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       # taz.de -- Fruchtlose Verhandlung im Nahostkonflikt: Hamas will neue Intifada
       
       > In den Palästinensergebieten wächst der Unmut. Hamas ruft erneut zum
       > bewaffneten Aufstand auf. Man will sogar mit der verhassten Fatah
       > gemeinsam kämpfen.
       
   IMG Bild: Freund der Intifada: Ismail Hanijeh.
       
       JERUSALEM taz | Hamas-Chef Ismail Hanijeh wünscht sich eine neue Intifada.
       „Tausende Kämpfer stehen bereit für den großen Feldzug über und unter der
       Erde“, sagte er. Damit spielte er auf den Tunnel zwischen dem Gazastreifen
       und Israel an, den die israelische Armee vor knapp zwei Wochen freilegte
       und den sich die Extremisten im Kampf gegen Israel zunutze machen wollten.
       
       Anfang der Woche übernahm die Hamas die Verantwortung für den Tunnel. Die
       „bewaffneten Brigaden der Hamas haben den Tunnel ausgehoben“, erklärte ein
       Sprecher im regierungsnahen Radiosender Al-Aksa.
       
       Seite an Seite mit der Fatah, so appellierte Hanijeh an die Führung im
       Westjordanland, sollte der bewaffnete Widerstand wieder aufgenommen werden.
       Anlass seiner Rede ans Volk am Wochenende war der zweite Jahrestag der
       Freilassung Gilad Schalits. Im Tausch gegen den israelischen Soldaten, der
       fünf Jahre lang in Hamas-Geiselhaft saß, kamen über eintausend
       palästinensische Häftlinge auf freien Fuß.
       
       Die damals erzwungene Amnestie der Volkshelden markiert den letzten großen
       Erfolg der Hamas. Immer enger zieht sich seither der Strick um den Hals der
       Machthaber im Gazastreifen. Der Bruch mit Syriens Präsident Baschar
       al-Assad führte zwingend auch zum Bruch mit Iran. Anfang vergangenen Jahres
       zog das Hamas-Politbüro von Damaskus nach Katar um, das nun die Führung in
       Gaza finanziell unterstützt, dafür aber Absprachen verlangt.
       
       Ohne Zustimmung Dohas dürften die palästinensischen Islamisten zögern, neue
       Angriffe gegen Israel einzuleiten. Seit fast einem Jahr hält sich die Hamas
       auch aus Angst vor Israels Reaktion an den Waffenstillstand. Nach der
       Entdeckung des Tunnels vor zwei Wochen stellte Israel erneut die Lieferung
       von Baumaterial in den Gazastreifen ein. Besonders schwer trifft die Hamas
       nun noch die Schließung der südlichen Grenze. Ägyptens Soldaten haben den
       Auftrag, die von Palästinensern gegrabenen Tunnel zwischen Gaza und Ägypten
       zu sprengen.
       
       ## Kairo als strategischer Partner
       
       Offiziell fürchtet Kairo, dass die ägyptischen Muslimbrüder von
       palästinensischen Islamisten unterstützt werden. Die Hamas bestreitet jedes
       Zutun zu der innerägyptischen Auseinandersetzung: „Wir richten unsere
       Waffen nur gegen den zionistischen Feind“, betonte Hanijeh. Ägypten bleibe
       strategischer Partner.
       
       Dass die Hamas wichtige Verbündete verliert, mag auch ein Grund sein für
       den Appell Hanijehs zur nationalen Versöhnung mit der im Westjordanland
       tonangebenden Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Politisch sind
       die Fraktionen so zerstritten wie stets. Während die Hamas die laufenden
       Friedensverhandlungen mit Israel für „reine Zeitverschwendung“ hält, setzt
       Abbas noch auf den politischen Prozess. „Die Gespräche haben gerade erst
       angefangen“, gab sich Abbas am Wochenende vorsichtig optimistisch.
       
       Je länger die Verhandlungen fruchtlos bleiben, desto schwerer hat es Abbas,
       auch das eigene Lager bei der Stange zu halten. Im Westjordanland macht
       sich Frustration über die wirtschaftliche Misere breit und darüber, dass
       die palästinensische Polizei mit dem israelischen Sicherheitsapparat
       zusammenarbeitet, Israel aber trotzdem neue Häuser in den Siedlungen baut.
       Auch Hanijeh ging in seiner Rede auf die umstrittene Sicherheitskooperation
       ein, die im Ergebnis „dem Ziel des Widerstandes schadet“.
       
       22 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
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