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       # taz.de -- Facebook entfernt Enthauptungsvideo: Stillen verboten, Gewalt erlaubt
       
       > Ein Gewaltvideo hat Facebook harsche Kritik eingebracht. Künftig will das
       > Online-Netzwerk die Veröffentlichung drastischer Inhalte umsichtiger
       > prüfen.
       
   IMG Bild: Hebt den Finger: In die Debatte hat sich auch Premierminister David Cameron eingeschaltet.
       
       SAN FRANCISCO/BERLIN taz/afp | Nach heftigen Protesten hat Facebook ein
       Enthauptungsvideo von seinen Seiten entfernt. Das Video sei in der Nacht
       zum Mittwoch gelöscht worden, weil es „in unangemessener Weise“ Gewalt
       verherrliche, erklärten die Betreiber des sozialen Netzwerks der AFP. Die
       Entscheidung sei jedoch nicht als Reaktion auf die Proteste erfolgt,
       sondern auf Grundlage der geltenden Benutzerrichtlinien.
       
       Grundsätzlich würden Videos mit gewalttätigem Inhalt künftig genauer
       überprüft und gegebenenfalls entfernt, kündigte das Unternehmen an. In den
       [1][Richtlinien von Facebook] sind solche Darstellungen allerdings nur
       ausdrücklich verboten, wenn sie einem „sadistischen Vergnügen“ dienen.
       
       Facebook hatte im Mai 2013 eine Sperre für Gewaltvideos eingeführt, nachdem
       sich Nutzer der Plattform darüber beschwert hatten, dass derlei Bilder zu
       dauerhaften psychischen Schäden bei den Betrachtern führen könnten. Am
       Montag gab das Unternehmen jedoch die Rücknahme der Entscheidung mit der
       Begründung bekannt, die Internetseite diene dem Austausch über das
       Weltgeschehen, wozu auch Terrorangriffe und Menschenrechtsverstöße
       gehörten.
       
       [2][Der britische Premierminister David Cameron] bezeichnete die Aufhebung
       der Sperre ohne entsprechende Warnhinweise als verantwortungslos. [3][Die
       Zeitung Guardian kritisierte], das Bilder von Schwangeren beim Stillen
       gelöscht würden, wenn die ganze weilbiche Brust zu sehen sei,
       Enthauptungsvideos aber nicht.
       
       ## Warnhinweise sollen helfen
       
       Facebook verteidigte die Kehrtwende. Den Nutzern sei daran gelegen, auch
       auf Menschenrechtsverletzungen oder andere Gewalttaten hinzuweisen. Wer
       solche Inhalte auf Facebook verbreite, tue dies oft, um die Taten zu
       verurteilen. „Falls sie aus Sadismus oder zur Gewaltverherrlichung geteilt
       werden, entfernt Facebook sie“, hieß es in der Erklärung weiter. Zudem
       werde die Einführung von Warnhinweisen geprüft.
       
       Auch das später entfernte Enthauptungsvideo war nachträglich mit einem
       solchen Hinweis versehen worden, wie aus Screenshots hervorgeht, [4][die
       unter anderem von der BBC] veröffentlicht wurden. Zunächst hatte es jedoch
       keine Warnhinweise, was Stephen Balkam, Vorsitzender des Family Online
       Safety Institutes in einem BBC-Interview kritisierte.
       
       Facebook hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als eine Milliarde Nutzer.
       Wegen des Umgangs mit deren persönlichen Daten steht das Unternehmen seit
       Langem in der Kritik.
       
       23 Oct 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://de-de.facebook.com/communitystandards
   DIR [2] http://www.theguardian.com/politics/2013/oct/22/facebook-irresponsible-beheadings-david-cameron
   DIR [3] http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/oct/22/facebook-beheading-videos-editorial-judgment-breastfeeding
   DIR [4] http://www.bbc.co.uk/news/technology-24628909
       
       ## TAGS
       
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