# taz.de -- Wahlergebnis: Mehr Grün für alle
> Wer sagt die Gunst der WählerInnen als wetterwendisch erklärt, hat
> Politik aufgegeben.
IMG Bild: Der Mann rechts steht eigentlich links der beiden Frauen. Und von denen darf die etwas Linkere künftig führen
Halb leer oder halb voll, das ist immer die Frage des eigenen Standpunktes.
Wer sagt, dass die Gunst der WählerInnen wechselt wie das Wetter, erklärt
die Wähler für unzurechnungsfähig, dagegen kann auch Politik nichts machen.
Nachdem die Grünen es vor einem Jahr geschafft hatten, die Zielsetzung
einer „Energiewende“ selbst bei der CDU durchzusetzen und bei
Meinungsumfragen zweimal so viel Zustimmung hatten wie jetzt bei der
Bundestagswahl, kam die Hoffnung auf, man könne politische Prozesse mehr
mitgestalten als das in der Schröder-Fischer-Regierung gelungen ist. Es ist
diese „Machtoption“, die eine Partei zu „mehr“ macht als zu einer großen
Bürgerinitiative.
Immerhin sind die Grünen bundesweit stolz auf ihren Winfried Kretschmann –
dann müssen sie aber auch etwas dafür tun, dass er bei der nächsten Wahl
nicht mit Schande vom Hof gejagt wird. Wenn eine Million WählerInnen zu SPD
und CDU abgewandert sind, dann haben die Grünen politisches Vertrauen
verspielt. Wollen sie mehr als darauf zu warten, dass die SPD sie wieder
einmal als Steigbügelhalter brauchen kann?
Das Feld der Steuer- und Finanzpolitik ist nicht für eine grüne
Profilierung geeignet. Auch auf dem Feld der Sozialpolitik können die
Grünen angesichts der finanziellen Zwänge nur zweitbeste Lösungen verkünden
und Abstriche von früheren wohlfeilen Wahlkampf-Parolen erklären. Wirklich
Vertrauen gewinnen können die Grünen unter solchen Umständen nur, wenn sie
deutlich machen können, dass etwas mehr „Grün“ der gesamten Gesellschaft
gut tun würde.
7 Oct 2013
## AUTOREN
DIR Klaus Wolschner
## TAGS
DIR Kerstin Andreae
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