# taz.de -- Flüchtlinge in Hamburg: Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause
> In Hamburg demonstrierten am Donnerstagabend rund 500 Unterstützer der
> Lampedusa-Flüchtlinge. Sie protestieren gegen die Überprüfung durch die
> Polizei.
IMG Bild: „Sie können auch bei mir wohnen.“ Wenn das nur mehr sagen würden
HAMBURG dpa | Rund 500 Unterstützer der sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge
haben sich am Donnerstagabend in der Hamburger Innenstadt versammelt. Die
Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz und verhinderte nach eigenen
Angaben einen Protestzug von Teilnehmern durch die City.
Es sei zu einigen Rangeleien zwischen Demonstranten und Beamten gekommen,
sagte ein Polizeisprecher. Aus der nicht angemeldeten Versammlung heraus
seien Böller geworfen worden. Später zogen die Teilnehmer in kleineren
Gruppen durch die Innenstadt. Auch dabei seien wieder Feuerwerkskörper
gezündet worden.
Erst am Dienstagabend war es im Hamburger Schanzenviertel zu
Ausschreitungen zwischen gewalttätigen Demonstranten und der Polizei
gekommen. Rund 1000 Menschen hatten gegen die Flüchtlingspolitik des Senats
und die Überprüfung der afrikanischen Flüchtlinge durch die Polizei
protestiert. Dabei flogen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf die
Beamten, von denen mindestens zehn leicht verletzt wurden.
Etwa 80 Afrikaner leben seit Juni in der St.-Pauli-Kirche. Sie sind nach
eigenen Angaben vor dem Bürgerkrieg in Libyen nach Italien geflüchtet, von
wo sie weiter nach Deutschland reisten. Sie fordern ein Bleiberecht in
Hamburg. Der Senat verlangt, dass sie individuelle Anträge stellen. Seit
vergangenem Freitag hat die Polizei von mindestens 19 Flüchtlingen die
Personalien überprüft.
In einem offenen Brief, der am Donnerstag bekannt wurde, wandten sich
Sprecher der Lampedusa-Flüchtlinge an den Hamburger Senat. Darin bitten sie
Bürgermeister Olaf Scholz und Innensenator Michael Neumann (beide SPD) um
ein Gespräch. In dem Schreiben heißt es unter anderem: „Wir sind nicht
grundsätzlich dagegen, unsere Papiere den Behörden auszuhändigen.“ Die
Flüchtlinge befürchten jedoch, dass damit nur die Abschiebung vorbereitet
werden solle.
In der Ausländerbehörde wurden am Donnerstag die Anhörungen der Flüchtlinge
fortgesetzt. Einer von ihnen stellte einen Antrag auf Asyl, berichtete
Behördensprecher Norbert Smekal. Ein weiterer habe keinen Antrag gestellt
und sei daher aufgefordert worden, das Land zu verlassen.
Die Innenminister und -senatoren der fünf norddeutschen Bundesländer
forderten unterdessen mehr legale Wege für Flüchtlinge nach Europa. Europa
müsse sich entscheiden, ob es Menschen in Not Schutz bieten oder sich
abschotten wolle, sagte der schleswig-holsteinische Innenminister Andreas
Breitner (SPD) zum Abschluss einer Konferenz am Donnerstag in Bremen.
18 Oct 2013
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