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       # taz.de -- Kommentar Tunesiens Islamisten: Demokratie wieder in Sichtweite
       
       > Tunesien wird oft belächelt in der arabischen Welt, so klein, so
       > unbedeutend. Aber sie könnten die ersten sein, die es zur Demokratie
       > schaffen.
       
   IMG Bild: Tunesische JournalistInnen und RechtsanwältInnen protestieren gegen die Rechtsbeugung der Islamisten.
       
       Das kleine Tunesien ist Vorreiter. Dies galt lange vor dem Beginn der
       Arabellion. Es war das erste Land in der arabischen Welt, das eine
       Verfassung hatte. Hier wurde die erste arabische Gewerkschaftszentrale ins
       Leben gerufen, und nach der Unabhängigkeit schrieb Tunesien erstmals die
       Frauenrechte fest. Und jetzt zeigt Tunesien wieder, wie es auch anders
       gehen kann. Opposition und Islamisten einigten sich auf einen Rücktritt der
       Regierung, um eine Entwicklung wie in Ägypten zu verhindern.
       
       Das kleine nordafrikanische Land versucht die tiefe Krise zweieinhalb Jahre
       nach dem Sturz der Diktatur friedlich beizulegen. Und es könnte gelingen.
       
       Die Islamisten von Ennahda wissen, dass sie nach den Morden an zwei
       Oppositionspolitikern immer tiefer in der Popularität sinken. Viele
       Menschen machen die Regierung indirekt dafür verantwortlich: Sie gehe zu
       lasch gegen religiöse Fanatiker vor. Auch die zahlreichen Verhaftungen und
       Verfahren gegen kritische Künstler wie dem Rapper Weld El 15 tragen zum
       Unmut gegen die Islamisten bei. Wollen sie bei den kommenden Wahlen ein
       einigermaßen gutes Ergebnis erzielen, müssen sie sich also mäßigen.
       
       Die Opposition hat hoch gepokert und letztendlich gewonnen. In die neuen
       Wahlen wird sie gestärkt und vor allem geschlossener als vor zwei Jahren
       gehen.
       
       Der Erfolg ist nicht zuletzt das Verdienst einer starken Zivilgesellschaft,
       die 2011 die Diktatur stürzte und seither den politischen Prozess
       aufmerksam verfolgt und ihre Rechte zu verteidigen weiß.
       
       All das stimmt optimistisch. Tunesien ist das Land, das aus der Arabellion
       als wirkliche Demokratie hervorgehen könnte – und es würde damit einmal
       mehr als Pionier in die Geschichte eingehen.
       
       6 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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