstrant. Europa und die USA werfen der
       türkischen Regeirung vor, mit übertriebener Härte gegen die Demonstranten
       vorgegangen zu sein.
       
       28 Oct 2013
       
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