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       # taz.de -- Fast 200 Tote bei Lampedusa-Drama: Eine „Schande“ für die EU
       
       > Immer mehr Leichen werden aus dem vor der italienischen Küste gesunkenen
       > Flüchtlingsschiff geborgen. Jetzt entbrennt die Diskussion über
       > Konsequenzen für die Politik.
       
   IMG Bild: Am Sonntag haben Rettungskräfte 83 weitere Leichen geborgen. Bislang gibt es knapp 200 Tote, 155 Menschen überlebten.
       
       ROM dpa | Nach dem Flüchtlingsdrama vor der italienischen Insel Lampedusa
       mit bislang knapp 200 Toten werden Forderungen nach einem Umbau der
       europäischen Flüchtlingspolitik lauter.
       
       Rettungskräfte hatten der Nachrichtenagentur Ansa zufolge am Sonntag 83
       weitere Leichen geborgen. Damit stieg die Zahl der Opfer auf 194, die
       Behörden rechnen mit weiteren Toten. Gegen die 155 Überlebenden soll wegen
       illegaler Einwanderung ermittelt werden. Ihnen drohen Geldstrafen von bis
       zu 5000 Euro. Das Schiff war am Donnerstag vor Lampedusa in Flammen
       aufgegangen und gekentert. Das Wrack liegt in etwa 40 Meter Tiefe.
       
       „Es ist eine Schande, dass die EU Italien mit dem Flüchtlingsstrom aus
       Afrika so lange allein gelassen hat“, sagte EU-Parlamentspräsident Martin
       Schulz der Zeitung Bild am Montag. Die Flüchtlinge müssten in Zukunft
       gerechter auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden. „Das heißt auch,
       dass Deutschland zusätzliche Menschen aufnehmen muss“, sagte Schulz weiter.
       
       EU-Parlamentspräsident Schulz forderte weiter, die EU-Staaten müssten auf
       ihrem Gipfel im Oktober in Brüssel über eine gerechtere Verteilung der
       Lasten des anhaltenden Flüchtlingsstroms beraten. Entwicklungsminister Dirk
       Niebel (FDP) sagte der Zeitung, die Tragödie zeige, „dass wir eine
       gemeinsame europäische Migrations- und Flüchtlingspolitik brauchen“.
       
       ## Friedrich: Schleuser bekämpfen
       
       Am Wochenende hatten neue Flüchtlingsboote mit Hunderten Menschen an Bord
       die italienischen Küsten erreicht. Die Regierung in Rom verlangte erneut
       mehr Unterstützung aus Europa und erwägt Gesetzesänderungen.
       
       Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sprach sich für schärfere
       Maßnahmen gegen Schlepper aus. „Fest steht, dass wir noch stärker die
       Netzwerke organisierter und ausbeuterischer Schleusungskriminalität
       bekämpfen müssen“, sagte Friedrich der Welt am Sonntag. „Die
       Schleuser-Verbrecher sind es, die die Menschen mit falschen Versprechungen
       in Lebensgefahr bringen und oftmals in den Tod führen.“
       
       7 Oct 2013
       
       ## TAGS
       
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